Schlangenkoller.

Supermarktkassenwarteschlangen sind ja eigentlich überhaupt nur durch internetfähige Handys und Twitter erträglich geworden. Überhaupt: Supermarktkassenwarteschlange. Was für ein schönes deutsches Wort. Ganz urdeutsch ist auch das beliebte Nörgelrentnern, dem ich mich langsam als neuem Hobby nähere. Im Verbund sieht das dann so aus:

Kundin W. (Wortschnittchen, eh schon geladen und ganz erheblich unter PMS leidend) steht an einem Montagnachmittag am Kassenfließband und lädt ihre zu kaufenden Lebensmittel auf.

Kundin 1 hat bereits einen Warenkauftrenner (noch so ein schönes deutsches Wort, übrigens!) hinter die Einkäufe von Kundin W. gelegt, entdeckt aber, dass in ihrem vollen Einkaufswagen noch ein, zwei Dinge fehlen und geht, um diese zu besorgen. Ihren Wagen lässt sie stehen.

Kunde 2 steht hinter Kundin 1 und nutzt die Gelegenheit, seinen kleinen Einkauf nunmehr hinter den Warentrenner zu legen. Kundin 1 kommt mit den gesuchten Waren zurück zu ihrem Einkaufswagen.

Kundin 1: „He, Sie da. So geht das aber nicht. Ich war gerade nur kurz was holen und Sie drängeln sich vor.“

Kunde 2: „Na, hören Sie mal, wenn Sie Ihren Einkaufswagen stehen lassen und munter weiter einkaufen gehen, dann ist das wohl nur natürlich, dass sich andere Kunden an der Kasse vor Ihnen anstellen. So voll ist es ja nicht.“

(Kundin W. dreht sich irritiert um und mustert die beiden. Insgeheim gibt sie Kunde 2 Recht. Vorerst.)

Kundin 1: „Aber Sie können sich doch nicht einfach mal so vordrängeln, wie es Ihnen gefällt! Machen Sie das auch an der Ampel mit dem Fahrrad? Ja? Dachte ich mir.“

Kunde 2 (trägt einen Fahrradhelm) bekommt rote Wangen unter seinem lehrerhaften Dreitagebart: „Und Sie sind so eine, die ihr Fahrrad mitten auf dem Gehweg abstellt, nur, weil sie mal kurz im Laden was besorgen will und alle dürfen Drumherum laufen? Sie sind ganz schön vorlaut.“

(Kundin W. wird es langsam zu bunt. Die Lautstärke der beiden erhöht sich zunehmend. Der Kassierer rollt mit den Augen. Kundin W. rollt zurück und hormonisiert vor sich hin, während sie einpackt und bezahlt.)

Kundin 1: „Werden Sie nicht frech! Sie beleidigen mich hier mit vorlaut und krallen sich meinen Platz und überhaupt: lassen Sie mich jetzt vor!“

Kunde 2: „Ja, klar, nun aber mal halbla…“

Kundin W. (platzt der Kragen), nörgelrentnert los: „Aber jetzt hören Sie mal auf! Das ist hier ein Supermarkt und kein Kindergarten! Sie benehmen sich wie Fünfjährige! Nein, ich habe schon erwachsenere Fünfjährige erlebt als Sie! Schluss jetzt! Alle beide, alle beide!“

Der Kassierer ruft mir ein halblautes „Tschüss, einen schönen Tag noch!“ zu und ich verlasse die nun schweigende Supermarktkassenwarteschlange mit schnellen Schritten. Ich sollte mir ein Nörgelrentnersamtkissen (rot) besorgen und knotternd vom Fensterbrett aus Mitmenschen zur Ordnung rufen.

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