KleiderOrdnung.

Der Schrank muss leer werden, bis in drei Wochen die Untermieterin auf Zeit übernimmt. Etliches habe ich bereits aussortiert, weil nun wirklich nicht mehr up to date, altersgerecht oder schlicht fadenscheinig geworden. Aber vor dem Schrankteil mit den Kleidern, den Blusen und der Businesskleidung habe ich mich bislang gedrückt. Mit gutem Grund: anders als bei den T-Shirts, Longshirts, den Jeans und Röckchen haben fast alle dort untergebrachten Kleidungsstücke eine Geschichte oder sind besondere Lieblinge, die zwar nicht mehr „so richtig gut“ passen oder einfach nur noch aus nostalgischen Gründen in meinem Besitz sind.

Zum Beispiel der Nadelstreifenanzug. Mein erster richtiger Businessanzug, geschenkt vom Stiefvater, der an den vorher getragenen Hyper und Munter-Teilchen etliches zu bemängeln hatte – vor allem die Qualität. Und der Nadelstreifige einer guten Marke sieht in der Tag heute noch so edel und schlicht aus wie vor fast fünfzehn Jahren. Ich müsste allerdings auch noch die Figur von vor fünfzehn Jahren haben. Kommt trotzdem in die Einlagerungsbox.

Oder das silberne Satinkleid im Suzie Wong-Stil von Joseph Janard, das ich zum Spottpreis von 39 Euro auf der Durchreise in Rosenheim erstanden hatte. Zweimal getragen, danach war ich auf Premieren oder Empfängen in anderen Kleidchen unterwegs. Aber ich liebe dieses Graffiti-Print auf Silber! Punk meets Lady – da kann mir keiner was.

Ein anderes silbernes Satin-Etuikleid samt Blazer und Bolero wird sorgsam in einen Kleidersack verpackt. Denn es ist mein Hochzeitskleid. Ich habe es danach noch auf einem Ball, einer Party und zu einem Empfang getragen. Das gebe ich niemals her.

Oh, und mein Dirndl! In München erstanden, kein Edeldirndl wie früher, die original Chiemgauer Dirndl oder später dann jene Trachtenkleider aus Salzburg, die meine Großmutter immer trug (auch im Hessischen war das mal gern gesehene Mode). Aber der Mann hatte mich überredet, doch noch einmal ein Dirndl zu erstehen, denn immerhin habe ich ja noch die alten Schürzen meiner Großmutter, das Brusttuch und den Priener Hut, zu dem das schlichte schwarze Leinendirndl mit schwarzen Perlenapplikationen deutlich besser passt als diese ganzen Barbie-Dirndl der Münchner Schickeria. Allein, ich war noch nie auf dem Oktoberfest.

So arbeite ich mich Kleiderbügel um Kleiderbügel vor und erinnere mich an so manche schönen Momente und Anlässe. Es fällt schwer, irgendwie kommt es mir vor, als müsste ich mein Leben Stück für Stück loslassen. Ich seufze kurz auf und denke an die vielen Kleidungsstücke des Mannes, die ich vor nicht einmal fünf Monaten aus dem Schrank nahm, um ihn loszulassen. Leichtes Gepäck, sage ich mir, ein Koffer und den Humor, das Wissen und Mut – mehr brauche ich in den nächsten Monaten nicht. Also weiter, immer weiter.

Dann noch der chinesische Seidengehrock in rot, hart erhandelt und passend sowohl zu Jeans als auch zu Cocktailkleidung. Halt! Der kommt erst einmal nicht in die Einlagerungsbox. Auch das grüne Star Trek-Gedächtniskleid, das Lederkleid und das rote Punktekleid werden vorbehalten. Nur Lieblingsstücke sollen mit auf die Reise. Was kommt mit, was bleibt hier? Das entscheide ich nächste Woche.

In meinen Koffer packe ich… Das wird der erste Beitrag im Reiseblog sein.

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