Gerade sind es nur vier Stunden Zeitverschiebung zu Deutschland, bis zum 30. März, dann werden es fünf sein und ab April für drei Monate sechs. Man steckt ja nicht drin, aber es wäre schön, wenn es bei vier Stunden bliebe, das macht vieles angenehmer.
Sowieso ist mir Deutschland so weit weg im Moment. Hier ist es Sommer, sehr warm, man lebt draußen, sucht Schatten, trinkt kühle Getränke im Biergarten und lobt ganz allgemein, dass es hier in Santiago keine Mücken gibt. Jedenfalls keine, die sich bislang besonders auf mich konzentriert hätten. Ich bin offenbar nicht exotisch genug, sie verschmähen mich. Sehr lobenswert.
Die Dinge ordnen sich. Es fehlen noch einige administrative Prozesse, dann kann ich hier weiter ruhig leben und arbeiten. Was es für Ausländer bedeutet, in einer fremden Kultur Behördensprech zu verstehen, wird mir gerade erst bewusst und ich habe Hochachtung vor jeden, der dies in Deutschland schafft und sich durch die Mühlen der Bürokratie kämpft (beinahe hätte ich Demokratie geschrieben – Freud, bist du’s?).
Es sind einige Menschen aus meinem Leben gefallen. Ganz unbemerkt und leise. Vielleicht macht es die Entfernung, die manchmal auch nur aus ein paar Kilometern aber essentiellen Unterschieden bestehen kann. Vielleicht aber auch mein derzeitiges Leben mit fröhlichen Menschen aus aller Herren Länder, die jedes Treffen zu einem Lachkonzert machen können. „Da haben sich ja welche gefunden“, sagte letztens eine Freundin und sie hat wohl Recht. Vom Verlieren und Finden der Freundschaft, so könnte wohl das Motto dieses Sommers lauten.
Der Caballero ist wieder aufgetaucht. „Verlieb dich nicht in mich, tu’s nicht, es ist für nichts Gutes“, sagte ich zu ihm. Ich kläre die Risiken und Nebenwirkungen gern vorher ab. Da bin ich sehr deutsch. Die winzigkleine Latina in mir wartet auf das große Feuerwerk der Gefühle mit einem anderen, dem Richtigen.
Das Warten auf das Richtige. Auch das richtige Haus, die richtige Wohnung wird zu mir kommen.
Am Ende kommt es ja alles zu einem, in welcher Gestalt auch immer.
Liebe Frau Wortschnittchen, erinnern Sie sich noch daran, dass ich Ihnen am Anfang Ihres Abenteuers meine Reiseerinnerungen für Asien geschickt habe — was ist nun aus Ihrem Aufbruch geworden! Ich bin zutiefst beeindruckt und freue mich über die Lebenszeichen aus Ihrer neuen Welt. Ich wünsche Ihnen weiterhin eine gute Zeit! Petra