Was schön war] #kw42/17.

Montag ist’s und Zeit, die vergangene Woche Revue passieren zu lassen. Was war schön, was lohnt sich, für schlechte Zeiten in der inneren Belletristik-Bibliothek aufzuheben?

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Eine Woche kann nicht schlecht beginnen, wenn eines meiner Lieblingsessen auf dem Programm steht: Pho Bo. Glücklicherweise erhältlich in Laufweite meiner Wohnung. Soulfood!

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Noch mehr Soulfood gibt es bekanntlich meist innerhalb der Familie. Zwei Tage Weserbergland mit Grünkohl (und Bregenwurst), Linsensuppe, einem schönen Feuer im Ofen. Dazu trinkt Tantchen gern einen Wacholderlikör aus Ostwestfalen, den natürlich alle mittrinken müssen.

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„Wir müssen Wein einkaufen für Weihnachten.“ Erstaunlich, was in eine A-Klasse so reinpasst. Damit ist das (friedlich alkoholisierte) Familienweihnachten gesichert.

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Termine, Termine, Termine. Mich unendlich über Dienstleister geärgert. Dann gedacht: ach, was soll’s. Die innere Zen-Buddhistin übernimmt langsam die Macht. Ich entschleunige und setze mich nicht mehr unter Druck. Was geschehen soll, wird geschehen, auch ohne mein Zutun.

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Auf einer Halloween-Party gewesen. Mir ein Hexen-Zombie-Vampir-Outfit verpasst und unheimlich in die Kamera geguckt (dieser Weichzeichner-Filter ist der Hammer, man sieht automatisch ein paar Jahre jünger aus!). Ein bisschen mit dem Tod geflirtet. Er heißt Michael. Aber der Tod wurde langweilt schneller als erwartet, daher habe ich mich für das Tanzen entschieden.

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Mit Buenos Aires telefoniert. Ich denke, der Jahreswechsel wird nicht in Berlin stattfinden.

[Was schön war] #kw41/17.

Was in der vergangenen Kalenderwoche schön war, wie immer heiß und frisch nach Abschluss derselben auf den Tisch geliefert.

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Da bereits der Wochenbeginn unter den Zeichen zwischenmenschlicher Missverständnisse stand, fuhr ich mit recht gemischten Gefühlen von der SchwieMu fort. Es ist ja ohnehin etwas schwierig, denn die verbliebenen Dinge des Mannes müssen langsam aber sicher gesichtet, ausgeräumt und/oder entsorgt werden. Darunter eben nicht nur Bücher, Bücher, Bücher, Akten und diverser Kleinkram, den er aus nostalgischen Gründen aus der DDR in die Jetztzeit hinübergerettet hatte. Sondern auch zwei halbauseinandergebaute Teile eines DDR-Rollers, für den es einen Interessenten gibt. SchwieMu indes tut sich schwerer als ich, die Dinge loszulassen. Wir sprachen am Abend darüber und alles war wieder gut.

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Am nächsten Tag war erst einmal gar nichts gut. Ich hinterließ einen mittelgroßen Scherbenhaufen zwischen Chile und Deutschland. In Stresszeiten bin ich ein Druckkessel. Ich kann sehr, sehr lange Druck aufbauen, aber irgendwann fliegen die Ventile raus und der Kessel ist schlagartig leer. So war das auch mit dem Verehrer. Die Entfernung, eine gewisse Grundsehnsucht innerhalb des berühmten Projektionsflächenpingpongs, die mitunter nichtssagende Kommunikation wie auch die stetigen Nachfragen seinerseits, warum ich denn nicht antworte und/oder mich so komisch habe, all das machte mich wütend, weil ich es eben gerade nicht ändern kann. Eine Sprachnachricht später war der Kessel leer, ich ebenso sauer wie traurig und der Verehrer verstand die Welt nicht mehr. Was ihn indes auszeichnet: er lässt meiner Zerstörungskraft ihren Raum. Und er lässt nicht los.

Ich vermute, jeder zweite hätte sich gesagt „lass die Irre, muss man nicht verstehen, ich melde mich nicht mehr“. Der Verehrer hat da ein bis zwei Punkte gut gemacht und bemüht sich seitdem ebenso um mehr und anregendere Konversation wie ich auch. Wir sind zwei. Perspektivisch gesehen.

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Der Zauberfriseur verpasste mir nicht nur wieder eine gute Farbe sondern aktivierte auch seinen Gatten, dass er mir eventuell beruflich weiterhülfe. Der Zauberzahnarzt verpasste mir eine Aufbissschiene und oh, Wunder! seitdem habe ich morgens keine Kieferschmerzen mehr. Ich verpasste eine Gelegenheit, die nicht wiederkommen wird, über die ich aber auch nicht traurig bin.

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Ich bin ja kein spiritueller Mensch. Aber ans Karmapunktesammeln glaube ich. Da helfen, wo es geht, öfter lächeln, als es vielleicht müsste und ansonsten versuchen, Menschen als das zu nehmen was sie sind. Ich wurde von einem chilenischen Bekannten gefragt, ob ich seiner Freundin nicht helfen könnte. Sie sei vor kurzem Witwe geworden, war mit einem Deutschen verheiratet, einen kleinen Sohn hatten sie. Nun steht sie da, im Süden Chiles, mit nur wenigen Papieren, denn er sei „ein Flüchtender gewesen, der alles hinter sich gelassen habe“.  Bei solchen Aussagen macht man sich so seine Gedanken. Ich suchte die entsprechenden Formulare bei Rentenversicherungsträger, Botschaft und die Adresse einer deutsch-chilenischen Kanzlei heraus und übersetzte notdürftig die für sie relevanten Passagen der Witwen- und Waisenanwartschaften. Sie leitete alles in die Wege und gab positive Rückmeldung. Bleibt zu hoffen, dass die Anwälte alles für sie regeln können. Denn mir scheint der Fall recht kompliziert, samt Schwiegermutter in Franken, die in einem Haus sitzt, das dem Sohn gehörte. Da geht’s dann ganz schnell um Geld und Angst und Gefühle.

Ich meinerseits hoffe auf einen kleinen Karmapunkt, den ich einst in einer ähnlich verzwickten Lage einlösen würde. Immerhin: ich darf bei der Witwe wohnen, sollte ich mich einmal in Puerto Montt einfinden. Die Einladung sowie ein gewisses Grundvertrauen stehen.

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Neue Bekanntschaften über das internationale Netzwerk geschlossen. Immer wieder eine Bereicherung, diesmal aus Polen, Frankreich und Griechenland. Alte Bekanntschaften und Freundschaften gepflegt. Manches macht mir Sorgen, aber ich hoffe, die Beteiligten werden eine Lösung finden.

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Ich schrieb auf Twitter: „Was fehlt: eine App, die einen morgens beim Aufstehen motiviert. Quasi Runtastic für Langschläfer. Mit Applaus und Medaille bei Erfolg.“ Und wurde dafür im Newsletter der ZEIT zitiert und vielfach beherzt und retweetet. Es scheint Bedarf für eine derartige App zu geben. Gleich mal etwas anzetteln gegangen. Es kann doch nicht so schwer sein!

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Mich langsam aus der deprimierten Stimmung herausgewurschtelt.

 

[Was schön war] #kw40/17.

Was in der vergangenen Kalenderwoche schön war, hier in der aufgrund des famosen 22-Grad-wir-haben-einen-Superherbsttag-Wetters in der Kurzfassung.

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Endlich, endlich die letzten Überweisungen des Pflichtteils erledigen können. So ist das, wenn auf der einen Seite eine leicht verpeilte Stieftochter ihre Bankdaten nicht im Griff hat und auf der anderen Seite erst einmal die Witwe ihr normales Laptop (nicht Reiselaptop) wieder aktivieren muss, weil ausgerechnet die Infos zur vertraglich vereinbarten Summe dort und nur noch dort archiviert sind… Nun ist alles erledigt.

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Weiter ausgemistet. Ich werde diese Wohnung noch so aufgeräumt bekommen, dass ich mich wieder wohlfühlen kann. Oder mein Hab und Gut in zwei, drei Koffer, getreu dem Motto meiner Omama: „Pack dein Wissen und deinen Humor ein, den Rest kannst du ersetzen.“ Gute, kluge Omama. Nächsten Monat wäre sie 95 Jahre alt geworden, fast so alt wie meine Urgroßmutter. Wenn sich die Gene durchsetzen, habe ich noch viel zu lange was mit dieser Welt zu tun. Zeit, sie sich so schön wie möglich zu machen.

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In mir selbst ein wenig ausgemistet. Sind meine Gefühle für manche Menschen noch dieselben? Oder muss ich eine Neujustierung angehen? Manchmal hilft es, sich die eigene Gefühlswelt einmal ein wenig analytischer anzusehen. Oder man klappt seelisch kurzzeitig zusammen, heult sich tüchtig aus und rappelt sich nach zwei Tagen wieder auf, um unter Menschen zu gehen. Beide Varianten getestet und für gut befunden.

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Sehr nette Konversationen gehabt. Einer anderen Witwe am anderen Ende der Welt geholfen, in den beinahe undurchdringlichen Antragsformulardschungel für die Rentenversicherung in Deutschland eine kleine Schneise zu schlagen. Alles übersetzt und für gut befunden worden. Despacito.

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Beim Zahnarzt fasst nicht gekotzt.

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Die beste Freundin kennt mich besser als ich mich selbst und sagt, dass ich mich doch schon entschieden hätte. Vielleicht hat sich recht. Ich weiß nur, dass ich Dinge immer gern zum Abschluss bringe. Ob positiv oder negativ.

[Was schön war] #kw39/17.

Was in der vergangenen Woche schön war – in aller Kürze und mit Würze. (Und meinem ganz eigenen wirtschaftswunderlichen Humor.)

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Am Montag bekam ich die Zusage für eine Fortbildung. Es wird sehr, sehr anstrengend werden und ich bin mir noch nicht sicher, ob ich hinterher den tatsächlichen Zweck der Fortbildung realisieren werde. Aber es ist ein sehr rarer Platz auf einer langen Liste gewesen und es kann nur ein freundlicher Zufall sein, dass ich von der Warteliste ins Team gekommen bin. Das heißt allerdings: im November und bis in den Dezember täglich zehn Stunden plus x lernen, arbeiten und viel, viel Input aus einem mir bis dahin eher unbekannten Arbeitsbereich. Ich spreche in Rätseln, ich weiß. Aber mein berufliches Fortkommen soll hier keine große Rolle spielen. So viele Pläne gehen derzeit den Bach runter, dass ich mir so recht gar keine Gedanken mehr dazu machen mag.

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Immerhin gab es am Montagabend noch ein Treffen zu einem sehr spannenden Projekt, das dann doch hoffentlich bald realisiert werden kann. Wenn der Kunde sich endlich ausmehrt, nicht zu sehr an der Kostenbremse zieht und die Agentur mich buchen will. Zehn Tage Mexiko wären schon ziemlich Klasse. Aber der Job, der wäre noch viel mehr Klasse. Bislang bleibe ich on hold. Nichts Neues weiß man.

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Dienstag machte ich einen Ausflug ins Oderbruch, um mir endlich den „Landsitz“ eines Freundes anzusehen. Das war schon längstens geplant, aber wegen meiner Nachtblindheit müssen solcherlei Ziele immer tagsüber erreichbar und auch wieder zu verlassen sein. Über 100 Kilometer Fahrt durchs dunkle Nirgendwo klemme ich mir lieber. Sehr schön gegessen und erzählt. Ein schönes Fleckchen Erde zum Wohlfühlen.

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Diverse To Do-Listen abgearbeitet und voran gekommen. Den Bewilligungsbescheid so schnell bekommen, dass es mich überraschte. Einstufungstests gemacht und eine phänomenale Punktzahl erreicht. Mein Englisch scheint nicht ganz so schlecht zu sein wie erwartet. Wenn ich nur wüsste, was ich mit diesem ganzen Sprachgedöns anfangen kann. Ich bin so furchtbar verplant, äh. Verpeilt trifft es wohl eher.

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Am Donnerstag in ein kleines Tief gefallen und sehr müde geworden. Wozu mache ich das eigentlich alles? Sollte ich mir nicht doch einfach einen Job suchen, so einen wie früher? Dann an die Träume gedacht, die ich habe. Ich würde es den Rest meines Lebens bereuen, nicht wenigstens alles dafür getan zu haben sie zu realisieren. Was schert es, dass andere so viel jünger sind, wenn sie sich aufmachen, ganz unbedarft und lebensfroh und motiviert? Auf Null zurückgehen kann ich immer.

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Am Freitag einen Gesprächstermin gehabt, an dessen Ende eine sehr positive Bilanz gezogen wurde. Wir werden sehen. Danach zu einer Gindegustation gehetzt, wo die Freunde schon gemütlich beisammen saßen. Es war sehr nett, aber das nächste Mal würden wir wohl etwas mehr Klasse in der Auswahl der Getränke und des Ortes walten lassen.

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Samstagabend auf einer Netzwerk-Party gewesen und bis in den Morgen getanzt, viel Spanisch gesprochen und geflirtet. Auf Acht-Zentimeter-Absätzen durchgehalten, bis die Wirbelsäule tatsächlich aus Stahl schien. Am Sonntag alles bereut. Naja, nur ein bisschen bereut. Aber das nächste Mal vielleicht doch lieber flache Schuhe.

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Der Verehrer plant tatsächlich einen Monat für seine Reise nach Deutschland und Europa ein. Und er will, dass ich mit ihm reise. Ich glaube das ja alles erst, wenn er hier vor der Türe steht oder wir gemeinsam in ein Flugzeug steigen. Bis dahin wird noch viel Wasser die Spree und den Maipo hinunterfließen und ein Winter, ein Frühling und möglicherweise ein Sommer vergehen. Viel Zeit, um sich zu vergessen. Oder sich wiederzusehen. Wir werden sehen.

WMDEDGT 10/17.

#WMDEDGT bringt einmal monatlich und immer am 5. den Tagesablauf ins Internet. Initiatorin des Ganzen ist Frau Brüllen. 

Warum auch immer, ich hatte in der vergangenen Nacht unglaublich schlecht geschlafen. Vielfach aufgewacht, mit der Decke um mich gewickelt, als ob ich mich selbst erdrosseln wollte. Entsprechend gerädert wachte ich um viertel nach acht zum Weckerklingeln des Handys auf. Ich schälte mich mühsam aus dem Bettdeckenwirrwar, duschte und wusch mir die Haare. Nach einem halben Kaffee – ich hatte vergessen, eine neue Packung Kaffee zu kaufen! A-po-ka-lyp-se! – und einem kleinen Müesli saß ich gegen halb zehn am Schreibtisch, um die noch von gestern offenen Punkte der To Do-Liste zu erledigen.

Als da wären: dem Ex-Ex-Chef die letzten Änderungen ins Arbeitszeugnis zu diktieren, das seit über einem Jahr sowohl auf seinem als auch meinem Schreibtisch vor sich hin simmerte. Es ging nur um die Einschätzung des Anteils der Geschäftsführungsaufgaben, die ich unbestreitbar mitleistete (mitleisten musste), obwohl sie überhaupt nicht in meiner Stellenbeschreibung auftauchte. Nun sind wir uns wohl einig und werden eventuell zukünftig noch einmal auf anderer Basis zusammenarbeiten. Auch die nächsten Punkte drehten sich um Arbeit und Organisation. Sich selbst Arbeit zu organisieren, gehört mit Sicherheit zu den schwierigsten Dingen der Welt. Dann noch ein wenig Orgakram mit dem Nachlass des Mannes – immer noch. Ich hoffe, ich kann das Kapitel irgendwann einmal abschließen.

Mittlerweile war es Mittag geworden und ich machte mir zwei Toasts mit Gurkenquark. Ohne Gurkenquark mag ich nicht mehr leben. Man möge mich gern dereinst darin einbalsamieren. Wie üblich überkam mich nach dem Lunch eine bleierne Müdigkeit, der ich – ohne jegliche Zwänge – einfach nachkam. Um viertel vor drei erwachte ich nach einer Stunde und setzte mich noch einmal kurz an den Schreibtisch. Danach trabte ich ins Fitnessstudio (ja, Sie haben richtig gelesen, ich gehe da wieder hin), um unter den wachsamen Augen von Mario ein paar Hantelübungen für den Schulterbereich zu machen, ein bisschen vor mich hin zu traben und ganz allgemein froh zu sein, den inneren Schweinehund und den anschwellenden Sturm „Xavier“ überwunden zu haben – hier legte ich eine Gedenksekunde an den gleichnamigen lang vergessenen französischen Ex-Verlobten ein.

Ich ließ mich gegen viertel nach fünf von den wirbelnden Blättern und sich biegenden Bäumen nach Hause wehen, holte aber unterwegs noch eine kleine Portion Nudelmischgemüse vom Chinamann. Wenn das so weiter geht, sind wir bald per Du. Mittlerweile hatte auch der Verehrer in Chile seine ersten Meetings hinter sich gebracht und schrieb mir Küsse und so weiter. Nach dem frühen Abendessen hatte ich noch Hunger und kramte einen Erdnussschokoriegel von der Untermieterin aus dem Vorratsschrank. Es geht schlimmer.

Gegen acht setzte ich mich auf Sofa und schaltete mich ein wenig durch die Kanäle, bevor ich entnervt aufgab und mir eine DVD aus dem Regal holte. Mit „Mademoiselle Populaire“ macht man nichts falsch und ein bisschen Instant-Liebe kann derzeit nicht schaden.

A propos Liebe (oder auch eher nicht): gegen zehn kamen sie dann wieder alle aus den Löchern gekrochen, die Männer. Noch ein wenig Chat, aber ich bin mittlerweile so gelangweilt von diesem ganzen Projektionsflächenpingpong, dass ich mich schon gar nicht mehr mit ihnen treffen will. Der, den ich treffen wollen würde, sitzt am anderen Ende der Welt, wenn wir schon über Projektionsflächen sprechen. Aber das führt für einen Fünften des gerade einmal begonnenen Monats zu weit.

Gegen halb elf ging ich ins Bett, um noch ein wenig zu lesen und mich auf Morgen zu freuen.

[Was schön war] #kw38/17.

Wie jede Woche der Rückblick auf die schönen Seiten des Lebens, beziehungsweise der vergangenen Kalenderwoche.

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Einen Amtstermin mit einer überaus freundlichen und hilfsbereiten Mitarbeiterin absolviert. Inklusive Kaffee aufs Haus und kleinen Hinweisen zum weiteren Fortgang des Verfahrens. Entspannte Atmosphäre, so hätte ich das nicht erwartet.

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Diverse Projekte weiterbearbeitet, um sie irgendwann vielleicht einmal umsetzen zu können. Diese unproduktive Phase muss bald ein Ende finden. Und das tut sie möglicherweise auch. Der Anruf eines Freundes gibt Hoffnung für ein äußerst spannendes Projekt.

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Das erste Mal seit der Schulzeit wieder in einem Chor gesungen. Ob diese Art Chor ein Dauerprojekt sein wird? Noch bin ich unschlüssig. Man singt bislang ohne Noten und in mir sehr fremden Sprachen. Dafür beim Spanischstammtisch für meine gute Aussprache gelobt worden. Die tägliche Konversation mit dem Verehrer hat zumindest meinen Sprachschatz aktiv gehalten. Den Verehrer-Schatz oder vielmehr das Schätzen desselben indes aktiv zu halten fiel in der vergangenen Woche etwas schwer. Viel Arbeit seinerseits, wenig interessantes Berichtenswertes meinerseits und damit verbundene Verflachung der Konversation – Langweile brauche ich nicht. Nun strengt er sich wieder an. Und ich mich auch ein bisschen mehr. Immerhin: fast sechs Monate ununterbrochene Kommunikation. Es wundert.

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Wie immer sehr schöne Abend- und Kaffeeverabredungen gehabt. Wie schön, dass es diese Menschen gibt.

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Mit dem Ex im Kino gewesen und mit ihm auf 17 Jahre Ex angestoßen. Und auf eine Sache, die uns beiden immer noch bisweilen schwer auf der Seele liegt, die man aber annehmen muss und das Leben hat nun mal nicht immer einen glücklichen Ausgang. Prost, kleiner Mann da oben in den Sternen.

[Was schön war] #kw37/17.

Wie immer zum Wochenende oder -beginn die Übersicht dessen, was in der vergangenen Kalenderwoche schön war.

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Zum Wochenbeginn sehr nett frühstücken gewesen. Dieses Internet und die darin lebenden Menschen sind in natura meistens noch netter, aufgeräumter und humorvoller als in ihren jeweiligen Web-Aktionsgebieten. Zum Wochenausklang in Frankfurt mit einem weiteren Internetmenschen getroffen. Das füllt das Herz ein wenig mehr.

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In die Heimatstadt gefahren. Als quasi Touristin durch die Stadt gelaufen und Fotos gemacht. Erstaunlich, wie sich die Stadt verändert hat! Die Innenstadtplaner haben einige Kardinalsfehler anderer im Krieg fast vollkommen zerstörter Städte wieder berichtigt und dabei in wesentlichen Elementen auf eine einheitliche und zeitlose Bauweise geachtet. Man kann diese fast schon skandinavische Neigung zu grauem Holz, viel hellem Kalkstein und dazwischen eingepassten bunten Glasflächen als etwas unpassend für eine hessische Stadt empfinden, die im Wesentlichen aus Nachkriegsbeton und Sandstein-Monumentalbauten besteht. Aber eine Verbesserung ist es allemal. Aufgehübscht, würde ich sagen. Ich bin ein bisschen versöhnt mit dieser Stadt am Main, die mir immer zu eng, zu kalt und zu grau war.

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Mit einer Schulfreundin getroffen, die ich seit 25 Jahren nicht mehr gesehen habe. Unsere Wege hatten sich ein wenig verlaufen, nachdem wir fast 13 Jahre enge Freundinnen und Nachbarinnen waren. Seltsamerweise haben wir in vielen Dingen die gleichen Entscheidungen getroffen, ähnliche Wege eingeschlagen und bisweilen unkonventionelle Lebensentwürfe entweder ertragen müssen oder angenommen. Ein schöner Nachmittag des Wiedersehens.

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Mit einem alten Schulfreund getroffen, Wein gesoffen und der Musik der 80er Jahre gefrönt. Das war ganz großartig und ich wünsche ihm und mir, dass wir uns nicht in Illusionen der Liebe verlieren. Man kann sich mit Zuwendungen begnügen, die nicht ausreichen, um das Herz auf Dauer zu füllen. Er mit seinem Lover nicht und ich… nun ja.

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Der kranke Vater erkennt mich nicht nur, sondern fragt mich auch nach meiner Reise. Ganz entgegen aller Erwartungen kommt er ein zweites Mal aus seinem Zimmer, um noch einmal zu fragen und mir zum Abschied einen Kuss zu geben. Es muss ihn viel Anstrengung gekostet haben. Kleine Abschiede auf Raten. Wir hatten nie genug Zeit und Raum füreinander.

Aber die Reiselust, die haben wir beide in den Genen.

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Das erste Mal auf dem Original Oktoberfest gewesen. Und sehr lieb unter die Fittiche genommen worden. Die klassische Wiesn-Gaudi mit Tanz auf den Bänken, Saufgelagen und Touristenballung habe ich mir daher noch nicht geben dürfen (müssen). Das kann ich mir ja nächstes Jahr antun. Dafür aber sehr lustig – wie immer mit Internetmenschen – Maß (in Maßen) getrunken, hervorragend gegessen und mein Dirndl ausgeführt. Ja, mein Dirndl. Das habe ich schon länger und ich darf das, ich bin da unten geboren.

[Was schön war] #kw36/17.

Was in der vergangenen Kalenderwoche schön war, wie immer kurz zusammengefasst. Diese Woche sogar mit Poesie!

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Beim Spanisch-Stammtisch gewesen. Diese Stammtische finden – auch in deutscher Sprache – in vielen großen Städten der Welt statt und werden neben etlichen anderen Aktivitäten über eine Expatriate-Community organisiert. Es gibt also nicht nur Gelegenheit, sich in einer Fremdsprache zu üben oder mit Menschen in der Muttersprache zu unterhalten, während man, sagen wir, in Nairobi, Buenos Aires oder Montreal sitzt. Die zu diesen Events zusammenkommenden Menschen sind so bunt wie die Welt und haben genau den Touch Internationalität und bisweilen auch Durchgeknalltheit, den ich gerade brauche um zu überleben.

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Mit der spanischen Neu-Bekannten Kaffee trinken gewesen. Wir sprachen über Männer (sic!), das Alter (mein Gott, sie ist fast so alt wie ich und hat sich verdammt gut gehalten!) und Poesie. Nun gehört diese Literaturgattung nicht unbedingt zu meinen allerliebsten, und ich gestehe, früher habe ich sie sogar verachtet, weil unter Zeitverschwendung abgelegt. Aber Poesie kann auch eine fremde Sprache vertiefen. Und so habe ich – natürlich, natürlich – ein wenig in den Gedichten Pablo Nerudas geschmökert, des chilenischen Nationaldichters, dessen Haus Isla Negra an der Pazifikküste mir sehr gut gefiel. Über seine Frauengeschichten schweige ich lieber, da müsste ich sonst die Machismokeule rausholen und ihn postum damit erschlagen. Hier das wunderbare Sonett XVII, das mich aus Gründen besonders angesprochen hat:

„Ich liebe dich nicht, wie ich eine Rose aus Salz lieben würde,
einen Topas, einen Nelkenpfeil, der das Feuer entfacht:

ich liebe dich, wie man die dunklen Dinge liebt,
heimlich, zwischen Seele und Schatten.

Ich liebe dich wie die Pflanze die nicht blüht und die
in ihrem Innern andrer Blumen Licht versteckt,
und dank deiner Liebe lebt in meinem Leibe dunkel
das dichte Arom, das aufstieg aus der Erde.

Ich liebe dich und weiß nicht wie noch wann noch wo,
ich liebe dich geradezu ohne Fragen noch Stolz,
so lieb ich dich, weil anders ich nicht lieben kann,

vielmehr auf diese Weise, in der ich und du nicht sind,
so nah, dass deine Hand auf meiner Brust ganz mir gehört,
so nah, dass ich in meinem Schlaf deine Augen schließe.“

Ich hoffe, dies ist eine korrekte Übersetzung, denn ich habe keine andere dazu gefunden. Und? Hat es Ihnen gefallen?

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Spontan auf einer Veranstaltung der Berlin Art Week am Freitag und auf einer Open Gallery einer befreundeten Künstlerin am Samstag gewesen. Immer wieder faszinierend, diese Kunstweltmenschen.

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Viel gutes Fleisch gegessen. Aus mir wird keine Vegetarierin mehr.

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Einen kleinen Tritt in den Hintern bekommen. Auch dazu sind Freunde da.

[Was schön war] #kw35/17.

Schon zwei Wochen zurück in der großen Stadt und stets auf der Suche nach dem, was in der vergangenen Woche schön war.

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Den spannenden Plänen einer Freundin und ihres Mannes gelauscht. Ich bewundere sie dafür, dass sie beide den Mut haben, woanders noch einmal ein ganz neues Projekt anzufangen. In eine neue, völlig andere Umgebung zu wechseln und dort etwas aufzubauen, das sich vom bisherigen Alltag vollkommen unterscheidet. Andererseits: auf meiner Reise habe ich so viele Menschen getroffen, die ihrem Leben mit Mitte 50 und sogar weit darüber hinaus noch einmal eine komplett neue Richtung gegeben haben und damit sehr glücklich geworden sind. Ich finde es schön und melde mich hiermit schon einmal als Besuch am neuen Ort an.

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Mit einer Ex-Kollegin Wein getrunken und alte Geschichten herausgekramt. Was waren wir damals jung und hatten diese Unverfrorenheit, die man wohl in der Medienbranche und ganz besonders im großen Verlag braucht! Sie hat mit Wissen, Können, Machtbewusstsein und den richtigen Connections innerhalb des Verlags eine ziemliche Karriere hingelegt, die sicherlich weitergehen wird. Ich bin gespannt.

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Vom Zauberfriseur eine Frisur verpasst bekommen, die irgendwo zwischen französischer Chansonette und russischer Nutte changiert: deutlich dunkler und endlich der grässlichen roten Reflexe entsorgt, mit geradem Pony und guter Fülle zum wieder länger Wachsen lassen.

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Mich entschieden, das erste Mal in meinem Leben auf die Wiesn zu fahren. Zwei Verabredungen getroffen, weitere stehen noch aus. Vielleicht geht es auf dem Rückweg nach Berlin über Prag, wo ich schon lange nicht mehr war. Die Weltreise geht immer weiter, irgendwie.

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Einige Ideen für Projekte heruntergeschrieben. Ich bin noch nicht sicher, ob ich das wirklich kann. Man schenke mir den Mut und das Selbstbewusstsein von anderen, die fröhlich pfeifend durch die Welt wandern und davon ausgehen, dass diese nur auf sie gewartet hat. Das wäre schön, ist es aber nicht, weil ich weit davon entfernt bin. Alle Pläne und optimistischen Ansichten bekommen gerade Risse und bröckeln.

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In reger Konversation mit dem Schönen aus dem Internet gewesen. Leider habe ich dann doch ein wenig die Lust verloren, mich wirklich mit ihm zu treffen. Es wäre Zeitverschwendung, er ist mir nicht gewachsen.

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Mit dem Herzen ist wohl alles in Ordnung. Der Arzt findet es sogar besser in Schuss als beim letzten Mal. Gebrochen ist nach erster Sicht also nichts, auch wenn es manchmal ziept und schmerzt. Morbus Sehnsucht, ebenso irreal wie unsinnig. Gibt nur leider keine Medizin dagegen.

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Ob Reisen wohl hülfe?

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Sie sehen: ich bin zurück und die graue Wolke lauert in der Ecke, wartend auf den richtigen Augenblick, um mich einzuhüllen und die Farben der vergangenen Monate verblassen zu lassen. Das ist nicht schön. Vielleicht sollte ich diese Rubrik einfach einfrieren, bis mich die Sonne wieder hat.

WMDEDGT 09/17.

#WMDEDGT bringt einmal monatlich und immer am 5. den Tagesablauf ins Internet. Initiatorin des Ganzen ist Frau Brüllen. 

Gegen fünf wachte ich das erste Mal auf. Ich hatte mich so unschön in meine Bettdecke gewickelt, dass ich mein rechtes Bein nicht mehr bewegen konnte. Ich schlief nach der ordnungsgemäßen Entwickelung noch einmal ein, bis um kurz vor acht der Wecker klingelte. Ich trödelte ausgiebig im Bad herum und befand hinterher, dass der Duschkopf mal wieder eine Entkalkungsaktion verdiente. Logisch, dass dann gleich das gesamte Bad noch einmal gründlich geputzt werden musste.

Ich hatte um zehn eine Verabredung mit der heimurlaubenden Madame Modeste in einem Straßencafé unseres Viertels, wo es verlässlich günstiges und gutes Frühstück gibt. Draußen war es wärmer als gedacht, 20 Grad und Sonne, das darf gern noch bis in den Oktober so weitergehen. Ich lief die paar hundert Meter zum Café und freute mich, dass noch nicht alle Tische auf dem Gehweg besetzt waren. Kurz nach mir traf auch Madame ein, in ein leuchtend rotes Kleid gewandet. Das sollte sie öfters tragen, es steht ihr ausgezeichnet und lässt sie strahlen. Ich bestellte mir ein Käsefrühstück und Rührei, während Madame die deftige Weißwurstvariante verspeiste.

Gegen zwölf hatten wir ausgeratscht und ich fuhr zu meinem Lagerabteil, wo meine Kisten, Koffer und Kästen während der Reise untergebracht waren. Ich lud das Auto voll und schaffte immerhin die meisten meiner Schuhe, Kleider und einige Unterlagen in die Wohnung. Bevor ich wieder einräumte, mistete ich eifrig aus. 57 Paar Schuhe sind eindeutig zu viel. Viele hatte ich seit zehn, fünfzehn Jahren nicht mehr an und setzten aus rein nostalgischen Gründen Staub an. Ab in den Müll damit. Ausgelatschte Schuhe werden nicht mehr weitergegeben.

Um drei war ich auf einen Schlag so müde geworden, dass ich einen kleinen Mittagsschlaf auf dem Sofa einlegte. Ich schlief tatsächlich eine gute Stunde und wachte ein wenig belämmert vom Klingeln meines Handys auf. Die Freundin wollte wissen, ob wir am Wochenende ausgehen. (Wollen wir! Es gibt da draußen einen Cocktail mit unserem Namen darauf.)

Danach schob ich eine Trommel Wäsche in die Maschine und machte mich daran, den Balkon ein wenig aufzuräumen. Die Untermieterin war zwischenzeitlich zwei Wochen nicht in Berlin gewesen und das hatte den meisten der im vergangenen Jahr gezogenen Kräuter den Garaus gemacht. Was nicht weiter schlimm ist, aber dieses trockene Gestrüpp sah so traurig aus, dass ich es nicht länger ansehen wollte. Daher steht in dieser Woche bestimmt noch ein Besuch in einem Gartenbaumarkt an, Herbstblüher kaufen.

Gegen sechs machte ich mir einen Toast, nach dem ausgiebigen Frühstück hatte ich gar keinen Hunger mehr auf Mittagessen gehabt. Ich machte noch ein wenig Buchhaltung und bearbeitete E-Mails. Der Alltag hat mich langsam wieder. Meine drei interessierten Tinder-Herren wollten auch noch beantwortet werden und so ging die Zeit herum. Beim Aufräumen hatte ich meine alten Tarot-Karten wieder entdeckt, mit denen ich mir während eines Kreta-Urlaubs meine Cocktails im Hotel verdient hatte. Auch eine der Geschichten, die ich vielleicht dereinst einmal erzählen muss…

Den Rest des Abends verbrachte ich auf dem Sofa, schreibend und lesend. Der Fernseher hat für mich seit mehr als drei Monaten überhaupt keine Anziehungskraft mehr. Es läuft einfach nichts, was mich noch interessiert. Vermutlich ist es Zeit für Netflix oder Amazon Prime. Oder ich lasse es einfach. Reine Zeitverschwendung.