Was war besonders schön in der vergangenen Woche? Was war aufschreibenswert, um sich daran zu erinnern? Die Reiseedition von „Was schön war“ geht in den dritten Monat, und ich bin immer noch überrascht über dieses Unterwegssein mit allen seinen Auswirkungen, Erfahrungen und Bildern.
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Es ist soweit: ich beginne, mich in der fremden Sprache wohl zu fühlen. Ich kann Witze machen, Wortspiele ausprobieren und sogar versuchsweise eine hitzige Diskussion über Rentenkassen führen. Es ist immer noch mühsam, aber ich freue mich wie eine Schneekönigin, wenn mir das (von Herzen kommende) Lachen meines jeweiligen Gegenübers zeigt, dass meine schlechten Witze auch auf spanisch funktionieren.
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Meine kackfrech ins Blaue geschriebenen Akquisemails haben erste Erfolge gezeitigt: ich habe den Auftrag bekommen, für eine Wochenzeitung in Chile ein Portrait zu schreiben. Dass nun das Reiseblog auch technisch langsam wieder auf die Beine kommt, erleichtert mich ungemein, denn es ist ja zugleich eine Art Visitenkarte für derlei Kleinaufträge. Andererseits warten das noch drei bis vier nicht fertiggestellte Blogbeiträge, die ich einfach nicht zu Ende bringe. Nicht schön, aber immerhin passiert zurzeit ja doch so einiges an Schönem, das mich ablenkt und bestens unterhält.
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Von der Mutter einer Patientin zum Abendessen eingeladen worden. Ich bin sehr gespannt.
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Einen überaus amüsanten Abend mit dem Verehrer in einer Bar im Viertel Bellavista verbracht. Er hat eine außergewöhnlich schöne Gesangsstimme und kann damit einen ganzen Laden für sich einnehmen, mich eingeschlossen. Das darf gern so weitergehen, bis ich abreise.
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Nach Patagonien gereist. Mit nur knapp drei Stunden Schlaf von Punta Arenas über Puerto Natales auf eine einsame Estancia mitten im Nationalpark gefahren. Kleiner Tipp: immer noch eine bis zwei Stunden auf die Wegzeit draufschlagen. Zweiter kleiner Tipp: tauchen dunkle Flecken auf der Straße auf – sofort runter vom Gas. Das sind in der Regel ausgewaschene Oberflächen mit Schotter und die können in Nullkommanichts die schönsten Kratzer am Mietwagen verursachen. Dritter kleiner Tipp: glänzen die Flecken, umfährt man sie am besten ganz vorsichtig. Dann umgeht man auch das Risiko, in einem Schlagloch von der Größe einer Kinderbadewanne zu verschwinden. Und letzter kleiner Tipp: taucht das Schild „Peligros“ auf, ist es schon zu spät, vom Gas zu gehen. Aber ansonsten alles kein Problem.
Anders als das sehr eher vergeistigte französische Ehepaar, das ich auf der Estancia traf, kann ich nämlich Reifen wechseln und muss keine drei Stunden warten, bis Hilfe kommt. Das hat mir mein Stiefvater gleich nach dem Führerscheinerwerb beigebracht, was ich immer noch sehr, sehr schätzenswert und schön finde.
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Einen ganzen Tag im Sattel gesessen und mit dem Guide und seiner Freundin durch Patagoniens Nationalpark „Torres del Paine“ geritten. Am nächsten Tag kaum Muskelkater gehabt.
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Nandus, Guanakos, Kondore, Füchse („Zorro“, wisster Bescheid) gesehen.
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In Punta Arenas ein bisschen durch die abenddämmerigen Straßen gewandert und gedacht: von hier aus noch 1.500 Kilometer bis zur Antarktis. Ich bin weit gekommen auf meiner Reise.