[Was schön war] #kw35/17.

Schon zwei Wochen zurück in der großen Stadt und stets auf der Suche nach dem, was in der vergangenen Woche schön war.

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Den spannenden Plänen einer Freundin und ihres Mannes gelauscht. Ich bewundere sie dafür, dass sie beide den Mut haben, woanders noch einmal ein ganz neues Projekt anzufangen. In eine neue, völlig andere Umgebung zu wechseln und dort etwas aufzubauen, das sich vom bisherigen Alltag vollkommen unterscheidet. Andererseits: auf meiner Reise habe ich so viele Menschen getroffen, die ihrem Leben mit Mitte 50 und sogar weit darüber hinaus noch einmal eine komplett neue Richtung gegeben haben und damit sehr glücklich geworden sind. Ich finde es schön und melde mich hiermit schon einmal als Besuch am neuen Ort an.

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Mit einer Ex-Kollegin Wein getrunken und alte Geschichten herausgekramt. Was waren wir damals jung und hatten diese Unverfrorenheit, die man wohl in der Medienbranche und ganz besonders im großen Verlag braucht! Sie hat mit Wissen, Können, Machtbewusstsein und den richtigen Connections innerhalb des Verlags eine ziemliche Karriere hingelegt, die sicherlich weitergehen wird. Ich bin gespannt.

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Vom Zauberfriseur eine Frisur verpasst bekommen, die irgendwo zwischen französischer Chansonette und russischer Nutte changiert: deutlich dunkler und endlich der grässlichen roten Reflexe entsorgt, mit geradem Pony und guter Fülle zum wieder länger Wachsen lassen.

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Mich entschieden, das erste Mal in meinem Leben auf die Wiesn zu fahren. Zwei Verabredungen getroffen, weitere stehen noch aus. Vielleicht geht es auf dem Rückweg nach Berlin über Prag, wo ich schon lange nicht mehr war. Die Weltreise geht immer weiter, irgendwie.

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Einige Ideen für Projekte heruntergeschrieben. Ich bin noch nicht sicher, ob ich das wirklich kann. Man schenke mir den Mut und das Selbstbewusstsein von anderen, die fröhlich pfeifend durch die Welt wandern und davon ausgehen, dass diese nur auf sie gewartet hat. Das wäre schön, ist es aber nicht, weil ich weit davon entfernt bin. Alle Pläne und optimistischen Ansichten bekommen gerade Risse und bröckeln.

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In reger Konversation mit dem Schönen aus dem Internet gewesen. Leider habe ich dann doch ein wenig die Lust verloren, mich wirklich mit ihm zu treffen. Es wäre Zeitverschwendung, er ist mir nicht gewachsen.

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Mit dem Herzen ist wohl alles in Ordnung. Der Arzt findet es sogar besser in Schuss als beim letzten Mal. Gebrochen ist nach erster Sicht also nichts, auch wenn es manchmal ziept und schmerzt. Morbus Sehnsucht, ebenso irreal wie unsinnig. Gibt nur leider keine Medizin dagegen.

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Ob Reisen wohl hülfe?

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Sie sehen: ich bin zurück und die graue Wolke lauert in der Ecke, wartend auf den richtigen Augenblick, um mich einzuhüllen und die Farben der vergangenen Monate verblassen zu lassen. Das ist nicht schön. Vielleicht sollte ich diese Rubrik einfach einfrieren, bis mich die Sonne wieder hat.

3 Gedanken zu „[Was schön war] #kw35/17.

  1. Vielleicht aber gerade deswegen die Rubrik nicht einfrieren.
    Mir hat es sehr geholfen, mir in den hiobesken Zeiten bewusst zu machen, dass es doch viel Schönes gibt, worüber ich mich freuen kann. Gerade in der Rückschau bekommt dann das Negative deutlich weniger Gewicht.

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