Dies ist eine kleine Weihnachtsgeschichte, die ich schrieb, nachdem mir alle anderen Weihnachtsgeschichten für Kinder zu plüschig erschienen.
Der Weihnachtsmann setzte seine Unterschrift unter die Kündigung, steckte den Brief in den Umschlag und klebte eine Briefmarke darauf. Seine Frau brachte ihm eine Tasse Tee und einen Teller mit Keksen, stellte diese auf den Schreibtisch und sah ihn prüfend an. «Hast du dir das wirklich gut überlegt», fragte sie. «Die Kinder zählen auf dich. Wer bringt ihnen dann an Weihnachten die Geschenke, wenn du das nicht mehr machst?» Der Weihnachtsmann strich über seinen Bart und schaute nachdenklich auf den großen Berg Geschenke, der sich in der Ecke des Wohnzimmers stapelte. «Weißt du, meine Liebe, das tut mir ja auch leid. Aber ich kann nicht mehr. Es wird immer anstrengender, zu jedem einzelnen Kind zu reisen und die Geschenke pünktlich am Weihnachtsabend auszuliefern. Erinnerst du dich an letztes Jahr? Ich hatte eine schlimme Erkältung, der Schlitten war kaputt und die Rentiere haben kurz vor dem Fest für mehr Heu gestreikt. Wer soll denn unter diesen Bedingungen arbeiten?» Er schüttelte traurig den Kopf und in seinen Augen schimmerten Tränen.
Frau Weihnachtsmann stibitzte sich einen Keks und steckte ihn in den Mund. Noch kauend sagte sie: «Mein Schatz, vielleicht habe ich eine Lösung, die alle zufriedenstellt.» Der Weihnachtsmann drehte sich ruckartig zu seiner Liebsten um. Alle Traurigkeit war aus seinem Gesicht gewichen. «Sag schnell! Wir haben nicht mehr viel Zeit, Weihnachten ist schon bald.»
Seine Frau holte sich einen Stuhl und setzte sich neben ihn. «Ich habe mir letztens ein Paar Schuhe gekauft. Aber weil das Schuhgeschäft nicht die richtige Größe hatte, hat mir die Verkäuferin die Schuhe bestellt und zu uns nach Hause liefern lassen», erklärte sie. «Die Lieferfirma war richtig prima, pünktlich, schnell und der junge Mann, der die Schuhe vorbeibrachte, sehr höflich.»
Der Weihnachtsmann sprang auf: «Das ist wirklich eine Lösung! Keine verfressenen Rentiere mehr, ich muss mich nicht mehr um alle Kinder alleine kümmern und die Geschenke liegen am Weihnachtsabend zur richtigen Uhrzeit unter dem Baum – das ist es!» Dann hielt er zweifelnd inne: «Aber die Mitarbeiter des Lieferdienstes sehen ja nicht aus wie ich! Wie machen wir das denn? Die Kinder werden sich wundern!»
Auch dafür hatte Frau Weihnachtsmann einen Vorschlag. «Wir schenken ihnen allen einen schönen grauen Bart, genau wie deinen, und einen roten Mantel. Den Kindern ist das doch eigentlich egal, wer ihnen die Geschenke bringt.» Doch da hatte sie nicht mit des Weihnachtsmannes Stolz gerechnet! Ihr Gatte schnaufte ärgerlich und sagte sehr laut: «Das ist den Kindern nicht egal! Ich bin der Weihnachtsmann, ich! Und niemand sonst soll die Geschenke bringen! Nur ich!»
Die kluge Frau Weihnachtsmann lächelte in sich hinein. Sie kannte ihren Mann und hatte die Geschichte mit dem Lieferdienst aus genau diesem Grund erzählt.
Und so kam es, dass der Weihnachtsmann den Brief mit seiner Kündigung zerriss, ein ernsthaftes Wörtchen mit seinen gefräßigen Rentieren sprach, einen Ersatzschlitten besorgte und nun doch wie gewohnt jedes Jahr am Weihnachtsabend unterwegs zu den Kindern ist. Also, Kinder: Lasst euch nichts einreden! Es ist der Weihnachtsmann und kein Lieferdienst, der die Geschenke bringt.