Der 8. März ist internationaler Frauentag. Bis zur Wende und auch noch eingie Jahre danach bin ich damit überhaupt nicht in Berührung gekommen. Erst, als ich – noch Studentin – bei einer Hausverwaltung im Osten der Stadt arbeitete, bekam ich am 8. März von meiner Chefin eine Rose mit den Worten „Herzlichen Glückwunsch zum Frauentag!“ Ich fragte nach und bekam als Antwort, das sei so üblich und früher hätte man dann an diesem Tag freigemacht und sei Tanzen gegangen. Schöner Brauch, dachte ich und vergaß den Tag über der Arbeit sofort wieder.
Im vergangenen Jahr war ich dann selbst die Chefin, die ihren Mitarbeiterinnen Rosen zum Frauentag schenkte. Ebenfalls ohne weitere Gedanken an den Hintergrund dieses Tages. Wertschätzung für ihre Arbeit an diesem Tag war mein Grund, ihnen eine Blume zu schenken. An anderen Tagen aber waren es mal Donuts oder Pizza oder Pralinen, ganz ohne Prädikat eines internationalen (Feier-)Tages. Ich weiß auch nicht, warum ich mich dabei unwohl fühle, nur an einem ganz bestimmten Tag meine Wertschätzung auszudrücken. Geschlechterungerechtigkeit wird davon nicht besser, gekämpft werden muss um gleichen Lohn, gleiche Rechte und gleiche Pflichten jeden einzelnen Tag des Jahres. Ich verweigere mich dem Postulat Feminismus wie allen anderen -ismen, die ich nicht für mich und meine Umwelt als wichtig erachte. Kämpfen und aufstehen heißt: Laut sein, keine Kompromisse eingehen, knallhart um seinen Lohn feilschen und vor allem heißt es „immer“.
Heute fühlte ich mich nicht unwohl, als ich die Blumen schenkte. Ich mag meine Kolleginnen und würde ihnen gern mehr Verantwortung, mehr Perspektiven und Entwicklungssprünge ermöglichen. Da ich das derzeit nicht kann, schenkte ich Rosen.
Besser macht es diesen Tag für mich nicht. Aber auch nicht schlechter.
Ich bin da auch nicht angekommen. Ich beobachte aber auch um mich herum, dass der Frauentag langsam aus dem Alltag verschwindet. Oder mein Umfeld ist (noch) westdeutscher geworden.
Mein Umfeld ist deutlich internationaler geworden, ich frage mich nur, ob ich nicht immer mehr veröstliche.