Frau Brüllen erhebt regelmäßig am 5. eines jeden Monats, was in der Bloggerwelt den Tag ausmacht.
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Mein Wecker klingelte um 6:45. Ich duschte, wusch mir die Haare und freute mich, dass der winterbedingte Spliss dieses Jahr nicht ganz so extrem ausfiel wie sonst. Im Radio hörte ich von Glatteis und vielen Unfällen und beschloss, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu meinem Termin in der Botschaft zu fahren. Nach einem kleinen Frühstück – Flocken mit Mandeln und Vollmilch – machte ich mich auf den Weg. Um mich herum hustete und nieste es in der Tram, was das Zeug hielt. Ich hoffe doch sehr, dass mich nicht noch eine Erkältung ereilt.
Ich musste in der Botschaft nicht lange warten, es war relativ wenig los. Die Sachbearbeiterin freute sich, dass nun alle meine Unterlagen vollständig und übersetzt vorliegen und stempelte eifrig das Eingangsdatum. Nun heißt es warten. Bis Mitte April soll meine Bestätigung des sogenannten „tramité“ vorliegen, was eigentlich nichts anderes ist als die Bermerkung „Akte ist auf dem Weg zur vollständigen Bearbeitung“. Aber es wird mir ermöglichen, bereits mit dem Status einzureisen und eine RUT, also eine Identitätskarte zu beantragen, Grundlage aller behördlichen und privaten Vertragsangelegenheiten. Ohne RUT kein Bankkonto, keine Rechnungsstellung, keine Wohnung und kein gar nichts.
Gegen halb zehn war ich wieder daheim und gab mir eine etwas höhere Koffeindosis. Ich hörte endlich die Voicemail des Verehrers von letzter Nacht ab, mit dem ich mich gestern über ein sinnloses und unwichtiges Wort gestritten hatte. Ich schätze an ihm sehr, dass er mich wieder einfängt, wenn ich mich in meiner „Keiner-mag-mich-ich-ziehe-mich-vollständig-zurück-Blase“ befinde.
Ich bearbeitete weitere Papiere, kündigte eine sinnlose Versicherung und machte mich nach einer Stulle auf den Weg zum Arzt. Unangenehm die Diagnose, dass ich Anfang April unters Messer muss. Nichts Schlimmes, nur blöd. Aber man muss es machen lassen. Laufe ich halt zwei Wochen als Zombie rum. Allerdings wird sich dann mein Abflugtermin nach Chile zwei Wochen nach hinten verschieben. Gut, dass ich noch nicht gebucht hatte.
Um halb vier machte ich mir Couscous mit den restlichen Rosenkohlköpfchen von gestern, ein bisschen Feta drübergebacken. Danach telefonierte ich mit einer Auftraggeberin und besprach mit ihr einige Feinheiten wie Textlänge und Feintuning.
Gegen fünf räumte ich auf, wusch Wäsche und setzte mich gegen sechs auf das Sofa, um ein bisschen fernzusehen. Ich wurde immer wieder von WhatsApp-Nachrichten aufgeschreckt, denn die chilenische Freundin hatte Informationsbedarf. Ich hatte ihr die Unterlagen für Erbschein und Rentenversicherung schon per Mail geschickt, aber sie hatte noch nicht in ihren Account geschaut. Es ist ja schon kompliziert, diese Prozesse in Deutschland durchzuziehen, aber für jemanden im Ausland ohne Kenntnisse der Landessprache ist es schier unmöglich. Sie wurde schon von Botschaft und Konsulaten abgewimmelt, dass ich mich frage, warum man dort nicht wenigstens Adressen von Anwälten oder Organisationen weitergibt, die helfen wollen.
Ich sah noch etwas fern, whatsappte mit dem Verehrer, dem heute ab 1 eine Nachtschicht bevorsteht. Wir haben uns für Morgen früh verabredet. Wenn ich um halb sieben aufstehe, wird er gerade am Protokollieren des Projektstatus sein und seine Kaffeepause nach chilenischer Zeit um halb drei einlegen. Bis sechs soll sein Job diesmal gehen. Den möchte ich auch nicht machen.
Gegen halb elf ging ich ins Bett und las noch ein wenig.