Wenn ich Sie auf diese beiden Texte zum Thema Menopause aufmerksam machen dürfte?
Frau Kaltmamsell und Frau Koma haben das „gewisse Alter“ erreicht und schreiben über die Wechseljahre, ein – meiner Ansicht nach – in der Öffentlichkeit wenig beachtetes und beschriebenes, aber umso wichtigeres Thema. Aber es ist sicherlich nur eine Frage der Zeit, wenn die Eltern-, Mama- und LifestylebloggerInnen alternd auch darüber schreiben. Wir Digital Natives, und dazu zähle ich Frau Kaltmamsell wie auch Frau Koma, sind halt schon früher dabei und bereiten den Boden vor.
Früher dabei war ich ebenfalls, obwohl ich noch nicht das für die Menopause übliche Alter erreicht habe. Meine Blutwerte sind altersentsprechend, klärte mich meine Frauenärztin kürzlich auf, ich sei noch nicht drin, aber die Präphase sei eingetreten. Also: weniger Eisprünge, schlechte Qualität der gesprungenen, kaum noch Chancen auf Schwangerschaften, wenn man es denn wollte.
Das Wollen war auch der Grund dafür, weshalb ich vor fast zehn Jahren von 0 auf 100 in die Wechseljahre katapultiert wurde. Meine Grunderkrankung sollte „ausgehungert“ werden, um eine Kinderwunschbehandlung zu ermöglichen. Mittels einer Dreimonatsspritze wurden meine Östrogenwerte gen Null gefahren, keine Blutungen mehr, dafür eine OP, Kortisongaben vom Feinsten – und Wechseljahre.
Die üblichen Wechseljahresbeschwerden wären ja noch erträglich gewesen, zumal sich eine Kollegin altersgerecht ebenfalls mit Hitzewallungen und Kurzzeitabsencen herumzuschlagen hatte. Wir wollten schon den Club der Wechselnden gründen. Aber was mir als Mitt-/Enddreißigern mehr zu schaffen machte, war der Verlust meines Körpergefühls. Ich hatte keine Ahnung mehr, was dieses Ding da um meinen Geist von mir wollte, es war komplett unberechenbar geworden. Früher war ich sportlich, lebendig, schlank und, ja, durchaus attraktiv, um mir zu nehmen, was ich wollte. In den sechsmonatigen Wechseljahren wurde ich zu einer depressiven, wasseraufgeblähten und unbeweglichen Sofa-Made. Nie habe ich meinen Körper so gehasst wie in dieser Zeit. Je länger ich ohne „meine“ Hormone leben musste, desto weniger konnte ich mich fühlen. Im Job funktionierte ich notgedrungen, zuhause wurde ich giftig, unausstehlich und von vorwurfsvoller Zurückgezogenheit. Ich suchte nach Schuld für diesen Zustand und haderte mit der wenig zufriedenstellenden Gesamtsituation, die dieses Leben für mich bereit hielt. Also alles genau so, wie Frau Kaltmamsell und Frau Koma beschreiben, nur kondensiert auf ein halbes Jahr. Was danach kam, war auch nicht viel besser, aber nun, da ich mich langsam aber unausweichlich auf meine wirklichen Wechseljahre hinbewege, weiß ich wenigstens, was mich erwartet.
Vielleicht werden sie aber auch etwas freundlicher und unauffälliger vorüberziehen und ich mich nur langsam in eine alte Frau verwandeln. Möglicherweise schaffe ich mir auch nur eine Katze an und gehe etwas öfter zum Eierlikörvorrat und fange an, Apfelkuchen zu backen. Denn ändern, nein, ändern können wir Frauen das uns Erwartende wohl nicht – aller medizinischen Fortschritte und Ü50-Mütter zum Trotz.
Aber was wir ändern können: die innere Stärke beibehalten oder für uns entdecken. Denn uns kann keiner mehr was. Vorher nicht, aber auch nachher nicht. Besinnen wir uns darauf, zu sein.