Hauptgewinn.

Ich bin ja eher nicht so der Gewinnertyp. Das kann natürlich in erster Linie daran liegen, dass ich ungern an Gewinnspielen, Tombolas oder sonstigen Wettbewerben teilnehme. Mir liegt das nicht, dieses unwägbare Element. Auch, wenn ich natürlich alle Jubeljahre mal Lotto spiele, wenn der Jackpot groß genug erscheint. Dann träume ich wie alle anderen davon, was ich mit meinen Milliönchen anfange. Auf jeden Fall nicht mehr arbeiten. Oder nur noch arbeiten, was Spaß macht. Vielleicht das Vermögen verwalten. Oder reisen. Ja, reisen auf jeden Fall. Und einen Personaltrainer, der mich in Schwung bringt. Menschen, die sich um mich und nur um mich kümmern. Gegen Bezahlung, selbstverständlich. Aber mein Großvater sagte mir schon frühzeitig, dass ich nie etwas gewinnen würde, es läge mir nicht im Blut, und er wollte von mir auch keine Lottozahlen mehr für seinen Schein hören.

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Als letztens das Hashtag #ichgewannmal auf Twitter auftauchte, erinnerte ich mich, dass ich doch ein, zwei Mal auf der Gewinnerseite auftauchte. Aber ich habe mich wirklich nicht darum gerissen. Einmal gewann ich bei der Tombola einer Kleintierleistungsschau in Weiden in der Oberpfalz ein Zwergkaninchen. Meine Tante, die ich in den Sommerferien dort besuchte, versicherte mir jedenfalls, dass das ein Zwergkaninchen sei und packte mich samt Tier vereinbarungsgemäß in den Zug nach Frankfurt/Main. Dort wurde ich von meinen Eltern abgeholt, die das neue Familienmitglied leicht genervt aufnahmen. (Am selben Abend wurde noch mit der Tante telefoniert. Ich durfte sie nicht mehr besuchen. Aber das hatte sicher andere Gründe.) Das Zwergkaninchen lebte sich ein und zwei Jahre später war es ebenso groß wie unser Dackel, mit dem es leidenschaftlich gern Fangeles spielte. Mehr bekommen als gedacht, also, fast ein großer Gewinn. Gute zehn Jahre später gewann ich ein bisschen mehr als ein Haustier, fiel aber durch ein Kaninchen in Ungunst.

In den 90er Jahren gab es eine Quizshow namens Jeopardy, die auf RTL ausgestrahlt wurde. Mein damaliger Freund erkannte mein Klugscheißertalent und meldete mich ohne mein Wissen bei der Quizshow an. Ich wurde zum Test eingeladen, durfte einen Fragebogen ausfüllen und ein hübsches Foto von mir machen lassen. Eines Tages riefen die Fernsehfritzen tatsächlich an. Ich sollte nach Köln kommen, es würden ein, maximal zwei Drehtage sein, das Hotel sei bereits gebucht. Der Ex-Freund redete mir gut zu und gab mir zu verstehen, dass er sich doch nicht umsonst für mich eingesetzt habe. Emotionaler Erpressung bin ich immer schutzlos ausgeliefert, und so fuhr ich zur Quizshow.

Frank Elstner, damals der Showmaster und für mich arme Studentin durchaus eine Respektsperson, führte uns souverän in die Spielregeln ein. Natürlich wurde auch der ausgefüllte Fragebogen besprochen, in dem ich so interessante Dinge wie „Ich würde gern mal Al Gore kennenlernen“ oder „Ich habe doch keinen Schuhtick, wenn ich mehr als 100 Paar Schuhe besitze“ zum Besten gegeben hatte. Wir einigten uns darauf, Al Gore beiseite zu lassen, weil den möglicherweise nicht allzuviele RTL-Zuschauer kennen dürften, und stattdessen die Schuhe für die Kandidatenvorstellung zu nehmen.

Mit mir im Rennen: eine Hausfrau aus Baden-Württemberg und ein Pfarrer aus Geldern. Wir machten unsere Sache gut, gaben die richtigen Antworten. Der Pfarrer aus Geldern und ich begannen ein Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem die Hausfrau nicht mehr mitkam. Kurze Pause, jetzt war Zeit für ein bisschen Smalltalk. Frank Elstner lehnte entspannt an meinem Stehpult, der Pfarrer kam dazu, während die Hausfrau noch ein bisschen gepudert wurde. „Meine Kinder haben Kaninchen, die jetzt einen Haufen Junge bekommen haben. Wir wissen gar nicht, wohin damit. Haben Sie Interesse oder wissen jemanden, der etwas damit anfangen kann?“, fragt er uns. Der Pfarrer, ganz Hirte, meinte nur, leider hätten er und seine Familie schon so viele Haustiere, und außerdem bräuchte er den Platz für sein Hobby, das Walken von Wolle. „Ich hätte Verwendung für Kaninchen, aber das hat eher was mit Rotwein, Oliven und Tomaten im Ofen zu tun“, hörte ich mich sagen. Himmel. Dachte ich. Dachte wohl auch Frank Elstner, der in meiner Antwort keinen Funken Humor finden konnte und mir einen Blick eisiger Verachtung zuwarf. „Meine Kinder wären nicht erfreut, und ich auch nicht“, sagte er. Glücklicherweise kam das Zeichen, dass die Show weiter gehen musste und wir nahmen wieder unsere Plätze ein.

Ich habe dann später zwar nach dem Pfarrer aus Geldern nur den zweiten Platz gemacht, aber dafür eine Reise nach Kopenhagen gewonnen. Das war dann auch egal, dass ich mich bei Frank Elstner unbeliebt gemacht habe.

Aber wie immer gilt: Pech im Spiel. Und ich hatte dann viel später noch Glück in der Liebe. Haben Sie eigentlich auch schon mal etwas gewonnen?

3 Gedanken zu „Hauptgewinn.

  1. .

    Ich: Reise nach Wien, die ich in eine Reise nach Paris tauschte. Reise nach Chicago. Bisschen Geld auch mal im Lotto. Jüngst den Vitamix. Glück in der Liebe, ach, lassen wir das. Hatte dagegen auch mal ein Zwergkaninchen. Aber nicht gewonnen. Vermutlich bliebt wohl deswegen das Liebesleben mehr so zwergig.

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