Meine tägliche Tramfahrt dauert in der Regel sieben Minuten und beinhaltet alles, was man morgens noch vor neun Uhr nicht haben möchte. Ungewaschene, Schlechtgelaunte, Drängler, Müde, Wache, … – kurz: Menschen. Was mich besonders auf zwei, mir in meiner morgendlichen Soziopathie besonders ungeliebte Exemplare bringt: die Ungewaschenen und die Wachen/Wachtelefonierer.
Bei den Ungewaschenen bin ich mir nicht so sicher: allgemein mangelndes Hygieneempfinden oder Abendduscher? Abendduscher sind mir ohnehin ein Rätsel. Ich kann es riechen, ob jemand morgens nicht geduscht hat oder sich (in meiner Kindheit war das ja üblich) nur die entsprechenden duftrelevanten Stellen gewaschen hat. Das ist so ein Grundgeruch, nichts schlimmes, aber es riecht eben nach einem ganz leichten Nachtschweißfilm mit einer käsigen Note. Ganz selten mischt sich noch eine Liliennoten hinein. Halten Sie mich ruhig für bekloppt, aber das ist nun mal meine Nase, die das so riecht.
Die Wachen indes hasse ich. Besonders die Wachtelefonierer. Was morgens so an Betriebsinterna und Absprachen ins Handy geplaudert wird! Wahre Gleichberechtigung haben wir übrigens erst erreicht, wenn die telefonierenden Businesskasper eine 50:50 Quote haben. Eine kleine Umfrage auf Twitter gab dem weiblichen Pendant übrigens den sehr schönen Namen „Businessgretel“. Ich verweigere berufliche Gespräche, bevor ich im Büro angekommen bin, auch als Führungskraft. (Ach, das wäre ja auch ein hübsches Thema der Alltagsminimalien: Work-Life-Balance und Wichtigkeitspostulate. Na, vielleicht beim nächsten Mal.)