WMDEDGT 10/18.

Wie immer gehören die Kudos für dieses Projekt Frau Brüllen. 

Noch vor dem Weckerklingeln um halb acht wurde ich vom Piepen einer WhatsApp-Nachricht geweckt. Die Freundin in Berlin hatte einige wichtige Unterlagen in einem Hotel abgeben können, wo ein chilenischer Freund einer deutschen Freundin in Santiago derzeit wohnt und mir diese mitbringen wird. Ein wahrer Bandwurmsatz, aber genau so läuft das hier: kennste wen, kannste helfen. Und bevor meine – wichtigen – Unterlagen der internationalen und chilenischen Post anvertraut werden, traue ich doch lieber dem Freund einer Freundin. Das hat sich bereits zweimal bewährt und hoffentlich auch diesmal.

Ich stand recht zügig auf, um nach Morgenhygiene und Frühstück um 9 Uhr am Ess-/Schreibtisch zu sitzen und Telefonate mit Deutschlands Verlagen zu führen. Honorarforderungen hinterherzulaufen gehört definitiv nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, aber so verdient man eben seine Brötchen und bislang wurde immer gezahlt, wenn auch mit Verspätung. Danach machte ich mich an meine Buchhaltung. Seitdem ich in Chile lebe, ist es mir wichtiger als vorher zu wissen, woher mein Geld kommt und wohin es geht. Santiago ist unglaublich teuer, die Gehälter niedrig und hätte ich nicht meine Witwenpension, müsste ich hier ein ärmliches Dasein fristen. Aber auf das Geld achten möchte und muss ich trotzdem. Schließlich möchte ich weiterhin reisen können, wohin ich will.

Gegen halb elf rief der Architektenfreund der Vermieterin an. Es gibt ein kleines Wasserschadenproblem in der Wohnung unter der meinen, das bekannt ist und bereits zweimal behoben wurde. Nun sieht es – auch nach dem Einbau der neuen Duschwanne – wieder so aus, als ob da etwas langsam aber sicher durchsickert. Und wenn ich mir die bisherigen Leistungen der Klempner genauer betrachte, wundert mich das nicht. Silikon lässt sich bekanntlich am einfachsten und besten mit Spülmittel glattstreichen. Sonst gibt es mitunter unschöne Verwerfungen und kleine Löcher. Je nun. Der Architekt soll sich das mal genauer ansehen und ich bin sowieso vorerst außen vor. Aber so etwas wie Badaufstemmen bräuchte ich definitiv nicht.

Danach setzte ich mich ans Korrigieren der Klausuren zweier Deutschklassen bis um halb eins der Ex-Verehrer eine Wasserstandsmeldung zu seinem Krankenstand schrieb. Ach, es ist wie immer und überall auf der Welt: XY-Chromosomträger leiden ein wenig mehr. Und wie immer und überall auf der Welt ist auch Mansplaining so eine ewige Sache. Immerhin, gut kapiert hat er, wenn er diese Rolle übernimmt, und er entschuldigt sich dafür. Für einen Latino lernfähig, braver Junge.

Der Norweger fragte an, ob ich heute Abend zum Biergartenbesuch mitkäme. Natürlich! Schließlich ist Frühling und ein Bier in angenehmer (englischsprachiger) Gesellschaft ist etwas Feines. Ich bekam Hunger und wärmte den Rest der Couscous-Pampe von gestern auf. Kleiner Tipp: Lachs und Couscous ist eine okaye Notlösung. Thunfisch ist besser, Hühnchen perfekt.

Ich musste mich um 14 Uhr kurz zu einem Mittagsschläfchen hinlegen. Vorteil des Home Office Tags! Eine halbe Stunde später saß ich wieder am Schreibtisch, denn ich hatte für 17.15 einen Termin mit Rodolfo, dem Architekten ausgemacht, der sich das Badezimmerproblem genauer ansehen wollte.

Pünktlich um 17.30 stand er vor der Tür und begutachtete den Schaden. Schlimme Befürchtungen, nun muss die Versicherung möglicherweise einen Gutachter schicken, denn es geht um eine Garantieleistung des Einbaus. Das Bad wurde vor vier Wochen renoviert… Noch während wir über Versicherungen sprachen, piepste mein Handy und später las ich endlich wieder gute Nachrichten von den drei auf der Welt verstreuten Freundinnen, mit denen ich im vergangenen Jahr eine wunderbare Zeit in Buenos Aires verbringen durfte. Die aus Syrien Geflüchtete konnte endlich ihre geliebte Schwester in Damaskus besuchen, engagiert sich nun auch in Argentinien in einer Stiftung zur Brustkrebs-Aufklärung und läuft seit einiger Zeit. Die Spanierin hat Bestrahlungen und Medikation gut überstanden und guckt gerade nach Flügen für Ende Oktober nach BA. Und die Inderin hat sich nach etlichen Jahren aus einer destruktiven Beziehung gewunden und beginnt ein neues Leben. Wir haben uns nun verabredet.

Später ging ich mit dem Norweger und einigen Bekannten ein Bier trinken und noch viel später auf eine Internations-Party in einem Club über den Dächern Santiagos. Ich tanzte mit N. aus Venezuela Salsa und Bachata wie schon auf einigen Party zuvor, sah den Caballero wieder, grüßte ihn höflich aus der Distanz und bestellte mir gegen halb zwei ein Uber-Taxi nach Hause, um wie ein Stein ins Bett zu fallen.

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