Zwei Tage Seminar liegen hinter mir. Uff. Schon am Ende des ersten Tages stand die Erkenntnis:
In fast jedem meiner bisherigen Jobs ereilte mich das Los in Form eines gemeinsamen Seminars mit den Kollegen. Mal waren wir projektbezogen zusammengewürfelt, mal ging es um eine Kreativarbeit und bei einer anderen Gelegenheit mussten wir doch tatsächlich nichts tun, denn es handelte sich um ein sogenanntes Incentive (mit Wasserspielen und Kultur – seitdem bin ich strikte Gegnerin davon, Kollegen in weniger als Alltagsbekleidung zu begegnen).
Als ich in die Führungskraftetage aufrückte, wurde es erst so richtig interessant. Wenn Alphatierchen zusammenkommen, kann man den ersten halben bis dreiviertel Seminartag für die Zurschaustellung von Platzhirsch(kuh)gehabe und das Sichern des besten Sitzplatzes bei den Oberchefs blocken. Vorher ist schlicht keine geregelte Arbeit oder gar ein Schulungsinhalt denkbar. Da können die Moderatoren und Seminarleiter noch so gut sein, das ist gesetzt. Zog sich das Seminar über mehrere Tage hinweg, sollte man auch die Abendgestaltung nicht außer acht lassen. Wichtigste Punkte: wer kann mit den Oberchefs am besten und längsten saufen? Wer schafft es, bei der flotten PR-Leiterin zu landen? Wo bekomme ich in einem Hotel in der Botanik Aspirin gegen den Kater am nächsten Morgen her?
(Für mich besonders entscheidend: kann ich die ganzen blöden Sprüche und Witze unauffällig twittern? Und, verdammt noch mal, warum gibt es hier nur so ein sauteures WLAN?)
Das aktuell überstandene Seminar ist zwar leider aus Gründen inhaltlich untwitter- und unblogbar, war aber immerhin überaus reich gesegnet mit Loriot-Momenten, sodass ich durchaus meinen Spaß hatte.
Kennen Sie diese Kollegen, die ihre Einwürfe mit den Worten „Ich möchte noch hinzufügen, dass …“ beginnen und dann in einen sehr uninteressanten, verworrenen Monolog driften? Und jene, die sich klassenclowneresk verbünden, um durch fortwährendes Schwätzen und Lästern den Betrieb stören? Und diese eine Kollegin, noch neu in der Runde, die sich an einen einsamen Strand träumt, ein Glas Gin & Tonic in der Hand, die aber verzweifelt versucht, sich nicht ganz abwesend zu verhalten?
Biweilen sehr zäh und überaus ergebnisoffen. Die Folge:
Und das dringende Bedürfnis, mir am Abend nach dem Seminar neben einer erklecklichen Anzahl von Ouzos noch das ein oder andere Hopfengetränk zu geben.
Das nächste Seminar winkt übrigens bereits im April kommenden Jahres. Ich freue mich.