WMDEDGT 02/18.

Frau Brüllen erhebt regelmäßig am 5. eines jeden Monats, was in der Bloggerwelt den Tag ausmacht. Und alle schreiben und liefern. So auch ich, diesmal aus Santiago de Chile.

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Dank meiner fabulösen Schaum-Ohropax nur einmal vor der Zeit um kurz nach sechs aufgewacht, als die Feuerwehr über die nahe Hauptstraße raste – sie trägt hier den Namen „Bomberos“ und ich finde, das passt absolut zu den Geräuschen, die deren Signalhörner ausmachen. Deutsche Feuerwehren mit dem Martinshorn sind ein Flüstern gegen das Gebrüll, das diese Sirenen hier ausstoßen. Weitergeschlafen bis um halb neun der Alarmwecker meines Handys anging. Auch nicht mit Ohropax zu überhören.

Ich hüpfte schnell ins zweite WG-Gemeinschaftsbad, damit meine argentinischen Nachbarn nicht allzu lange warten müssen. Denn anders als ich haben sie eine Mission und die heißt: einkaufen. Die Nachbarn von der anderen Seite der Anden fallen regelmäßig an langen Wochenenden oder in den Ferien nach Chile und insbesondere Santiago ein, um ihre riesigen Koffer mit den hier günstigeren Produkten wie Kleidung, Spielsachen oder Bildschirmen zu füllen.

Außerdem wollte ich noch meinen Flug umbuchen. Drei Tage mehr in Santiago, um noch einige Dinge zu erledigen und vorzubereiten, bevor ich nach Buenos Aires und von dort aus (vorerst) zurück nach Berlin reise. Der Hotline-Mensch von Opodo war wirklich hilfsbereit und obwohl die Umbuchung fast genauso teuer wie der (billige) Flug war, hatte ich kein Magengrimmen. Es ist gut so, die Entscheidung, zeitweise hierher zu gehen, steht, und nun muss eben alles in Gang gesetzt werden.

Ich frühstückte auf dem Balkon ein großes Stück der Empanada, die wir gestern auf dem Rückweg von San José de Maipo an der Straße erstanden hatten. Merke: Nutella wird deutlich streichfähiger, wenn sie nicht frisch aus dem Kühlschrank kommt. Um viertel nach elf machte ich mich businessfein, denn um 12 sollte ich in Providencia in einer Reiseagentur sein, um ein Interview für die Zeitung zu führen.

Die Metro kam prompt, auch die Anschlussmetro, und so blieben mir noch einige Minuten, um die Threads der verschiedenen WhatsApp-Gruppen zu lesen. Ich bin in den Gruppen „Buenas de Buenos“, „Gintastic“, „Lunes tortuoso“, „Girls Night Out“ und „DaF-Damen“, was ziemlich gut beschreibt, mit was für Leuten ich verkehre – nur den Guten!

Das Interview war eher etwas dröge, die Themen eher faktenorientiert nachfassend denn wirklich mit etwas Neuem. Aber gut, es soll ja auch um eine Übersicht zu einem bestimmten Thema gehen. Immerhin: der Gesprächspartner hatte einige gute Tipps für mich parat, an wen ich mich noch wenden könnte, um mich hier beruflich noch besser zu etablieren. Nach einer dreiviertel Stunde waren wir fertig und ich überlegte kurz, ob ich noch auf den nahen Hausberg von Santiago fahren sollte, die Aussicht erschien am heutigen Tag so klar und die Temperaturen lagen im angenehmen 25 Grad plus x-Bereich. Ich entschied mich aus Hungergründen dagegen und machte stattdessen Bekanntschaft mit der Roten Linie. Meine U-Bahnstation wird nämlich von zwei Linien befahren, aber nur die grüne Linie hält auch tatsächlich. Die rote Linie fährt noch eine Station weiter. Ich stieg versehentlich in die rote und musste dann an der Folgestation den Bahnsteig gegenüber aufsuchen, um eine Station zurück zu fahren. Und ich stieg… – ja, genau. Wieder in die rote Linie. Und fuhr erneut an meiner Station vorbei. Ich bin nicht rotgrünblind, falls diese Vermutung aufkommen sollte. Ich bin nur blöd.

Immerhin war ich um kurz vor zwei wieder in der WG, schnappte mir das Telefon und führte noch einige Gespräche mit der Schule im Süden von Chile, die mir ein Jobangebot gemacht hatte. Alles im Fluss, der Vorstand hat zugestimmt, nun hängt es ein bisschen von der Schulleiterin ab, ob sie mich noch einmal persönlich sehen möchte oder auch so meiner Einstellung zustimmt.

Der Verehrer fragte an, warum ich ihn nicht informiert hätte über den Stand der Dinge und ich dachte ein bisschen darüber nach. Ja, warum eigentlich nicht? Gegen 16 Uhr machte ich mir einen Kaffee. Der wirkte immerhin so gut, dass ich über eine Stunde schlief. Immerhin ein Privileg, wenn man keinen festen Arbeitsplatz hat. Man kann auch einfach mal auf dem Bett liegend über seinem Laptop einschlafen. In WhatsApp waren wieder etliche Nachrichten aufgelaufen und ich fragte mich, wie das vorher mal war. Ich bin erst seit einem Jahr auf WhatsApp richtig aktiv, eigentlich erst seitdem ich den Verehrer kenne, denn das ist hier und anderswo in Lateinamerika die einzig gangbare Kommunikationsform – gangbar nicht im Sinne von „die Menschen gehen schneller dadurch, dass sie Nachrichten auf ihrem Handy tippen“! Freunde wollten nach der Arbeit ins Pub, aber weder der Verehrer noch ich hatten Lust und wir entschieden unabhängig voneinander, zuhause bleiben zu wollen. Ich schrieb noch ein bisschen an einem Artikel herum und machte mir gegen acht einen Salat und Pasta mit Thunfisch-Tomaten-Sauce.

Nach dem Essen und einer Dose H*inecken-Bier war ich ziemlich müde. Ich ging nach einem kurzen Schnack mit meinen anwesenden WG-Genossen – der brasilianischen Anwältin auf Sinnsuche und dem Wohnungsinhaber – in mein Zimmer, wo ich noch ein bisschen las, mit dem Verehrer sprach und schließlich einschlief.

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