WMDEDGT 02/17.

Frau Brüllen fragt, was wir eigentlich den lieben langen Tag so machen und zwar immer am 5. eines Monats. Dieser 5. Februar wird der letzte 5. für die nächsten sechs oder sieben Monate sein, der nicht in gewohntem Umfeld passiert. Auf Reisen sehen auch die 5. eines jeden Monats anders aus.

Ich stand recht früh auf, um noch zwei Kisten ins Lagerabteil und hinterher die knapp 100 Kilometer zur Schwiegermutter zu fahren – der letzte Besuch vor der großen Reise, daher wappnete ich mich schon gegenüber den zu erwartenden Gefühlsausbrüchen. Mittags angekommen warfen wir erst einmal ein paar Mini-Pizzen in den Ofen, denn üblicherweise hatte sie noch wenig bis gar nichts gegessen und bei einer so schlanken Dame mit notorisch angegriffener Gesundheit sollte ein wenig Gesellschaftsessen nicht schaden können. Dann ging es ans Aufgabenabarbeiten. Sie macht immer gern eine kleine Liste der Dinge, die sie selbst nicht erledigen kann und ich übernehme das dann oder lasse es auch. Wir fanden zum Beispiel heraus, dass die Auswurftaste des DVD-Players gar nicht kaputt ist, aber sie auch nur auswirft, wenn eine DVD oder CD im Laufwerk steckt. Einfache Lösung!

Und auch der Drucker druckt nach dem korrekten Einlegen der Druckerpatronen wieder schöne Druckwerke! Man soll bei alten Leutchen immer ein gerüttelt Maß an Verständnis in der Tasche mitbringen, denn wer weiß schon, wie tüdelig wir eines Tages sein werden?

Nach der Reparatur des elektronischen Fieberthermometers – eine kleine, frische Batterie hilft mitunter Wunder – musste ich den eigens frisch aufgetauten Apfelkuchen kosten. Ich hasse Apfelkuchen, wenn er frisch aufgetaut ist und bissfeste kleine Eiskristalle beinhaltet. Aber nun ja, man kann es sich nicht aussuchen, aber ich umschiffte das zweite Stück elegant mit dem Hinweis auf das zu erwartende Hüftgold. Danach kamen wir zu dem Ordnen und Klären von Papieren, Ansprechpartnern und Informationen. Immerhin bin ich etliche Monate weg und es ist schon ganz gut, wenn auch meine Freunde und Bevollmächtigten wissen, dass sich meine Schwiegermutter bei ihnen melden könnte.

Wir plauderten dann noch ein wenig über den Mann, über die Notwendigkeit, die Eheringe für unterwegs mitzunehmen, auch, wenn ich sie schon seit November nicht mehr ständig tragen mag. Und wir sprachen über seine Ex-Freundinnen, von denen doch nur zwei Gnade unter Schwiegermutters Augen gefunden hatten. Ich erzählte ihr von meinen Ex-Freunden, mit denen ich doch überwiegend noch sporadischen bis guten Kontakt habe und gegen die ich keinerlei Groll hege, denn sie sind und waren doch sehr freundliche, wenn auch unpassende Partner. Sehr nebenbei fragte sie mich nach aktuellen Lieben oder dem, was ich mir so vorstelle für mich. Was sagt man da? Dass alles offen ist, was das Leben noch für mich bereit hält, in jeglicher Hinsicht? Verletzt man sie, wenn man klarstellt, dass der Mann, ihr Sohn, nicht der letzte Mann an meiner Seite gewesen sein wird? Manche Dinge sind gut, wenn sie nicht weiter ausgeführt werden und so nahm ich das Lenkrad wieder in die Hand und fuhr das Auto zum Mechaniker des Vertrauens, der es über den TÜV hieven wird, sodass ich es am Mittwoch wieder in der kleinen Stadt am Rande des Universums abholen kann.

Eine knappe Stunde Regionalexpressfahrt später saß ich auf dem Sofa und baute die neuen elektronischen Superdupergeräte zusammen: Mikro, Adapter, Stativ – die komplette Ausrüstung zum Filmedrehen für unterwegs. Man muss ja was zum Üben haben. Den Rest des Abends las ich noch ein wenig.

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