Arbeit.

Langsam taste ich mich in ein Leben zurück, fern von Krankheit und Tod. Die Tage in der Klinik haben Spuren hinterlassen. Es war schwer. Es war lang. Er hat gekämpft und konnte doch nicht gehen. Sein Löwenherz, im Leben wie im Sterben.

Jeder Tag ist nun Arbeit. Das Aufstehen ist Arbeit, das Essen, das Trinken, die Verwaltung eines vergangenen Lebens. Die Arbeit selbst ist das, was noch am Leichtesten fällt. Sie gibt Struktur und fordert den Kopf, die Bilder der vergangenen Zeit auszublenden und mit neuen Bildern zu füllen.

Allein, was fehlt, ist die Trauer. Ich falle nicht in ein Loch, weine wenig, gräme mich nicht und kann durchaus lächeln. Ich funktioniere bestens. Ich bin nur so unendlich müde. Die Freundin sagt, das käme noch, mit der Trauer. Auch Trauerarbeit sei schließlich Arbeit.

In der Zwischenzeit spreche ich wenig, räume auf, putze und wische die Krankheit und den Tod aus der Wohnung.

15 Gedanken zu „Arbeit.

  1. Ich wünsche Dir, dass Du jeden Tag die Kraft hast, die nötig ist, aber auch dass Du Möglichkeiten findest und nutzt, Dir die Ruhe zu gönnen, die Du brauchst.

    So wie es ist, ist es richtig und gut für Dich. Du findest Dein Tempo und Deinen Weg.

    Aus der Ferne oft in Gedanken bei Dir

    Liisa

  2. Da fällt mir auch nichts anderes ein als ein wenig Küchentischpsychologie. Die Tränen werden wohl kommen, wenn Sie die Kraft und die Ruhe dafür haben. Schaffen Sie es gut die nächsten Tage und Nächte! Wenn Sie erlauben, seien Sie unbekannterweise geherzt und gegrüßt aus der Ferne.

  3. Alles hat seine Zeit. Und braucht seinen Raum, auch die Arbeit und der Alltag.
    Trauer ist nicht nur Weinen und Verzweifeln.
    Trauer ist auch, mit erhobenem Haupte weiter zu gehen.
    Und dabei an König Löwenherz zu denken.

    • Ich denke, das scheint auch mein Weg zu sein, damit umzugehen. Nicht immer für jeden verständlich, daher schweige ich auch lieber darüber, wenn ich dazu befragt werde.

  4. Ja, alles hat seine Zeit. Und jeder und jede trauert anders. Es gibt hier keine falsch und richtig. Sie sind ja vorbereitet, das ist sicher ganz anders als ein plötzlicher Unglücksfall. Wahrscheinlich weiß der Körper auch, wieviel Trauer jetzt möglich ist und wieviel Haltung benötigt wird.

    Unbekannterweise wünsche ich Ihnen viel Kraft. Bewahren Sie Ihre Liebe, sie ist so wertvoll.

  5. I carry your heart with me, I carry it in my heart (E.E. Cummings)

    Wenn die Trauerkeule kommt, lass sich dich treffen. Danach dann weitergehen. Schritt für Schritt. Wie jetzt auch.

  6. Trauern ist mindestens so individuell wie das Leben und das Sterben. Und wenn es nach so langem Gehen vorbei ist, dann kann man auch erst mal durchaus einfach nur durchatmen und so etwas wie erleichtert sein.

    Alles geht seinen Weg und nichts muss.

  7. Es gibt keine Regeln, keine, wirklich keine!
    Trauer ist ein sehr, sehr individueller Prozeß. Ich wurde vor ca. 3 Wochen sprichwörtlich über Nacht vollkommen überraschend Witwe nach mehr als 38 Jahren gemeinsamen Lebens. Die meiste Zeit funktioniere ich seitdem wie ein Roboter, am ehesten weine ich bei Kondolenzbriefen.
    Wichtig ist, sich für alles soviel Zeit wie möglich zu nehmen und auf den eigenen Bauch zu hören, mit FreundInnen reden über was auch immer, Pausen einlegen beim Sortieren des vergangenen gemeinsamen Lebens, Aufgeschlossenehit gegenüber der Zukunft.
    Möglicherweise breche ich irgendwann zusammen, wenn ich mich mal neu erfunden habe, dann ist es eben so. Bis dahin versuche ich, mich nicht zu überfordern. Mein Freundeskreis ist dabei die wichtigste Stütze.

    Ich wünsche Dir die Kraft und Hilfe, wie sie mir gegenwärtig von allen Seiten widerfährt. Alles Gute!

    • Liebe Anna, danke für die teilnehmenden und verstehenden Worte, und meine Gedanken sind bei dir. Ich wünsche dir viel Kraft und die Unterstützung, so lange du sie brauchst. Es hört sich gut an, wie du und deine Freunde die Situation meistert. Das ist sicherlich das Wichtigste: das rechte Maß. Ich wünsche dir auch alles, alles Gute.

  8. Ich danke Ihnen allen für das Verständnis, das Sie aufbringen, und die lieben Worte. In mir sitzt möglicherweise noch irgendwo die Trauer. Sie möchte nicht raus oder bleibt dort, zurzeit ist das nicht relevant. Ich mache einfach weiter mit meinem Leben oder vielmehr dem Leben, das ich vor 10 Jahren aufgehört habe zu leben.

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