[Was schön war] #kw08/17.

Die achte Kalenderwoche endete mit Vielem, was schön war und einigem, was sehr schön war. Und einem kleinen Rant.

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Ich bin angekommen. In meinem Dasein als Alleinreisende. Ich muss nicht unbedingt in Kontakt mit anderen Reisenden kommen und reduziere menschliche Kontakte auf fokussierte mit jenen, die notwendig sind oder die ich auch wirklich möchte. Dieses Suchen nach Kontakten, um nur ja nicht einen Abend allein zu verbringen oder den nächsten Ausflug gemeinsam zu planen, das, was jüngere Traveller in ihren Lonely Planet-Hotspots so gern tun, das ist für mich nicht mehr wichtig. Ich lese lieber Jane Austens Lady Susan in Ruhe zu Ende oder recherchiere ein bisschen vor mich hin.

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Dennoch bleibt die Kommunikation nicht auf der Strecke. Mit der Freundin via WhatsApp zu telefonieren und herumzukichern, weil es eben alles lustig ist (happy Pizza…). Mit den Daheimgebliebenen zu mailen, die mich an ihrem Alltag weiterhin teilhaben lassen. Sich mitfreuen, wenn sie ebenfalls einen kleinen Auszeitschlenker in ihre notwendige Reise einbauen. Per Skype telefonieren. Alles schon in der vergangenen Woche geschrieben, fällt mir auf. Es scheint also doch nicht so unwichtig zu sein. Vielleicht auch ein Ersatz für die Travellergemeinschaft, der ich nicht angehören will, weil sie immer auch ein Element des Urteilens birgt. Wieder gemerkt, als ich mich mit B. aus Konstanz unterhielt, die mit ihrem Mann fünf Wochen in Kambodscha weilt und mich mit hochgezogener Augenbraue fragte: „Wie, du hast alles schon vorgeplant? Aber das ist doch kein travellen!“ Ja, richtig. Das ist wohl nicht die Art zu reisen, wie du sie bevorzugst, liebe B. Aber erstens bin ich auch allein unterwegs und zweitens nicht mehr 25 (du auch nicht, du bist nur ein Jahr jünger und hast schon die erste Enkelin), und außerdem mag ich es einfach, Dinge vorzuplanen.

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Das Strandleben. Egal, ob in Wustrow, meinem bevorzugten Ferienort in Deutschland, oder in Otres Beach – Meer und Wind und Sonne streicheln die Seele.

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Die Menschen. Die hier lebenden Menschen. Die, welche sich hier engagieren und versuchen, in ihrem Rahmen und mit ihren Mitteln, etwas zu schaffen, was nachhaltig ist und Hoffnung gibt. Diese Menschen machen die Touristen wieder wett, die sich über die zwei-, dreimal Stromausfall am Tag und das mitunter wackelige Internet beschweren. Was denken sie sich eigentlich? Sie sind in ein Land gereist, das vor knapp 20 Jahren einen langandauernden Bürgerkrieg und eine Schreckensherrschaft hinter sich gebracht hat, ein Land, in dem es fast keine alten Menschen mehr gibt, weil sie alle umgebracht wurden, um einen neuen Menschen zu erschaffen. Sie sind in ein Land gereist, weil es cool und chic ist, mal da gewesen zu sein, aber mit den Erwartungen, dass hier alles so läuft wie in Phuket oder Pattaya oder auf Koh Samui oder in Europa? Die gut geölte Tourismusmaschine? Bleibt doch zuhause. Ihr stört hier. Ihr stört und verstört die Menschen, die hier eine Siebentagewoche haben, die sich für euch hier in tropischer Hitze – und ja, auch Kambodschaner finden es heiß – ein Bein ausreißen, um euch kühle Drinks zu servieren. Ihr verliert euer Gesicht, wenn Ihr am Pool hängt, ein Bier in der Hand, eine Zigarette in der anderen und rummault, weil halt eben keiner das neue Bier so-fort!!! gebracht hat. Fremdscham.

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Ach, ich wollte ja über das Schöne schreiben: Es ist schön, unterwegs zu sein und Dinge zu erleben. Es ist schön, dass die Bilder vom sterbenden Mann nur noch selten auftauchen und wenn, dann nur geblitzdingst und von anderen Bildern sofort überlagert. Es ist schön, dass ich mich auf die nächsten Ziele freue. Und es ist schön, dass ich bei aller Reiserei doch das Gefühl habe, dass meine Wurzeln so tief in die preußische Erde eingewachsen sind, dass ich wohl nicht auf die Idee kommen werde, sie woanders einzupflanzen.

2 Gedanken zu „[Was schön war] #kw08/17.

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