Kunde.

Die erzwungene, krankheitsbedingte Auszeit hat mir auf jeden Fall genügend Zeit zum Nachdenken und neue Entscheidungskraft gegeben. Zum zweiten Mal in meinem Leben habe ich dann kurz vor der Rückkehr in den Arbeitsalltag gekündigt, ohne einen neuen Job zu haben. Ich wollte diese Arbeit, dieses langsame, intellektuelle Ausbluten, die erzwungene Isolation in einem Einzelbüro ohne Sparringspartner einfach nicht mehr. Und außerdem wollte ich mit dem Mann mehr Zeit verbringen, Zeit, die wir möglicherweise nicht mehr haben. Ein bisschen Reisen, gemeinsame Unternehmungen, Haushaltspflege. Ich dachte an zwei, drei Monate, bevor ich mich möglicherweise wieder aufmachen würde, um einen – gegebenenfalls auch geringer qualifizierten – neuen Job zu suchen. Es wäre mir egal gewesen, was, ich bin ganz gut darin, zu verkaufen, ich berate gern, bleibe in der Regel höflich und kann deeskalieren. Kurz: ich wäre die ideale Call-Center-Tante. Sowas in der Art. Ich habe aber nicht weiter darüber nachgedacht.

Denn irgendwie wollte mich urplötzlich ein anderer Arbeitgeber, bei dem ich mich mit großem Interesse vor drei Monaten beworben hatte. Öffentlicher Dienst, Leitungsebene, da kommt offenbar nicht allzu schnell eine Antwort, dachte ich, und vergaß die Angelegenheit nach einem zwar sehr gut vorbereiteten Vorstellungsgespräch meinerseits vorerst wieder. Dann kam die Zusage und damit die Frage: was will ich eigentlich?

Ich besprach mich mit dem Mann und verhandelte auf seinen Rat hin mit dem zukünftigen Arbeitgeber, ob ich auch erst einmal für drei Monate in Teilzeit arbeiten könne. Allerorten hört man ja: nee, Leitungsfunktion und Teilzeit – geht gar nicht! Nun, mein zukünftiger Chef möchte lieber eine ungehetzte, einigermaßen glückliche Mitarbeiterin und seiner Meinung nach sollte es bei einer 80%-Stelle doch irgendwie gehen. Wir werden also sehen.

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