WMDEDGT 09/17.

#WMDEDGT bringt einmal monatlich und immer am 5. den Tagesablauf ins Internet. Initiatorin des Ganzen ist Frau Brüllen. 

Gegen fünf wachte ich das erste Mal auf. Ich hatte mich so unschön in meine Bettdecke gewickelt, dass ich mein rechtes Bein nicht mehr bewegen konnte. Ich schlief nach der ordnungsgemäßen Entwickelung noch einmal ein, bis um kurz vor acht der Wecker klingelte. Ich trödelte ausgiebig im Bad herum und befand hinterher, dass der Duschkopf mal wieder eine Entkalkungsaktion verdiente. Logisch, dass dann gleich das gesamte Bad noch einmal gründlich geputzt werden musste.

Ich hatte um zehn eine Verabredung mit der heimurlaubenden Madame Modeste in einem Straßencafé unseres Viertels, wo es verlässlich günstiges und gutes Frühstück gibt. Draußen war es wärmer als gedacht, 20 Grad und Sonne, das darf gern noch bis in den Oktober so weitergehen. Ich lief die paar hundert Meter zum Café und freute mich, dass noch nicht alle Tische auf dem Gehweg besetzt waren. Kurz nach mir traf auch Madame ein, in ein leuchtend rotes Kleid gewandet. Das sollte sie öfters tragen, es steht ihr ausgezeichnet und lässt sie strahlen. Ich bestellte mir ein Käsefrühstück und Rührei, während Madame die deftige Weißwurstvariante verspeiste.

Gegen zwölf hatten wir ausgeratscht und ich fuhr zu meinem Lagerabteil, wo meine Kisten, Koffer und Kästen während der Reise untergebracht waren. Ich lud das Auto voll und schaffte immerhin die meisten meiner Schuhe, Kleider und einige Unterlagen in die Wohnung. Bevor ich wieder einräumte, mistete ich eifrig aus. 57 Paar Schuhe sind eindeutig zu viel. Viele hatte ich seit zehn, fünfzehn Jahren nicht mehr an und setzten aus rein nostalgischen Gründen Staub an. Ab in den Müll damit. Ausgelatschte Schuhe werden nicht mehr weitergegeben.

Um drei war ich auf einen Schlag so müde geworden, dass ich einen kleinen Mittagsschlaf auf dem Sofa einlegte. Ich schlief tatsächlich eine gute Stunde und wachte ein wenig belämmert vom Klingeln meines Handys auf. Die Freundin wollte wissen, ob wir am Wochenende ausgehen. (Wollen wir! Es gibt da draußen einen Cocktail mit unserem Namen darauf.)

Danach schob ich eine Trommel Wäsche in die Maschine und machte mich daran, den Balkon ein wenig aufzuräumen. Die Untermieterin war zwischenzeitlich zwei Wochen nicht in Berlin gewesen und das hatte den meisten der im vergangenen Jahr gezogenen Kräuter den Garaus gemacht. Was nicht weiter schlimm ist, aber dieses trockene Gestrüpp sah so traurig aus, dass ich es nicht länger ansehen wollte. Daher steht in dieser Woche bestimmt noch ein Besuch in einem Gartenbaumarkt an, Herbstblüher kaufen.

Gegen sechs machte ich mir einen Toast, nach dem ausgiebigen Frühstück hatte ich gar keinen Hunger mehr auf Mittagessen gehabt. Ich machte noch ein wenig Buchhaltung und bearbeitete E-Mails. Der Alltag hat mich langsam wieder. Meine drei interessierten Tinder-Herren wollten auch noch beantwortet werden und so ging die Zeit herum. Beim Aufräumen hatte ich meine alten Tarot-Karten wieder entdeckt, mit denen ich mir während eines Kreta-Urlaubs meine Cocktails im Hotel verdient hatte. Auch eine der Geschichten, die ich vielleicht dereinst einmal erzählen muss…

Den Rest des Abends verbrachte ich auf dem Sofa, schreibend und lesend. Der Fernseher hat für mich seit mehr als drei Monaten überhaupt keine Anziehungskraft mehr. Es läuft einfach nichts, was mich noch interessiert. Vermutlich ist es Zeit für Netflix oder Amazon Prime. Oder ich lasse es einfach. Reine Zeitverschwendung.

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