Über den Tod.

Irgendwann ist Schluss.

Dachte ich mir letztens und beschloss, die immer wieder auftauchenden Gedanken und Bilder der letzten gemeinsamen Wochen, Tage und Stunden mit dem Gentleman mit neuen, schönen Bildern zu überdecken. Nicht umsonst gehe ich nun auf eine Reise, auf die mich der Mann natürlich als schöne Erinnerung begleiten soll. Aber nicht als Erinnerung an die schwere, die wirklich schwere Zeit, die vielleicht nur für mich als Ehefrau so schwer war. Denn: wer weiß wirklich, wie es einem Sterbenden geht?

Darum finde ich den hier verlinkten Artikel aus dem Reporter-Forum der SZ so ausgezeichnet, denn aus meiner Außensicht hat sich doch vieles genau so abgebildet. Bitte nehmen Sie sich die Zeit, den Artikel zu lesen. Ich halte ihn für sehr wichtig, denn er zeigt das „Innen“ und das „Außen“, so, wie ich es erleben konnte. Unsere mitunter sprachlose Hilflosigkeit als engste Angehörige wie auch die unaufdringliche und beobachtend-teilnehmende Begleitung durch die Krankenschwestern bei allen fortschreitenden Entwicklungen im Sterbeprozess standen im Gegensatz zum Erleben des Mannes, der sich zwar bis zuletzt immer äußern konnte, aber über den Tod niemals sprechen wollte.

Der Text kann auch ein wenig die Ängste nehmen, denen wir uns vielleicht für uns selbst nicht stellen wollen. Der menschliche Organismus hat sich schon etwas dabei gedacht, den Tod entsprechend vorzubereiten.

Denn irgendwann ist für jeden von uns Schluss.

10 Gedanken zu „Über den Tod.

  1. Es bedeutet mir viel, dass du den Artikel so siehst. Ich habe mir das SZ-Magazin aufgehoben, in dem er erschien: Diese Detailinfos beruhigten mich sowohl in der Aussicht auf mein eigenes Lebensende als auch für eine Zukunft, in der ich jemandes letzten Weg begleiten würde. Jetzt weiß ich, dass sie korrekt dargestellt sind.

  2. Liebe Frau Wortschnittchen, vielen herzlichen Dank, ich kannte den Artikel nicht. Ich lese bei Ihnen schon lange mit, keineswegs nur, aber auch weil es mich tröstet, dass jemand in einem vermutet ähnlichen Milieu und Alter in einer ähnlichen Situation ist wie ich und daran teilhaben lässt. Danke! Ich hatte immer das Gefühl, dass mein Mann und ich mindestens noch ein Jahr länger Zeit hätten als Sie und Ihr Gentleman, das scheint im Moment leider ungewisser denn je zu sein. Ich finde den SZ-Artikel sehr gut, aber eigentlich kennt/weiß man das doch alles, wenn man schon eine geraume Zeit mit einem Schwerkranken lebt. Und nimmt dieses Wissen unsere Ängste? Ich bin nicht sicher. Was ich noch ergänzen würde: Der Prozess ist wohl nicht linear: Dieses Hinundher zerreisst mich fast und ich weiß auch nicht sicher, wie mein Mann das erlebt. Leider sind wir überdies in der Situation, dass mein Mann nicht mehr lange auf der wirklich nur zu lobenden Akutpalliativstation bleiben kann und wir uns um eine Zuhausevariante oder eine Hospizvariante kümmern müssen. Und noch nicht mal wissen, ob seine private Krankenversicherung überhaupt etwas davon zahlen wird.
    Man hat als Leserin Ihres Blogs den Eindruck, dass Sie nie Ihr inneres Lot verlegt haben, das ist wirklich toll und ermutigend.
    Ich wünsche Ihnen eine großartige Weltreise und bitte kratzfüßigst darum, dass Sie uns auch in Ihrem Kunstfigurenblog ab und an daran teilhaben lassen. Alles Liebe, Gute und Schöne für Sie!

    • Liebe Lady Jane,
      wir lesen uns ja schon eine Zeitlang und ich hoffe sehr, dass es Ihnen und Ihrem Mann noch Aufschub gibt, den Sie miteinander haben werden. Und, dass es Ihnen beiden gelingen wird, loszulassen, wenn es an der Zeit sein wird. Dafür wünsche ich Ihnen alle Kraft der Welt, die Sie benötigen.

      Wir hätten es gern verwirklicht, dass der Mann wieder nach Hause kommen könnte, mit Pflegebett und allem, was notwendig gewesen wäre. Aber es wurde dann irgendwann nicht mehr möglich. Und man muss es sich auch immer vor Augen führen: die Hinterbliebenen leben dann in diesem Zuhause weiter, mit allen Bildern, die sich möglicherweise auf die Netzhaut brennen. Das ist nicht jedermanns Sache. Ich persönlich würde für mich die Hospizvariante bevorzugen, schon allein, damit ich in einem professionellen Umfeld selbstbestimmt bleiben darf.

      Die Erwähnung des inneren Lots hat mich nachdenklich gemacht und darüber sinnieren lassen, ob ich es tatsächlich in dieser Form besitze oder ob es erst in den vergangenen Jahren wuchs.

      Alles Liebe für Sie und Ihren Mann!

      • Liebe Frau Wortschnittchen, lieben Dank für Ihre guten Wünsche! Ich hätte noch noch dies und das zu sagen und viel zu fragen, mach ich jetzt aber nicht, denn für Sie ist ja jetzt eine andere Zeit. Nur soviel: In allem Elend und Jammer haben wir das Glück, dass mein Mann nun in wenigen Tagen in ein Hospiz wechseln kann, 250 Meter von unserer Wohnung entfernt, für mich unendlich entlastend, für meinen Mann hoffentlich dann noch von ein wenig symbolischem Wert, weil er unseren Stadtteil sehr liebt. Herzlichste Grüße nach Berlin, Ihre LJ

  3. Vielen Dank für diesen Artikel und vielen Dank für all das Teilhaben lassen. Ich finde es so wertvoll, dass es in diesem heutzutage so vielgeschmähten Internet die Möglichkeit gibt über Dinge zu sprechen, über die wir sonst nicht reden würden. Ich bin immer wieder beeindruckt und dankbar, was Sie alles ansprechen, ich empfinde dies als ein Geschenk an andere, vielen Dank dafür.

    Mir hat beim Tod meiner Mutter auch sehr geholfen, schon vorher von anderen über die gleiche Krankheit, über die Wohltat eines Hospizes oder einer Palliativ-Station zu hören und dadurch Ängste zu verlieren. Deswegen spreche ich auch über all diese Orte und Menschen und Vorgänge und hoffe, selbst anderen wieder Ängste nehmen zu können.

    Ihnen alles Gute und viel Erfolg bei Ihrem Projekt Weltreise!
    Tine

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert