Ach, ARD.

Ich bin verwundert. Da hat die ARD doch den maximalen Supersänger einfach so für den ESC (Eurovision Song Contest) nominiert. Ganz ohne uns, das GEZ-Gebührenzahlende Zuschauervolk, zu fragen, ob wir das wollen. Laut Reichweiten-Statistik haben 2015 8,1 Millionen den ESC gesehen. Das sind 10% der Bevölkerung. Ich finde, darüber sollte die ARD nicht hinwegsehen, wenn sie eine Unterhaltungsshow in die Vorbereitung schickt.

Apropos Unterhaltung: Bessere Unterhaltung als bei der Kür zum deutschen ESC-Teilnehmer im vergangenen Jahr hatte ich übrigens selten. Denn da passierte doch tatsächlich etwas völlig Unvorhergesehenes! Der Gewinner nahm den Gewinn nicht an, die Zweitplatzierte wurde von einer sehr geistesgegenwärtig agierenden Barbara Schöneberger zur Erstplatzierten erkoren. Das Publikum reagierte verdattert, nahm die Wahl aber an. (Was blieb ihm auch sonst übrig.) In meinen Augen war das beste Unterhaltung, die ein Sender bieten konnte. Keine „Musikprofi-Jury“, die im Hintergrund die Fäden zog, sondern schlicht einmal der freie Fall von Planbarkeiten, die den ARD-Koordinatoren im Nachhinein offenbar so schlaflose Nächte bereitete, dass sie das 2016 unbedingt vermeiden wollten.

Nur so kann ich mir die Entscheidung erklären, einen zwar guten, aber dennoch nicht überragenden und in seinen verqueren Weltansichtsäußerungen schon gar nicht unumstrittenen Sänger für den ESC zu wählen. Das Wahlvolk hat nur noch den Song zu bestimmen. Das wäre, als würde nur noch eine Partei zur Wahl stehen, aber immerhin das Parteiprogramm dürfte einen hübschen Titel vom Volk verliehen bekommen. Hatten wir das nicht schon einmal?

Wie schade, denn Unterhaltung gehört doch neben der Meinungsbildung durch Information zur Kernaufgabe der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Das ZDF – vor einigen Jahren in meiner Wahrnehmung ein Mainzer Schnarchnasenverein – hat das deutlich besser drauf. Neben den üblichen Ü60-Programmen wie „Rosenheim Cops“ oder „Rosamunde Pilcher“ oder Klippschuledutainment von Dirk „Terra X-Man“ Steffens gibt es durchaus sehenswerte Vielfalt – mehr jedenfalls als in der ARD. Von den ZDF-Digital-Kanälen mit einigen innovativen Sendeformaten und ihrer Moderatorennachwuchsförderung mal ganz zu schweigen.

In ihrer Satzung… Weiterlesen