[Was schön war] #kw11/17.

Nochmal im Zuge der Zeitumstellung genauer hingeschaut: und ja, es ist schon die 12. Kalenderwoche. Ich hänge also volle acht Tage hinterher in meinen Wochenrückblicken, habe es aber nie gemerkt. Und das mir, die ich sonst so ein Deadline-/Termin-/Projektplanhonk bin! Aber dieses Jahr ist alles etwas anders, also bleibt es bei meiner ganz persönlichen Zeitrechnung für die Wochenrückblicke. Eine eigene Zeitrechnung, nur für mich! Was ja auch wieder irgendwie schön ist.

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Seit Samstagnacht trennen meine Bezugspersonen daheim und mich nur noch 11 Stunden. Und in nicht einmal anderthalb Wochen sogar nur noch vier Stunden.

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Diese Woche stand unter dem Stern des Treffens vertrauter und bekannter Menschen. Da sitzt man am Ende der Welt und zufällig hat die Cousine des Mannes mit ihrem Mann einen Urlaub zur selben Zeit ebendort geplant! Und nur die SchwieMu hat uns darauf gebracht. Was lag also näher, sich auf einen Ort – irgendwo in der Mitte, denn ihr Reiseweg verläuft genau in der Gegenrichtung – und eine Zeit zu einigen – jawoll, auch da haben wir so ziemlich die Hälfte unserer jeweiligen Aufenthalte in Neuseeland geschafft. Wir machten kleine Ausflüge, aßen gemeinsam zu Abend und plauderten über dies und das. Nun sind beide mehr als zehn Jahre älter als ich, bereits Großeltern und dem öffentlichen Dienst sehr eng verhaftet, aber wir hatten immer genügend Themen und freuen uns nun auf ein Wiedersehen nach meiner Rückkehr.

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Einen Flug über Vulkane gemacht. Der Pilot gab mir den Co-Pilotensitz und ich fühlte mich fast, als dürfte ich selbst fliegen. Obwohl die scherzhaft gemeinte Frage des Piloten, ob ich denn mal kurz das Steuer übernehmen wolle, mich kurzfristig in Panik versetzte. Mitunter dauert es etwas bei mir, bis ich Scherze als solche erkenne.

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Vor ziemlich genau 20 Jahren war ich mit einem Über-zwei-Meter-Mann zusammen. M. paddelte in seiner Freizeit bei den „Drachenbootlern“ und führte mich bei der sich gerade formierenden Mädelstruppe ein. Drachenbootfahren hatte damals noch nicht den Firmenevent-Teambuilding-Incentive-Charakter von heute, sondern war irgendetwas Exotisches, Archaisches, gleichwohl aber sehr anstrengend als Sport. Was die Teammitglieder aber nicht davon abhielt, gemeinsam zu feiern und zu Regatten oder in den Urlaub zu fahren. Daher rührt auch meine Bekanntschaft zu A. aus Wellington. A. war die Organisatorin an der University of Wellington für das Drachenboot-Team, das nach dem Willen der Uni eben nicht nur aus Studenten sondern auch aus Uni-Angestellten bestehen sollte. Und A. als Sekretärin im Hausmeisterbereich hatte dafür ein ausgesprochen gutes Händchen. Unter ihrer Organisation fuhren über 30 Leute 1997 gemeinsam nach Europa, besuchten Regatten in London, tourten mit einem Doppeldecker-Bus von Frankreich nach Berlin und hatten viel Spaß. Einige Mitglieder entschieden sich, über die eigentlich geplante Zeit hinaus in Berlin zu bleiben, um noch gemeinsam mit dem Berliner Team zur jährlichen Drachenbootregatta nach Malmö zu fahren, darunter auch A., ihre Schwester L., „Haggis“ und sein Kumpel A. Der erwähnte Ex M. und ich mieteten noch ein Zusatzfahrzeug, packten die Kiwis ein und los ging es! Wir verbrachten eine tolle Woche in Schweden und die Bekanntschaft mit A. überdauerte die Beziehung zu M. doch um ein Erhebliches, denn ich entschied mich kurz nach unserem Schweden-Trip, dass uns nicht nur gut 40 Zentimeter trennten. Nun sah ich die A. also wieder, mehr als zehn Jahre nach unserem letzten Treffen in Berlin. Eine so große Freude, denn wir nahmen uns Zeit füreinander, kochten gemeinsam, gingen den Hund auswringen und trafen einige Bekannte aus der wilden Drachenbootzeit. Sie gab mir eine Auszeit vom Reisen und ihren Schlüssel, damit ich nach der Rückkehr von der Südinsel bei ihr übernachten kann, während sie in Brisbane ein Projekt betreut. Freundschaft ist etwas sehr, sehr Wertvolles und Schönes.

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Ich gehe ja sehr gerne in Supermärkte und auf Märkte, wo auch immer ich bin und sondiere das Angebot. Was mich an den Produkten in NZ begeistert: hier ist die Glutenfrei-laktosefrei-Intoleranzmode offenbar noch weitgehend unbekannt. Die Milch hat ziemlich fette 3,5 bis 3,8 Prozent Fettanteil und über Double-Creamcheese und Cracker mit Rote Bohnen/Beete-Aufstrich müssen wir uns ebensowenig unterhalten wie über die Liebe der Kiwis zu Hummus. Dafür gibt es äußerst aromatische Tomaten, Avocados und simplen Kopfsalat, den ich mir am letzten Abend der vergangenen Woche in meiner Motelzimmerküche zubereitete.

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Ich bin anscheinend sehr Rentneraffin. Auf der Fähre nach Süden saß eine Truppe kartenspielender Engländer am Nebentisch, die mich sogleich adoptierten und mir Schnäpse und Pies (vor 10 Uhr morgens) anboten. Das ist mir nicht zum ersten Mal passiert, dass gerade ältere Reisende auf mich zugehen und neugierig fragen, was ich denn so mache. Oder ich habe einfach vergessen, dass ich schnurstracks in Richtung Rentnerdasein wandere. Nur noch so um die 20 Jahre oder so…

[Was schön war] #kw10/17.

Ist es zu fassen? Ich bin schon seit über einem Monat unterwegs! Am 12. Februar bin ich bei eisigen Temperaturen in Berlin aufgebrochen und nun, am 20. März, sitze ich am Fuße eines Vulkans in Neuseeland. Das allein ist ja schon schön, aber die vergangene Woche hatte natürlich auch sehr viel Schönes zu bieten.

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Neuseeland empfing mich mit grandiosem Wetter. Man hatte mir herbstlich-kühle Temperaturen und bisweilen Sturm mit Regen prophezeit. Nichts davon trübte die erste Woche am Ende der Welt. Eitel Sonnenschein beleuchtete alle meine Wege im vermaledeiten, aber letztendlich doch nicht ganz so schrecklichen Linksverkehr. Wenn man in ein fremdes Land kommt und mit unproblematischem Wetter beginnt, erleichtert es den Einstieg und ist – genau! – schön. Und wenn man die ersten Tage überhaupt keine Lust hat zum Bloggen, weil man einfach nur mit Schauen, Staunen und Freuen beschäftigt ist.

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Unter dem Sternenfirmament der südlichen Hemisphäre gesessen, auf die fluoreszierenden Wellen des Pazifik gestarrt und mich sehr als Teil des Universums gefühlt.

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Den sechsten Hochzeitstag begangen und nur wenig geweint. Er ist nicht mehr da, aber als ich mich auf die Bank am Steilufer des Pazifiks setzte, hielt er meine Hand und lächelte schweigend. Es hätte ihm hier so verdammt gut gefallen. Lass nun aber meine Hand los, mein Liebster. Ich möchte frei sein.

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Mit der Freundin mitten in der Nacht telefoniert. Gelacht und geweint.

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Durch die Dünen und am Strand geritten, über Schafweiden und auf Hügeln über dem Kratersee. Das Pferd immer besser beherrscht. Zum Schluss entspannt über die Wiesen galoppiert und die Schafe auseinander stieben lassen.

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Das sichere Gefühl, dass da irgendwo ein kleines Haus auf dem Land sein muss, das nur darauf wartet, von mir bewohnt zu werden. Ich möchte wieder mehr hören und sehen können.

[Was schön war] #kw09/17.

Heute fiel mir doch noch ein, dass es keinen Wochenrückblick gegeben hat. Aber wenn man am anderen Ende der Welt am Pazifik sitzt und in die Wellen starrt, dann kann man das schon einmal ein bisschen verschieben.

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Letzte Woche saß ich aber noch nicht am Pazifik sondern am Indischen Ozean. Der tat ein bisschen so, als sei er der Atlantik und machte große Wellen. Mit Surfern darin, sehr hübsch anzuschauen. Der ganze Ort bestach durch die Anwesenheit schöner Menschen. Menschen aus aller Herren Länder, jung, hungrig und überaus kommunikativ. Keiner, der nicht seine Nase in seinem Smartphone stecken hatte. Also ich auch. Wenn ich nicht meine Nase in einem Obstteller mit Joghurt und Honig stecken hatte. Es gibt nichts besseres. Das war sehr schön, hilft aber leider nicht beim Abnehmen.

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Darum habe ich mich auch bemüht, wenigstens alle zwei Tage zu joggen. Bei Temperaturen um die 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit geht auch das, wenngleich langsamer. Und ich werde deutlich fitter. Das habe ich in Denpasar gemerkt, als ich den Stadtpark gleich mehrfach umrundete, gemeinsam mit vielen Balinesen, die ihre Joggingrunde schon einmal barfuß ableisteten. Meine Adidas-Gazelle lassen mich zwar nicht wie eine laufen, aber sie sind bequemer als gedacht und Knieschmerzen habe ich auch nicht wie bei meinen Superduper-Laufschuhen daheim (extra angepasst und vermessen, sauteuer übrigens, ich hasse sie).

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Ich bin die Treppe heruntergefallen und habe mir den Fuß aufgeschlagen. Eine satte Prellung in schöner Eiform und eine Schürfwunde. Sehr nette Hotelangestellte fanden in irgendeinem Kühlschrank sogar ein Kühlpack. Nach drei Tagen war von der Schwellung nichts mehr zu sehen, die Schürfwunde verheilt nun auch. Ich hatte sehr lange keine Schürfwunde mehr und daher ganz vergessen, wie sehr Schorf jucken kann. Früher war ich übrigens immer die mit den aufgeschlagenen Knien und Ellenbogen. Aber ich habe gutes Heilfleisch, sagte der hauseigene Arzt immer und das ist natürlich auch etwas Schönes

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Ich hatte mir einen Motorroller gemietet und fuhr durch diesen völlig bekloppten Verkehr auf Bali. Linksverkehr auch noch. Zwischendurch, als die Straße leerer wurde, habe ich ein bisschen gesungen. „Where do you go my lovely“ von Peter Sarstedt und irgendwelche Fragmente anderer Songs, die ich dann mit einem fröhlichen Lalala refrainierte.

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Gut geschlafen. Die Betten in Asien sind eher härter als in Europa, was mir gut bekommt. Nach meiner Rückkehr werde ich als erstes die Matratze wechseln. Nicht nur, dass sie eine Tempurauflage hat, in die man in sommerlichen Nächten unschön einsinkt. Sie ist auch noch eine Erinnerung an den Mann, in guten wie in schlechten Tagen. Ich kenne das von meiner Tante, auch von meiner Großmutter, die jeweils sehr bald nach dem Tod ihrer Männer die Doppelbetten auseinandersägten (Tante) und gesamte Schlafzimmereinrichtung wechselten (Oma), natürlich auch mit Matratzenwechsel. Es scheint eine Art innerer Reinigung zu sein. Nun ja, aber es dauert ja noch eine Weile, bis ich wieder zuhause bin, und wer weiß, wie ich die Betten in den noch zu bereisenden Ländern finde. Nicht, dass mir eines so gut gefällt, dass ich bleiben möchte!

WMDEDGT 03/17.

Frau Brüllen fragt, was wir eigentlich den lieben langen Tag so machen und zwar immer am 5. eines Monats. Wir haben den 5. März, bei Ihnen müsste es jetzt sieben Stunden früher sein als hier, wo ich sitze. An meinem Schreibtisch inmitten von Reisfeldern, mit Blick in den Wald. Hier ist alles grün, denn ich bin in Ubud, auf Bali.

Ich wachte das erste Mal um halb sieben auf, denn die Hähne – und davon gibt es gefühlt 50 in der näheren Umgebung – veranstalteten ein Wettkrähen. Ich nahm die Geräusche als „gehört ab sofort halt dazu, wenn man in der Natur wohnt“ in mein Akustikgedächtnis auf und schlief wieder ein, bis der Wecker um halb acht den Morgen für begonnen meldete.

Schnell ins Bad, die Kontaktlinsen einsetzen, kurz über das Gesicht feudeln, Haare zusammenknüddeln und in die Sportklamotten springen. Raus aus dem Haus und eine halbe Stunde Intervalllaufen zwischen Reisfeldern. Mehr geht bei 28 Grad vor acht Uhr morgens auch nicht. Außer mir ist nur der Hausherr mit seinem hechelnden Golden Retriewer Leon auf der Morgengassirunde unterwegs. Wir grüßen uns, wie auch alle Arbeiter auf den Reisfeldern immer ein freundliches Lächeln und ein „Good Morning“ für mich übrig haben. Die Menschen hier sind an Touristen gewöhnt, aber das ist es nicht, es gibt eine Grundfreundlichkeit der Balinesen, die unaufdringlich ist, ganz anders als jene in Thailand, bei der hinter vielen lächelnden Lippen die Dollarzeichen blinken.

Zurück im Haus, duschte ich, wusch mir die Haare, nur um verzweifelt die Abwesenheit jeglicher Frisur zu bejammern. Meine Haare sind keinesfalls für tropische Temperaturen gemacht. Sie kringeln sich, werden wattig oder stehen gleich ganz zu Berge, wenn sie nicht einfach nur schlapp machen. Einzige Alternative zur Frisur: ein halbwegs geknüdelter Dutt. Die Kreuzköllner Hipster-Dutts wurden garantiert in den Tropen erfunden.

Dann ging ich zum Frühstück in den Kreativraum. Der heißt nicht nur so, meine Nachbarin arbeitet dort auch tatsächlich an ihren Fotoprojekten. Morgens um neun ist sie allerdings noch nicht auf, und sie frühstückt lieber in ihrem Zimmer. Dafür leistete mir Kaya Gesellschaft. Kaya und Ida sind die Hofkatzen. Kaya legte sich einfach mitten auf den riesigen Tisch und sah sehr zufrieden aus. In meinem nächsten Leben möchte ich gern als Katze wiedergeboren werden. Gern auf Bali, gern in diesem Haus. Ihnen geht es gut.

Ich trödelte ein wenig herum, schrieb einige E-Mails und rief Robert an, den Fahrer, der mich am ersten Tag von A nach B gebracht hatte, und der sehr freundlich und auch günstig war. Ich buchte ihn gleich für Morgen, denn ich verlasse Ubud und fahre an die Küste, nach Canggu, juvenile Surferkörper betrachten. Ich stand ein oder zweimal in meinem Leben auf einem Surfbrett und verstehe diese Sportart nicht. Aber es sieht halt gut aus.

Dann machte ich mich auf den Weg ins Dorf. Ich wollte den „Campuhan Ridge Walk“ bewandern. Seit dem Tag zuvor hatte ich die üblichen Tropenprobleme (Ödeme an den Knöcheln, Zehen und Fingern) und dagegen hilft bei mir Bewegung. Der Himmel war mit Schattenverheißenden Wolken betupft und die waren auch bitter nötig. Denn auf dem Ridge Walk war es stellenweise so heiß, dass ich jeden Baum ansteuerte, um ein wenig im Schatten zu rasten. Ich wanderte nicht ganz bis zum Ende, denn dort ist nur ein Café und der schöne Teil ist ohnehin nach knapp einem schweißtreibenden Kilometer zu Ende. Also drehte ich um und lächelte ein wenig in mich hinein, denn das balinesische Jugendlichen-Pärchen unter seinem Baum, das ich aufgrund meiner Rastbedürftigkeit aufstörte, saß noch in genau der gleichen Pose wie auf dem Hinweg (sie, ihren Kopf an seine Schulter gelegt, er aufrecht sitzend und mit dem kleinen Oberlippenbärtchen Erwachsenheit vorspielend). Dass die Bäume und die Aussicht darunter ins Tal ein beliebtes Sonntagsziel sind, wurde mir bewusst, als mir immer mehr verliebte Pärchen entgegen kamen.

Wieder im Tal angekommen, war ich völlig durchgeschwitzt. Ich glaube, ich habe noch nie so sehr geschwitzt wie an diesem Tag. Daher musste ich feststellen, dass mein Lunchpausenselfie in der Bachklamm auch die riesigen Schweißflecken abbildet. Naja, gibt bestimmt irgendeinen Filter dafür.

Ich setzte mich ins Café des Artistes, aß ein Eis und trank ein Lassi dazu. Dann war ich wieder halbwegs hergestellt und wanderte zur Post, um Postkarten einzuwerfen. Da ich vorher noch Wasser und eine Tüte von meinen Lieblingschips (Seetanggeschmack, ja, seltsam, ja, lecker!) gekauft hatte, wollte ich die gut anderthalb Kilometer zu meiner Unterkunft nicht mehr laufen. Daher heuerte ich ein Moto-Taxi an, das mich schnell, gut und sicher an mein Ziel brachte.

Die ungewohnte Anstrengung hatte mich sehr ermüdet und so schlief ich einen kleinen Nachmittagsschlaf bis um halb fünf. Ich überlegte, ob ich noch einmal ins Dorf gehen sollte, um mir eine Tanzperformance anzusehen, hatte aber keine Lust. Viel mehr Lust hatte ich darauf, mir heute ein richtig gutes Essen zu gönnen. Mir war beim morgendlichen Joggen ein kleines Hotel aufgefallen, nur knapp 200 Meter über den Reisfelddamm von meinem B&B entfernt. Im Netz hatte ich gelesen, dass Paul und Grace hier vor zwei Jahren ihren Traum vom eigenen Hotel verwirklicht haben, das auch ihren Ansprüchen als Weitgereiste genügt. Nun, mein B&B kostet ein Viertel des günstigsten Zimmers, aber das Hotel ist wirklich sehr schick, sehr edel und bis auf die schummrige Beleuchtung, mit der ich als halbblinder Mensch wenig anfangen kann, sieht das so aus, wie man es sich nur wünschen kann. Auf jeden Fall sagte mir aber die Karte des BBQ-Restaurants sehr zu, und ich entschied mich für eine Seebrasse mit Kapernsauce als Starter sowie Black Angus-Filet mit Rotweinsauce, dazu einen Weißwein aus Neuseeland (ja, da werde ich wohl auch das ein oder andere Weingut besuchen), weil ich Rotwein nicht so gut vertrage, obwohl es besser gepasst hätte.

Vor der Vorspeise kam als Gruß aus der Küche eine Mini-Bruschetta mit Kresse und salsa verde – ausgezeichnet! Als Brotteller gab es eine in Butter gebratene Briochescheibe mit Hummus – ebenfalls ausgezeichnet! (Hier bitte ein sehr glückliches Wortschnittchen vorstellen, das selig von seinem Fensterplatz im ersten Stock über die Reisfelder blickend den kitschigen Sonnenuntergang bewundert.)

Die Vorspeise war dann schon fast eine Hauptspeise und, ja, wieder ausgezeichnet. Und während draußen die ersten Frösche zu quaken anfingen, dachte ich daran, wie sehr das dem Mann hier gefallen hätte. Sein leichter Hang zum Luxus wäre hier sehr erfüllt worden und das Essen hätte ihn ebenfalls begeistert.

Zum Hauptgang kam dann das perfekt auf den Punkt Medium gebratene Filet. Die Kartoffel-Wedges hätten dazu nicht sein müssen, das war meine eigene schlechte Wahl. Dazu hätte sicher etwas anderes besser gepasst, z.B. Gratin. Der Service schenkte immer wieder kaltes Wasser nach und weil eine kleine Familie und ich die einzigen Gäste des frühen Abends waren, kam das Team abwechselnd, um mich ein wenig auszufragen.

Draußen funkelten die ersten Sterne und zwischen den Palmwedeln blinkte ab und zu ein Glühwürmchen – auch das hätte dem Mann sehr gefallen, denn seine erste Reise nach dem Fall der Mauer ging nach Italien, wo er zu seinem Entzücken Glühwürmchen en masse sehen konnte. So ist der Mann eben doch immer ein bisschen mit dabei, und mit den selbstgemachten Zitronenwodka aufs Haus habe ich dann kurz in den Himmel geprostet.

Ich bezahlte (nicht günstig, das gebe ich zu) und lehnte die freundlichen Angebote ab, mich doch gratis mit dem Moped bis vor die Haustür zu fahren. Ich wollte, ausgerüstet mit einer Taschenlampe, noch ein bisschen über den Damm laufen. Angst vor Schlangen oder Überfällen habe ich hier keine. Im B&B war der Strom ausgefallen, aber der Haustechniker Wayan hatte das Problem nach einer Viertelstunde im Griff. Der Router für den bachseitigen Bereich blieb aber gestört, und so stellte ich mir über den besseren Handyempfang ein Netzwerk zum anderen WLAN-Netz des B&B her. Wie immer musste ich alles erst einmal im Web nachlesen, aber nun kann ich auch das und finde es wunderbar.

Jetzt sitze ich am Schreibtisch, habe die Beine auf die Tischplatte gelegt, damit ich Morgen nicht wieder geschwollene Knöchel habe und gehe heute früher ins Bett. Draußen plätschert der Bach, die Grillen zirpen vor sich hin und aus dem Reisfeld singen die Frösche ihr Lied. Mir geht es schon ganz schön gut in diesem, in meinem neuen Leben.

 

[Was schön war] #kw08/17.

Die achte Kalenderwoche endete mit Vielem, was schön war und einigem, was sehr schön war. Und einem kleinen Rant.

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Ich bin angekommen. In meinem Dasein als Alleinreisende. Ich muss nicht unbedingt in Kontakt mit anderen Reisenden kommen und reduziere menschliche Kontakte auf fokussierte mit jenen, die notwendig sind oder die ich auch wirklich möchte. Dieses Suchen nach Kontakten, um nur ja nicht einen Abend allein zu verbringen oder den nächsten Ausflug gemeinsam zu planen, das, was jüngere Traveller in ihren Lonely Planet-Hotspots so gern tun, das ist für mich nicht mehr wichtig. Ich lese lieber Jane Austens Lady Susan in Ruhe zu Ende oder recherchiere ein bisschen vor mich hin.

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Dennoch bleibt die Kommunikation nicht auf der Strecke. Mit der Freundin via WhatsApp zu telefonieren und herumzukichern, weil es eben alles lustig ist (happy Pizza…). Mit den Daheimgebliebenen zu mailen, die mich an ihrem Alltag weiterhin teilhaben lassen. Sich mitfreuen, wenn sie ebenfalls einen kleinen Auszeitschlenker in ihre notwendige Reise einbauen. Per Skype telefonieren. Alles schon in der vergangenen Woche geschrieben, fällt mir auf. Es scheint also doch nicht so unwichtig zu sein. Vielleicht auch ein Ersatz für die Travellergemeinschaft, der ich nicht angehören will, weil sie immer auch ein Element des Urteilens birgt. Wieder gemerkt, als ich mich mit B. aus Konstanz unterhielt, die mit ihrem Mann fünf Wochen in Kambodscha weilt und mich mit hochgezogener Augenbraue fragte: „Wie, du hast alles schon vorgeplant? Aber das ist doch kein travellen!“ Ja, richtig. Das ist wohl nicht die Art zu reisen, wie du sie bevorzugst, liebe B. Aber erstens bin ich auch allein unterwegs und zweitens nicht mehr 25 (du auch nicht, du bist nur ein Jahr jünger und hast schon die erste Enkelin), und außerdem mag ich es einfach, Dinge vorzuplanen.

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Das Strandleben. Egal, ob in Wustrow, meinem bevorzugten Ferienort in Deutschland, oder in Otres Beach – Meer und Wind und Sonne streicheln die Seele.

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Die Menschen. Die hier lebenden Menschen. Die, welche sich hier engagieren und versuchen, in ihrem Rahmen und mit ihren Mitteln, etwas zu schaffen, was nachhaltig ist und Hoffnung gibt. Diese Menschen machen die Touristen wieder wett, die sich über die zwei-, dreimal Stromausfall am Tag und das mitunter wackelige Internet beschweren. Was denken sie sich eigentlich? Sie sind in ein Land gereist, das vor knapp 20 Jahren einen langandauernden Bürgerkrieg und eine Schreckensherrschaft hinter sich gebracht hat, ein Land, in dem es fast keine alten Menschen mehr gibt, weil sie alle umgebracht wurden, um einen neuen Menschen zu erschaffen. Sie sind in ein Land gereist, weil es cool und chic ist, mal da gewesen zu sein, aber mit den Erwartungen, dass hier alles so läuft wie in Phuket oder Pattaya oder auf Koh Samui oder in Europa? Die gut geölte Tourismusmaschine? Bleibt doch zuhause. Ihr stört hier. Ihr stört und verstört die Menschen, die hier eine Siebentagewoche haben, die sich für euch hier in tropischer Hitze – und ja, auch Kambodschaner finden es heiß – ein Bein ausreißen, um euch kühle Drinks zu servieren. Ihr verliert euer Gesicht, wenn Ihr am Pool hängt, ein Bier in der Hand, eine Zigarette in der anderen und rummault, weil halt eben keiner das neue Bier so-fort!!! gebracht hat. Fremdscham.

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Ach, ich wollte ja über das Schöne schreiben: Es ist schön, unterwegs zu sein und Dinge zu erleben. Es ist schön, dass die Bilder vom sterbenden Mann nur noch selten auftauchen und wenn, dann nur geblitzdingst und von anderen Bildern sofort überlagert. Es ist schön, dass ich mich auf die nächsten Ziele freue. Und es ist schön, dass ich bei aller Reiserei doch das Gefühl habe, dass meine Wurzeln so tief in die preußische Erde eingewachsen sind, dass ich wohl nicht auf die Idee kommen werde, sie woanders einzupflanzen.

[Was schön war] #kw07/17.

Auch in der Ferne bleibt nichts Schönes unentdeckt. So auch in der siebten Kalenderwoche diesen Jahres.

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Viele gute Wünsche, per Social Media, per Mail, per Kommentar erhalten. Die Reise muss unter einem sehr guten Stern stehen, wenn so viele Menschen an mich denken, glauben und mir Glücksbringer in die Post taten. Danke.

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Alle kommunikativen Kanäle sind scharf geschaltet: von Facebook und Twitter bis Skype und WhatsApp – und werden gut genutzt. So habe ich mit meiner Bankberaterin am vergangenen Freitag fröhlich via Skype sowohl über das Wetter dies- und jenseits der Welthalbkugel geplaudert und gleichzeitig ein blödes Synchronisationsproblem beim Online-Banking gelöst. Nun kann ich ganz entspannt und sicher meine Bankgeschäfte erledigen. Wenn ich wieder zurück bin, bekommt sie Blumen!

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Die Reise verlief entspannt und störungsarm, bis auf die Tatsache, dass meine Schleimhäute durch die Flugzeugklimaanlage bis auf das Äußerste ausgetrocknet waren und ich sogleich mit dem berüchtigten AC-Schnupfen zu kämpfen hatte. Kambodschanische Papiertaschentücher sind übrigens nicht für kräftiges europäisches Durchschnauben gedacht.

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Stets wurde ich freundlich und höflich empfangen, lächelnd und ohne die aus anderen asiatischen Ländern bereits bekannten Abzockereien. Ich nutze gern den asiatischen Gruß und lächele viel, vielleicht hilft auch das.

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Seltene Momente der Traurigkeit, trotz des Lächelns. Darüber, dass der Mann so früh sterben musste und all das nicht gemeinsam mit mir erleben kann. Dass er nicht die Schönheit dieses Landes sehen kann, nicht mit mir, niemals mehr. Aber wie Mr. Rith, der Guide im Königspalast sagte: „Er wird Sie beschützen. Die Geister sind immer um uns herum, wenn wir sie zu Lebzeiten gut behandelt haben.“ Er ist also dabei, irgendwie. Und die Tränen trocknen in diesem Klima ohnehin schnell.

 

[Was schön war] #kw06/17.

Die sechste Kalenderwoche – die letzte vor der großen Reise – will in ihrer ganzen Schönheit verbloggt werden. Ich werde diese Reihe natürlich auch unterwegs fortsetzen, auch das Wortschnittchen wird weiterhin bloggen. Nun ist die jahrelang sehr geschätzte Halbanonymität durch das Reiseblog sowieso dahin, daher wird es hier vielleicht ein wenig gefühlsärmer und fiktiver. Die ganz, ganz großen Gefühle habe ich Zuhause gelassen und hübsch zur Wiedervorlage nach der Rückkehr auf Eis gelegt.

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Der Mechaniker des Vertrauens im Oderkaff hat das schwedische Altauto wie jede Marke fest im Griff und bescherte mir wieder zwei Jahre TÜV und die Versicherung für einen weitgehend wartungsfreien Zustand. Nun steht das Auto für die nächsten Monate hoffentlich ebenfalls wartungsfrei vor der Tür von Freunden, wird dann und wann bewegt und bleibt mir nach meiner Rückkehr noch einige Zeit erhalten.

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Die letzten Vorbereitungen für die Reise – eben noch mal schnell das Kontomodell bei der Bank wechseln, diverse Sicherungsmaßnahmen für alle Geräte, Konten, Unterlagen durchführen, letztes technisches Equipment anschaffen und dann wirklich und wahrhaftig die Reisetasche für sieben Monate und zweieinhalb Klimazonen packen! (Eine halbe Stunde vor der Abfahrt zum Flughafen habe ich übrigens doch noch einmal aussortiert und meine geliebten Bikerstiefel müssen nun doch ohne mich zuhause bleiben.) Mit etwas gutem Zureden passte alles in die Tasche – und ich wäre dann sogar für einen Opernbesuch in Buenos Aires mit schicken Pumps und Kleidchen gerüstet!

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Noch mal schnell die Haare übergetönt, denn der nächste Friseurbesuch findet frühestens in Wellington/Neuseeland statt.

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Mit der Freundin Geburstagsgebruncht und von ihr zum Flughafen gebracht worden. Es ist schön, wenn man gut und sicher verabschiedet wird.

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Glücksbringer bekommen. Ganz unten in die Reisetasche in eine kleine Tüte gepackt, damit er nicht kaputtgeht. Direkt neben dem gestohlenen Kuss (ein wichtiger Vorrat für schlechte Zeiten, nehmen Sie sich so einen bloß immer mit, egal von wem), den Tanzschuhen und der kleinen Prise Mut zum Glück, die dann in den letzten Tagen doch ein wenig fehlte.

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Ein letztes Mal getrunken, gelacht und eine kleine Träne aus dem Auge gewischt. Die Freunde müssen nun ohne mich auskommen. „Du bleibt bestimmt irgendwo, in Argentinien oder Kanada, da wartet bestimmt einer nur auf dich“, sagt der Freund des Mannes und ich denke: nein. Nein, das ist nicht meine Absicht. Es mag kommen, was soll, aber forcieren werde ich es nicht. Das ist auch so eine Aufgabe für diese Reise: alles soll sich fügen, geschehen. Diese Reise ist Schicksal, das war mit dem ersten Gedanken an die Verwirklichung dieses Traums sicher. Alles Weitere ist auch Schicksal und wer weiß: vielleicht komme ich wieder und alles fügt sich, wie es soll und immer sein sollte.

[Was schön war] #kw05/17.

Die fünfte Kalenderwoche des Jahres will in ihren schönen Momenten erfasst werden und wieder bin ich erschrocken, wie schnell die Zeit verrinnt.

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Bei den „Goldenen Bloggern“ gewesen und alte und neue Bekanntschaften getroffen. Eine Einladung für den 22. Dezember bekommen, eine Adresse auf Bali, die mir einen entspannten und interessanten Aufenthalt an einem der schönsten Orte sicherte. Tipps und Tricks von erfahrenen Reisenden, die ich sogleich umsetzte – eine Fast-Profi-Ausstattung zum Drehen und Aufnehmen in Ton und Bild habe ich nun. Danke, Thomas! Überhaupt war es wieder einmal eine hinreißend chaotische aber unterhaltsame Veranstaltung – danke an die Veranstalter und ihre Sponsoren. Das nächste Mal bin ich gern wieder dabei, plädiere aber für Ü40-Sitzplätze mit Reservierung. Für stundenlanges Sitzen in Klappmesserhaltung auf dem Boden bin ich nicht mehr fit genug. (Knie! Hüfte! Überhaupt!)

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Am letzten Tag des Januars so viel zu tun gehabt, dass ich kaum aus den Augen sehen konnte. Auch, weil ich mich in einem absoluten Rechercheflow befand, in dem ich jegliche Zeit vergessen kann. So viele Ideen für Beiträge und Unternehmungen! Darüber vergaß ich ein wenig, dass der Mann seit genau einem halben Jahr nicht mehr an meiner Seite ist. Ich erinnere mich in letzter Zeit nur noch an die frühen Jahre. Die schwere Zeit und der Mann, der er durch die Krankheit wurde, sind ein wenig in den Hintergrund gerückt. Nun ist es fast so, als sei er eine liebe Erinnerung an einen Ex-Freund. Es sticht nicht mehr so oft.

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Der Mittwoch stand unter dem Eindruck eines traurigen Verlusts. Ein Freund, den ich seit bald zwanzig Jahren kannte, ist plötzlich und unerwartet verstorben. Ich erinnerte mich an die schönen Momente, als wir tanzten und tranken und dieses freie Lebensgefühl der späten 90er und um die Jahrtausendwende genießen konnten. Mit ihm geht ein großartiger Mensch. Die Grundtraurigkeit blieb auch in den nächsten Tagen erhalten und wird nicht so schnell vergehen.

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Zum Kaffeetrinken eingeladen gewesen und so viel Input und Ideen bekommen, dass ich alle Beteiligten in Grund und Boden geschwätzt haben muss. Aber: gemeinsames Brainstorming und Informationsaustausch sind mir doch immer meine liebsten Beschäftigungen und öffnen Horizonte. Abends ein, zwei, drei Biere mit einer langjährigen Internetfreundin getrunken und einige Geheimnisse aus der Frühzeit des Bloggens gelüftet erhalten. My goodness, mit einigen Blogger-Damen habe ich doch mehr gemein als gedacht! Außerdem: die Wohnzimmer-Bar am Helmholtzplatz hat einen weiträumigen Nichtraucher-Bereich und katapultiert sich nun wieder ganz nach oben in meine Favoritenausgehlocation.

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Mich von meinen Mitstreiterinnen im Sprachkurs verabschiedet. Wir wünschten uns gegenseitig viel Glück. Eine wird nach Ibiza auswandern, eine andere ihr Studienjahr in Barcelona verbringen, eine andere in Chile und die Jüngste möchte vor ihrem Studium einfach mal nach Peru. So viele Gründe, um eine Fremdsprache zu lernen!

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Die Wohnung wird immer leerer, das Lagerabteil immer voller. Erste Abschiede von liebgewonnenen Dingen. (Mein Teddybär!)

WMDEDGT 02/17.

Frau Brüllen fragt, was wir eigentlich den lieben langen Tag so machen und zwar immer am 5. eines Monats. Dieser 5. Februar wird der letzte 5. für die nächsten sechs oder sieben Monate sein, der nicht in gewohntem Umfeld passiert. Auf Reisen sehen auch die 5. eines jeden Monats anders aus.

Ich stand recht früh auf, um noch zwei Kisten ins Lagerabteil und hinterher die knapp 100 Kilometer zur Schwiegermutter zu fahren – der letzte Besuch vor der großen Reise, daher wappnete ich mich schon gegenüber den zu erwartenden Gefühlsausbrüchen. Mittags angekommen warfen wir erst einmal ein paar Mini-Pizzen in den Ofen, denn üblicherweise hatte sie noch wenig bis gar nichts gegessen und bei einer so schlanken Dame mit notorisch angegriffener Gesundheit sollte ein wenig Gesellschaftsessen nicht schaden können. Dann ging es ans Aufgabenabarbeiten. Sie macht immer gern eine kleine Liste der Dinge, die sie selbst nicht erledigen kann und ich übernehme das dann oder lasse es auch. Wir fanden zum Beispiel heraus, dass die Auswurftaste des DVD-Players gar nicht kaputt ist, aber sie auch nur auswirft, wenn eine DVD oder CD im Laufwerk steckt. Einfache Lösung!

Und auch der Drucker druckt nach dem korrekten Einlegen der Druckerpatronen wieder schöne Druckwerke! Man soll bei alten Leutchen immer ein gerüttelt Maß an Verständnis in der Tasche mitbringen, denn wer weiß schon, wie tüdelig wir eines Tages sein werden?

Nach der Reparatur des elektronischen Fieberthermometers – eine kleine, frische Batterie hilft mitunter Wunder – musste ich den eigens frisch aufgetauten Apfelkuchen kosten. Ich hasse Apfelkuchen, wenn er frisch aufgetaut ist und bissfeste kleine Eiskristalle beinhaltet. Aber nun ja, man kann es sich nicht aussuchen, aber ich umschiffte das zweite Stück elegant mit dem Hinweis auf das zu erwartende Hüftgold. Danach kamen wir zu dem Ordnen und Klären von Papieren, Ansprechpartnern und Informationen. Immerhin bin ich etliche Monate weg und es ist schon ganz gut, wenn auch meine Freunde und Bevollmächtigten wissen, dass sich meine Schwiegermutter bei ihnen melden könnte.

Wir plauderten dann noch ein wenig über den Mann, über die Notwendigkeit, die Eheringe für unterwegs mitzunehmen, auch, wenn ich sie schon seit November nicht mehr ständig tragen mag. Und wir sprachen über seine Ex-Freundinnen, von denen doch nur zwei Gnade unter Schwiegermutters Augen gefunden hatten. Ich erzählte ihr von meinen Ex-Freunden, mit denen ich doch überwiegend noch sporadischen bis guten Kontakt habe und gegen die ich keinerlei Groll hege, denn sie sind und waren doch sehr freundliche, wenn auch unpassende Partner. Sehr nebenbei fragte sie mich nach aktuellen Lieben oder dem, was ich mir so vorstelle für mich. Was sagt man da? Dass alles offen ist, was das Leben noch für mich bereit hält, in jeglicher Hinsicht? Verletzt man sie, wenn man klarstellt, dass der Mann, ihr Sohn, nicht der letzte Mann an meiner Seite gewesen sein wird? Manche Dinge sind gut, wenn sie nicht weiter ausgeführt werden und so nahm ich das Lenkrad wieder in die Hand und fuhr das Auto zum Mechaniker des Vertrauens, der es über den TÜV hieven wird, sodass ich es am Mittwoch wieder in der kleinen Stadt am Rande des Universums abholen kann.

Eine knappe Stunde Regionalexpressfahrt später saß ich auf dem Sofa und baute die neuen elektronischen Superdupergeräte zusammen: Mikro, Adapter, Stativ – die komplette Ausrüstung zum Filmedrehen für unterwegs. Man muss ja was zum Üben haben. Den Rest des Abends las ich noch ein wenig.