1,5 Kubikmeter.

Das ist etwa so groß wie ein Sarg. Mehr Platz habe ich nicht gemietet. Auch Gräber sind ja nur gemietet, aber meine 1,5 Kubikmeter würde ich schon gern wieder lebend kündigen. Denn da die Wohnung hoffentlich einen netten Untermieter bekommt, muss ich ausmisten. Die Herzensdinge, die jemand Fremdes nicht unbedingt betasten soll, ebenso wie Kleidung, Ordner und diverses Kleinmobiliar und technische Geräte – alles muss raus und alles muss in handliche Kartons verbracht werden, damit das angemietete Storage-Abteil in der oben genannten Größe ordentlich gefüllt werden kann.

Damit die Wohnung in einen übergabefähigen Zustand verbracht wird, ist Áusmisten angesagt. Neben meinen persönlichen Dingen fallen mir immer wieder die Sachen des Mannes in die Hände. Wussten Sie, dass wir eine Grundschule mit Kugelschreiben hätten können? Oder die halbe Welt mit Kabeln umspannen? Nun, er hatte ja schon viel vorgearbeitet in den Monaten und Wochen, als er noch genügend Aktionsradius und Kraft dafür hatte. Aber es bleiben eben immer noch Dinge übrig. Ich miste also zwei Leben aus. Was von ihm übrig bleibt, habe ich in einer großen Reisetasche: Fotos, Dokumente, seine Uhren. Der Rest ist digital. Vieles davon wird seiner Tochter übergeben, die ja hoffentlich irgendwann selbst Kinder haben wird und dann vielleicht etwas über deren Großvater zu berichten weiß.

Aber was bleibt wohl wirklich Persönliches von mir? Ähnlich wenig wie vom Mann, nehme ich an. Dazu noch etwa 13 haptische Tagebücher, sofern ich sie nicht vorher verbrenne, und dieses Blog hier. Ein wenig Schmuck, meine drei geliebten Gemälde, mein mich seit der Kindheit begleitender Stoffhase. Für meine Erben müssen dann 1,5 Kubikmeter Persönlichkeit dicke ausreichen, um Ordnung zu schaffen. Also: weiter ausmisten. Es sind noch deutlich mehr als drei Kubikmeter.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert