WMDEDGT 05/18.

Was macht der gemeine Internetmensch eigentlich so den lieben langen Tag? Diese Frage stellt Frau Brüllen einmal pro Monat, und zwar immer am 5. Fleißige BloggerInnen wie ich (haha) antworten dann brav. Seit diesem Mai mit Zeitverschiebung nun auch aus Chile.

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Der erste Samstag in Santiago begann um 7 Uhr früh, als eine WhatsApp-Nachricht meiner Untermieterin in Berlin eintrudelt. Für heute war der Techniker des Telco-Unternehmens angesagt, um nachzuforschen, warum es seit einer Woche kein Internet mehr gibt. Simple Erklärung: das zum neuen Router mitgelieferte Kabel hat einen Knacks. Und dafür musste sie ein Regal abbauen, von der Wand abrücken und alles wieder zurück. Ich wünschte, ich hätte das noch vor meiner Abreise regeln können, aber so ist das eben: Techniker ist informiert. (Kommt dann aber eben erst eine Woche später.)

Mein Hals kratzte ganz erheblich und ich befürchtete, dass dies die bereits dritte Erkältung dieses Jahres bedeuten würde. Aber ich schlief noch einmal ein, bis mich um kurz nach neun endgültig das quäkende Kind der Nachbarn aufweckte. Santiago ist nicht eben eine leise Stadt, aber bis auf meine direkten Nachbarn hört man hier im 7. Stock im Stadtteil Providencia alles ein bisschen gedämpfter. Ich las noch ein bisschen das Internet leer und chattete ein wenig mit dem (gewesenen) Verehrer, gammelte vor mich hin und war gegen 11 Uhr endlich frühstücksfertig. Zur Feier des Tages verbrannte ich den Toast – hier muss ich mangels Toaster in der Pfanne braten -, aber ein Pfund Nutella verdeckt auch die schwärzeste Oberfläche…

Danach setzte ich mich an den Schreibtisch. Es war noch ein Artikel zu kürzen, sich in die Materie für den Arbeitsbeginn am kommenden Montag einzulesen und allgemein Dinge zu recherchieren.

Gegen viertel vor drei machte ich mir Möhren mit Ziegenkäse überbacken – sehr lecker! Zum Nachtisch gab es eine von der Freundin geschenkte Pipeno dulce, besser bekannt unter dem Namen Melonenbirne. Ich hatte diese Frucht noch nie vorher gegessen und war überrascht, wie fein das Fruchtfleisch schmeckt: ein Hauch Vanille, Birne, Melone (aha, daher der Name) und ein bisschen Papaya. Kaufe ich mir sofort wieder, wenn ich irgendwo auf dem Markt eine entdecken kann.

Nach dem Essen kratzte mein Hals stärker, ich fing an zu husten und zu niesen. Sehr unangenehm, denn obwohl ich mich wirklich bemüht hatte, meine Füße warm zu bekommen, waren sie wie Eisklötze. Auch ein Aufenthalt auf dem Balkon in milder Nachmittagssonne konnte nicht wirklich helfen. Ich legte mich aufs Sofa, wo ich kurz einschlief. Einige wirre Träume später wachte ich auf und überlegte, ob ich mich noch an das Kürzen der letzten 122 Zeichen machen und mich vielleicht doch noch um ein Abendprogramm bemühen sollte. Aber mir steckte die vergangene, sehr anstrengende Woche in den Knochen und ich entschied mich, in Klausur zu bleiben. Am morgigen Tag hatte ich immerhin noch einiges vor.

Ich sah ein wenig in den Mediatheken nach netten Beiträgen und machte mir gegen sieben ein Brot (diesmal nicht angebrannt) und zwei Spiegeleier. Die Küche meiner Wohnung ist zwar gut ausgestattet, so dass ich mir auch etwas Ausgefalleneres hätte kochen können. Bislang ist mir hier in der Nähe – eine reine Wohn- und Geschäftsgegend mit einigen Botschaften – kein kleiner Lebensmittelladen aufgefallen, in dem ich gern Obst und Gemüse kaufen würde. Es gibt einen klassischen „Lider-Express“ bei der U-Bahn (1 km entfernt) ums Eck, aber der führt ein Sortiment an Frischwaren, das eher der Kategorie „geschmacklos, könnte auch aus Holland stammen“ zuzuordnen ist.

Um acht schickte mir eine Bekannte eine Nachricht, sie sei  jetzt wieder aus dem Urlaub zurück und würde sich sehr freuen, mich in den nächsten Tagen zu sehen. Ich bin sehr froh, über diverse Online-Netzwerke für Expats neue Kontakte zu finden und bereits gefunden zu haben. Ohne Internet hätte ich das Abenteuer niemals angehen können (wie auch alle anderen…). So werde ich mich am morgigen Sonntag mit der Gruppe „Lecker Essen“ (Arbeitstitel) in einem peruanischen Restaurant zum Mittagessen treffen. Zwei Leute kenne ich schon von meiner Zeit hier Anfang des Jahres und ich bin gespannt auf neue Bekanntschaften.

Ich sah noch einen Film auf dem Laptop und ging gegen Mitternacht sehr müde und sehr erkältet (und nur ein klitzekleines Bisschen frustriert) ins Bett.

 

Ein Gedanke zu „WMDEDGT 05/18.

  1. Oooh, ja, die Pepinos! Wir haben die teilweise in Kilo-Tüten direkt an der Straße gekauft, leider weiß ich nicht mehr, ob das beim Sommer- oder Winterbesuch war, also wann sie Saison haben… aber die liebte ich auch sehr.

    Meine Freundin hat in Las Condes gewohnt und in Providencia gearbeitet, wenn Du magst, frage ich mal nach den Einkaufgeheimtips etc – andererseits, mir scheint, Du findest das alles auch auf eigene Faust ganz gut raus 😉

    Leb dich weiter schön ein, es klingt alles ganz gut so.

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