Die Schönheit dieser Woche muss auf zwei Länder verteilt werden, denn nun bin ich in Buenos Aires und Santiago liegt hinter mir.
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Meine Kurzreise mit Jobanteil entpuppte sich als durchaus denkwürdig. Einen in Chile lebenden Reichsbürger samt Aluhutpreisverdächtigen Verschwörungstheorien live und in Farbe zu sehen und zu sprechen war fast zu viel für mich und meine Selbstbeherrschung. Den Termin dann doch mit Anstand und Würde hinter mich gebracht und darüber nachgedacht, wie viel von den Inhalten ich präsentieren möchte ohne dass es jobschädigend wird.
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So simple Dinge wie eine letzte Pediküre und Massage vor der nächsten Reiseetappe haben erheblich zum Wohlbefinden beigetragen und den Abschied ein wenig erleichtert.
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Eine tolle Frau getroffen, die ihr Leben selbst in der Hand hält. Die an jedem verdammten Samstag zusätzlich zu ihrem anstrengenden Job als Psychologin Chinesischunterricht genommen hat, um dann ein Jahr in Peking zu leben – einfach, weil sie es wollte. Wie schade, dass meine Zeit in Santiago vorbei ist – wir hatten sofort einen Draht und hätten uns die eine oder andere Nacht mit Tanzen um die Ohren schlagen wollen.
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Ich habe mich der lateinamerikanischen Pünktlichkeit mehr als angepasst und treffe nun endlich immer eine Viertelstunde nach dem vereinbarten Termin ein. Das hat dem Verehrer übrigens nicht gefallen. Ich habe tatsächlich den einzigen Chilenen abbekommen, der auf die Minute pünktlich ist. Das muss dieser binäre Sinn für Romantik der Informatiker sein.
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Am letzten Abend noch viel Lachen und ein paar traurige Momente mit dem Verehrer. Der frühe nächste Morgen des endgültigen Abschieds. Das mit ungewohnt gepresster Stimme in mein Ohr geraunte „te quiero“*, während der Taxifahrer die Taschen in den Kofferraum lud. Sein Gesicht, wie er im strömenden Regen vor dem Taxi stand. Der Moment, wie er seine Hand auf die Scheibe legte und ich die meine von innen dagegen. Kleine Bilder, die ich in mein Herz einschließe und mitnehme, weil sie Teil sind einer Romanze, wie sie eben sein sollte. Mit Anfang, viel Dazwischen, etwas Herzschmerz, dem Gefühl, da ist doch tatsächlich jemand, der einem leider viel zu ähnlich ist, um wirklich gut zu tun. Und einem Ende mit einem bisschen mehr Gefühl, als es einer kleinen Romanze eigentlich zusteht.
Sie wollten Telenovela? Bitte schön. Das war sie.
*das wollen wir mal bitte nicht überbewerten, das wird hier gern bei jeder Gelegenheit gesagt. Und nach drei Tagen werden die Herzschmerznachrichten via WhatsApp auch weniger.
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Gut in Buenos Aires angekommen, wurde ich am zweiten Abend vom alten Uni-Freund gleich auf eine Party mitgeschleppt. Auch hier bauen Sie bitte wieder eine Telenovela-Szene ein: ein Loft über den Dächern von Palermo, viele schöne, sehr polyglotte Menschen, Gespräche über Kultur, Kunst, Politik auf dem gleichen Niveau, Party bis um halb vier und die Polizei kam, Tanz und Bier und gutes Essen. Kontakte knüpfen.
Freude, in dieser Stadt genau das zu erleben.
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Am nächsten Tag mit drei zauberhaften Frauen aus Syrien, Indien und Spanien rausfahren ins Grüne und ausgiebig über Männer im Allgmeinen und Latinomänner im Besonderen lästern. Oder wie K. aus Kalkutta sagte: „It’s just that I tease them to please them. Then I finish my drink and go home for a good sleep.“ Ein guter Rat. Männer Argentiniens, seid gewarnt.
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Den Sonntag mit der in Argentinien lebenden Arbeitskollegin der besten Freundin verbringen. Eine kleine Party für das kommende Wochenende in meiner Wohnung planen. Eine Verabredung mit einer kleinen Brauerei für Handcrafted Beer nach deutschem Reinheitsgebot („wir haben gerade ein dunkles Hefeweizen angesetzt“).
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Die Vorfreude auf eine kleine Reise nach Ushuaia, seit mehr als zwanzig Jahren ein Ort mit magischem Namen für mich. Wahrscheinlich werde ich erfrieren, aber dann wenigstens am Ende der Welt. Das haben ja schon andere getan und sind in die Geschichte eingegangen.