Im Englischen gibt es den schönen Ausdruck betwixt and between, über den ich vor vielen Jahren schon einmal im Altblog geschrieben hatte. Vieles im Leben wiederholt sich, und auch, wenn die damalige Situation eine ganz andere war, bin ich gerade sehr in einer Zwischenwelt, einem Zustand des Nicht-mehr-Seins und Noch-nicht-Werdens. Und eine kleine Metaebenen-Ähnlichkeit gibt es auch: damals hatte ich gerade Meike Winnemuths Reise um die Welt begeistert und sehnsüchtig mitgelesen, und nun geht es mir genauso wie ihr nach dieser Ausnahmezeit.
Schon der erste Abend in der eigenen Wohnung ließ mich ratlos zurück. Wer war die Frau, die hier früher wohnte, erst allein, dann mit dem kranken Mann und später wieder allein? Die, wie ich finde, einen ganz guten Geschmack besitzt und ein Händchen für die Inneneinrichtung, die aber auch viel zu viel Unnützes in den Regalen hat. Dafür sehr viele Bücher. Die eine Vorliebe für Kleider hat, für weiße Blusen (sechs! und die aus dem Lager sind noch nicht wieder im Schrank angelangt…). Deren ganze Wohnung ein Versuch zu sein scheint, sich ein stilvolles Zuhause zu schaffen, eines zum Freunde einladen, gut Essen und Trinken. Ein repräsentatives Heim für eine beruflich erfolgreiche Alleinstehende, die niemanden so recht mehr in ihr Leben lassen möchte, es sei denn, sie erlaubt es. Nach ihren Regeln.
Der Versuch, diese Frau zu orten und in mir wieder zu verorten, ist zum Scheitern verurteilt. Zu Beginn der Reise sagte die Freundin: „Du wirst eine Andere sein, wenn du zurück kommst.“ Ich lachte. Aber sie hat Recht behalten. Diese Frau von vor fast sieben Monaten bin ich nicht mehr. Reste finden sich; in der Liebe bleibe ich wohl für immer ein Einsiedlerkrebs, sonst hätte ich meine Koffer dauerhaft an einem anderen Ort ausgepackt. In Sachen emotionaler Schadensbegrenzung bin ich sehr gut trainiert.
Die Frau mit Plan A, B, C und der Notfallalternative D gibt es gerade nicht mehr. Oder doch? So viele Pläne, Projektideen und Luftballons schwirren in meinem Kopf umher. Alle mit dem Ziel, nicht mehr zu erstarren, lebendig zu bleiben und weiter zu lernen. Es wird ein langer Weg werden, bis ich wieder in mir angekommen bin. Vielleicht der beschwerlichste Teil dieser Reise, zu der ich an einem Februarsonntag aufbrach und die mir so viel gegeben hat, dass es für mehrere Leben reichen würde.
Wir werden sehen, wohin mich diese neue Reise führt.
So oft habe ich dieses Blog gelesen – eine völlig andere Welt ! So tief und bewegt, manchmal dunkel, oft so erhellend ! In meiner kleinen heilen Welt ein Guckloch in die Galaxie des möglichen! Ganz sicher ergeben sich Projekte, Wege, Möglichkeiten ! Ich drücke die Daumen und lese staunend mit ! Grüße von einer stillen Mitleserin, Janina
Vielen Dank, liebe Janina. Ich hoffe auch, dass die Zukunft sich als heller erweist als die Vergangenheit. Bunter darf sie auf jeden Fall sein, das hat die Reise mir schon einmal gezeigt.