[Was schön war] #kw34/17.

Was war denn so in der vergangenen Woche nennenswert schön? Hier ein kurzer Überblick.

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Mich mit vielen Menschen getroffen und verabredet. Menschen, die mir das langsame Wiedereingewöhnen erleichtern.

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Die Eheprobleme der anderen vernommen. An die Zeit mit dem Mann gedacht und mich gefreut, dass wir es alles ausgehalten haben. Bis zum Schluss.

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Ein bisschen in der Gegend herumgeflirtet. Der Plan, den Verehrer mittels Tinderdates zu vergessen, scheint zwar noch nicht ganz aufzugehen, aber in der Zwischenzeit habe ich ein wenig geübt. (Auch, wenn er sich mit seinen steten Nachrichten und Nachfragen nicht vergessen machen will und ich so wehrlos bin dagegen. Wie aus dem Nichts kam die Ankündigung, dass er eine Reise nach Deutschland plant.)

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Die Wohnung wieder in Besitz genommen. Zwar hat die Untermieterin doch kein ganz so glückliches Händchen bei der Pflege meiner Pflanzen bewiesen – die Orchideen haben vor Freude geweint, als ich sie goss -, aber sonst ist alles so wie es war. Nur ich bin nicht mehr dieselbe.

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Vom Lieblingstürsteher des Cookie’s von vor zwanzig Jahren gleich wiedererkannt worden. Getanzt. Zur Diskokugel hinaufgeschaut und an alle gedacht, die dem Herzen nahe standen und die nun schon so lange verloren sind. Wir hatten so großartige Zeiten. Dancing the night away.

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Spontan auf einer Demo am Infostand ausgeholfen. Ich bin überzeugte Europäerin, und auch, wenn es nicht ganz so professionell und öffentlichkeitswirksam funktioniert (vielleicht sollte ich mich da mal einklinken? Obwohl ich eher nicht so eine Graswurzelerin bin), ist es eine gute Sache und hat mir Freude gemacht.

ZwischenWelt.

Im Englischen gibt es den schönen Ausdruck betwixt and between, über den ich vor vielen Jahren schon einmal im Altblog geschrieben hatte. Vieles im Leben wiederholt sich, und auch, wenn die damalige Situation eine ganz andere war, bin ich gerade sehr in einer Zwischenwelt, einem Zustand des Nicht-mehr-Seins und Noch-nicht-Werdens. Und eine kleine Metaebenen-Ähnlichkeit gibt es auch: damals hatte ich gerade Meike Winnemuths Reise um die Welt begeistert und sehnsüchtig mitgelesen, und nun geht es mir genauso wie ihr nach dieser Ausnahmezeit.

Schon der erste Abend in der eigenen Wohnung ließ mich ratlos zurück. Wer war die Frau, die hier früher wohnte, erst allein, dann mit dem kranken Mann und später wieder allein? Die, wie ich finde, einen ganz guten Geschmack besitzt und ein Händchen für die Inneneinrichtung, die aber auch viel zu viel Unnützes in den Regalen hat. Dafür sehr viele Bücher. Die eine Vorliebe für Kleider hat, für weiße Blusen (sechs! und die aus dem Lager sind noch nicht wieder im Schrank angelangt…). Deren ganze Wohnung ein Versuch zu sein scheint, sich ein stilvolles Zuhause zu schaffen, eines zum Freunde einladen, gut Essen und Trinken. Ein repräsentatives Heim für eine beruflich erfolgreiche Alleinstehende, die niemanden so recht mehr in ihr Leben lassen möchte, es sei denn, sie erlaubt es. Nach ihren Regeln.

Der Versuch, diese Frau zu orten und in mir wieder zu verorten, ist zum Scheitern verurteilt. Zu Beginn der Reise sagte die Freundin: „Du wirst eine Andere sein, wenn du zurück kommst.“ Ich lachte. Aber sie hat Recht behalten. Diese Frau von vor fast sieben Monaten bin ich nicht mehr. Reste finden sich; in der Liebe bleibe ich wohl für immer ein Einsiedlerkrebs, sonst hätte ich meine Koffer dauerhaft an einem anderen Ort ausgepackt. In Sachen emotionaler Schadensbegrenzung bin ich sehr gut trainiert.

Die Frau mit Plan A, B, C und der Notfallalternative D gibt es gerade nicht mehr. Oder doch? So viele Pläne, Projektideen und Luftballons schwirren in meinem Kopf umher. Alle mit dem Ziel, nicht mehr zu erstarren, lebendig zu bleiben und weiter zu lernen. Es wird ein langer Weg werden, bis ich wieder in mir angekommen bin. Vielleicht der beschwerlichste Teil dieser Reise, zu der ich an einem Februarsonntag aufbrach und die mir so viel gegeben hat, dass es für mehrere Leben reichen würde.

Wir werden sehen, wohin mich diese neue Reise führt.

[Was schön war] #kw33/17.

Was war denn in der vergangenen Woche schön? Kurz und knapp könnte ich sagen: die Heimkehr nach einer langen Reise. Denn anders als geplant wurde aus zwei Wochen Schottland nur eine. So ist das, wenn die Freundin spürt, dass eine weitere Woche allein Umherreisen keine gute Idee für Herz und Hirn gewesen wäre.

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In Glasgow gut gegessen und mit der Freundin viel über Vergangenheit und Zukunft gesprochen.

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In der Nähe von Edinburgh noch einmal sehr gut gegessen. Wer immer noch behauptet, man könne in Großbritannien keine kulinarischen Entdeckungen machen, hat noch keinen Salat von zweierlei Sorten Rote Beete mit Kresseschaum und Ziegenfrischkäse gegessen!

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Einen günstigen Flug bekommen und eine Stunde nach der Freundin nach Berlin zurückgeflogen. Dass mein Gepäck nicht mitkam, war zwar ärgerlich, aber nach zweieinhalb Tagen wurde meine Reisetasche ins Haus geliefert.

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110 Quadratmeter ganz für mich allein, bis meine Wohnung am Ende des Monats wieder frei ist – auch dafür habe ich die beste Freundin der Welt!

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Mit dem Ex und seiner Ex ausgegangen und überaus gute Musik gehört. Ganz wie vor fast zwanzig Jahren, als wir das Nachtleben von Berlin sehr intensiv gemeinsam erlebten.

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Bei Freunden wunderbar bewirtet worden und über Zukunftspläne gesprochen. Wir werden weiter sprechen. Es könnte sich etwas sehr Gutes daraus ergeben.

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Angepratert.

[Was schön war] #kw32/17.

Was in der vergangenen Kalenderwoche schön war – in der vorletzten Reiseedition. Danach gibt es vermutlich nur noch depressiven Content aus Berlin. Genießen Sie es also noch einmal.

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Durch NYC gewandert und mich über diese Stadt gefreut. Riecht bisweilen nach Bangkok, ist grüner als erwartet und irgendwie angenehm vertraut. Über Manhattan geblickt und gedacht: nun hattest du alles, was diese Reise dir bieten sollte. Sei zufrieden und dankbar für diese Zeit.

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Den Sprung über den Atlantik gemacht und das erste Mal seit einem halben Jahr wieder europäischen Boden betreten. Noch, möchte man meinen, denn Großbritannien hat sich ja entschieden, nicht mehr Europa sein zu wollen.

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Die Freundin am Flughafen in Edinburgh abgeholt. Sie hat mich am 12. Februar zum Flughafen in Richtung Weltreise gebracht und mich einmal die Woche angerufen, egal, wo ich gerade auf der Welt war. Gute Freundin.

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Mit zwei Twitterern in Edinburgh auf einen Gin & Tonic getroffen. Lustigen Abend verbracht, auch, wenn ich wegen der Umgebungsgeräusche nicht einmal die Hälfte des Gesprächs verstehen konnte.

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Durch die Highlands gefahren und eine Whiskyverkostung gemacht. Schmeckt mir immer noch nicht.

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Von der Freundin aus der beginnenden Depression geholt worden.

[Was schön war] #kw31/17.

Die Zeit des Reisens neigt sich langsam dem Ende entgegen und ich erinnere mich immer öfter an die schönen Momente und versuche, sie zu halten und nicht mehr zu vergessen. Als Vorrat für die grauen Zeiten, die wieder auf mich zukommen werden. Auch die vergangene Woche hatte wieder Schönes zu bieten. Das kommt alles in den Speicher.

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In Portland in einer Quasi-WG gelandet und mich so wohl gefühlt, dass ich spontan eine Nacht länger blieb. Es tat gut, mit kreativen, lustigen und weltoffenen Menschen auf gleichem Niveau zu sprechen. Und in einer ähnlichen Altersgruppe zu sein, mit ähnlichen Erfahrungen und Geschmäckern – die Kinder der 80er und 90er erkennen einander.

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Der Artikel wurde nun endlich veröffentlicht. Ich bin stolz auf mich, weil ich mich durchgebissen habe. Von der ersten Recherche auf spanischsprachigen Seiten bis hin zum Termin mit dem Chefredakteur, der mir die Idee und dann den Text begeistert abnahm. Und dann der eigentliche Termin, zuvor noch ein Interview mit einem Sidekick komplett in spanischer Sprache. Aus vielen Informationen die Fakten herausfiltern, die man wirklich präsentieren möchte und sollte. Die unwichtigen und persönlichen wie auch politischen Aussagen speichern, aber weglassen. Das Schreiben, das ebenso viel Spaß macht wie die eigentliche Recherche. Das war schön.

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Noch einige Strandtage in Rockport und Gloucester genossen, mir die Sonne auf den Brauch brennen lassen und nun ein hübsches Gittermuster dank des Strippenbikinis auf dem Rücken haben.

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Auf einem Boot gewesen, einfach nur nett gefragt, und der Captain hat mich gelassen und mir einiges erklärt. Ein besonderes Boot, das gefällt mir.

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In New York durch die Straßen gelaufen und mich wohl gefühlt. Meine Großstadtphobie ist vorbei. Die Bekloppten haben mich wieder.

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Mir spontan einen Pony geschnitten und mich ein bisschen neu erfunden. Mit Weichzeichner-Filter an Fotos herumgespielt und daraufhin mehr Komplimente von der Netzgemeinde bekommen als je zuvor. Wie leicht es doch ist zu manipulieren. Aber was soll’s – es sieht gut aus und macht jünger. Alt werden wir noch früh genug. Do it like Dorian Gray!

[Was schön war] #kw30/17.

Was in der vergangenen Kalenderwoche schön war – immer frisch am Sonntagabend oder Montag auf den Tisch.

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Die familiäre Reisegesellschaft ruckelte sich langsam zusammen. Durch die ständigen neuen Eindrücke, nur kurzen Verschnaufpausen und jede Nacht in einer anderen Stadt zu übernachten wurden wir ohnehin alle hundemüde und hatten wenig Lust auf Diskussionen. Zumal die Temperaturen in Las Vegas mit knapp 43 Grad tagsüber und milden 35 Grad nachts ihren Teil dazu beitrugen.

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Den ersten Todestag des Mannes überstanden. Eigentlich waren die Tage davor schlimmer als der Tag selbst. Ich verfiel in Schweigen und wollte nur alleine sein – ziemlich unpassend, wenn man mit einer sehr redseligen familiären Reisegruppe zusammengespannt ist. Aber die innere Preußin packte auch das und am nächsten Tag kamen gute Nachrichten von einem zukünftigen Auftraggeber. Die Ausschläge des Gefühlsseismographen können sehr stark sein.

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Das Gefühl: ja, ich kann das. Ich bin gut darin. Ich kann vielleicht noch nicht davon leben, aber ich werde es versuchen.

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Mit der Cousine und dem Cousinenfreund in einem der Provinznester Kaliforniens, in dem wir übernachteten, auf eine Bühne gestiegen und Karaoke gesungen. Die „German Girls“ überzeugten mit schrägen Tönen und ausgesucht schlechter Musik. Meine Darbietung von ABBAs „Dancing Queen“ vermochte zumindest einige der Anwesenden zum Tanzen zu bringen. Und nach vielen Jahren tauchte meine innere Rampensau wieder auf!

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Noch einmal mit dem Yosemite-Nationalpark ein bisschen Kalifornien gesehen, das mir insgesamt ganz gut gefiel. Einzig Las Vegas kann mir herzlich gern gestohlen bleiben. Das ist keine Stadt für Menschen. Das ist nur eine Stadt für Geld.

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Am Freitag durchaus erleichtert ins Flugzeug nach Boston gestiegen. Zwei Wochen Familie und diese Art zu reisen waren schon recht anstrengend. Von Boston aus dann wieder mit dem Mietwagen unterwegs, in meinem eigenen Tempo und Rhythmus, meiner inneren Route folgend. Diese führte mich unter anderem in eine ehemalige Shaker-Gemeinde. Canterbury war eine von rund 20 Communities dieser religiösen Gruppe, die nicht nur ein ausgezeichnetes Kunsthandwerk betrieb sondern auch eine recht interessante Einstellung zur Geschlechtergleichheit hatte.

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Am Sonntag in einem der hübschen Küstenferienorte gelandet und am Strand gelegen. Nur knappe sieben Kilometer weiter urlaubte der frühere POTUS George H. W. Bush in Kennebunkport, einem sehr mondänen und schönen Ort. Überhaupt ist New England entlang der Küste ganz bezaubernd und erinnert mich sehr an Nordfrankreichs Marschlandschaften. Auch die Bundesstraße 11 von Laconia aus ist sehr idyllisch und von der Scenic Route tun sich wirklich schöne Ausblicke auf See und Berge auf.

WMDEDGT 08/17

#WMDEDGT bringt einmal monatlich und immer am 5. den Tagesablauf ins Internet. Initiatorin des Ganzen ist Frau Brüllen. 

Der Morgen begann mit meiner offenbar unabhängig von diversen Zeitzonen eingestellten Aufwachzeit um kurz vor sechs Uhr. Ich weiß nicht warum, aber ich wache seit Beginn der Reise immer um irgendwas um die zehn vor sechs auf, ärgere mich dementsprechend – ich müsste ja erst um sieben oder halb acht aufstehen, je nachdem, ob ich im Hotel Frühstückszeiten einhalten muss oder mich auf eine Reise begebe -, und lese ein bisschen im Internet herum, bis ich mich weiter wachgeärgert habe. So auch heute. Daher stand ich schon um sieben auf statt um acht wie geplant, hatte aber meine Reisetasche schnell fertig gepackt und konnte meinen aufgestauten Ärger nach dem Frühstück gleich bei der Autovermietung loswerden. Die hatte mir nämlich gestern am Flughafen Boston, den ich gegen halb zehn abends nach eineinhalbstündiger Verspätung des Fliegers endlich erreichte, ein kaputtes Navi angedreht, das einen hübschen Kabelbruch hatte.

Daher konnte ich schlussendlich doch erst gegen kurz vor halb elf in Richtung Gloucester und Rockport starten, zwei Ziele auf meiner Neuengland-Tour, die hübsche Häuschen und Häfen zum Begucken versprachen. In Gloucester ist auch der sehr packende Roman „Der Sturm: die letzte Fahrt der Andrea Gail“ von Sebastian Junger angesiedelt, der mit George Clooney mehr recht als schlecht verfilmt wurde. Leider regnete es Bindfäden, sodass ich mich um Gloucester herumstahl, um gleich nach Rockport zu fahren. Ein hübsches Städtchen, in dem ich eine kurze Mittagsrast machte, ein sehr schmackhaftes Croissant mit Feta- und Spinatfüllung aß und einen trinkbaren Kaffee fand.

Dann machte ich mich gegen eins langsam auf den Weg nach Manchester (New Hampshire) ins Landesinnere, wo ich eine Nacht gebucht hatte. Denn die Hotels und Pensionen am Meer sind zur Ferienzeit, wenn nicht komplett belegt, einfach nur so schweineteuer, dass selbst ich als „reiche Witwe“ (haha) es mir nicht leisten kann / will. Kurz hinter Gloucester wollte das neue Navi, dass ich auf den Highway fahre. Ich dachte eine Sekunde nach und fuhr nach rechts in Richtung Essex und Ipswich. Ja, die alten Gründerväter, sie nahmen einfach die alten englischen Ortsnamen mit in die neue Welt. Und die hübschen Häuschen sehen mehr oder weniger ebenso aus wie in Irland oder Großbritannien. Also folgte ich meiner inneren Route, fuhr durch grünes Marschland, an dichten Laubwäldern vorbei und durchquerte Städtchen um Städtchen, bis ich in Hampton Beach noch einmal kurz an einem der breiten Atlantikstrände hielt, und meinen Nachmittagskaffee um drei zu genießen. Ich streckte meinen rechten Fuß in die Wellen und bedauerte nicht, meinen Bikini im Koffer gelassen zu haben. Eiskalt! Was keinen der amerikanischen Urlauber davon abhalten konnte, sich in die Fluten zu stürzen. Vielleicht bin ich auch einfach nur eine Memme.

Nach der kleinen Pause ging es auf der 101 in Richtung Manchester. Ich drehte das Autoradio auf und sang lauthals die schlimmsten Rockklassiker mit. So ist das, wenn man mit „Final Countdown“ oder „It’s my life“ großgeworden ist. Gegen vier war ich in Manchester, checkte in meinem Günstig-Motel ein und machte mich noch einmal auf den Weg in die Innenstadt.

Diese enttäuschte mich. Nicht nur, dass zwischen den wenigen älteren Gebäuden lieblose Mehrgeschosser gepflanzt worden waren, nein, es gab auch die in fast allen deutschen Nachkriegsstädten üblichen Waschbetonpflanzkübel mit traurig aussehenden Büschen. Das wollte ich mir nun nicht auch noch in den USA antun. Außerdem hätte ich an einem samstäglichen Spätnachmittag deutlich mehr Leben erwartet. Die meisten Geschäfte hatten schon zu und die wenigen Restaurants waren Ketten-Filialen und lockten mich um diese Uhrzeit noch nicht. Also entschloss ich mich, in den auf der Herfahrt gesehenen Laden- und Dienstleistungskomplex im Außenbezirk Manchesters zu fahren.

Dort angekommen, entschloss ich mich spontan zu einer Mani- und Pediküre und kam so in den Genuss, mich mit Mi-Ra über ihr Geburtsland Vietnam auszutauschen und zu entdecken, dass Pho Bo unser gemeinsames Lieblingsgericht ist, gefolgt von Sommerrollen mit Ente und viel Minze. Nun habe ich wieder auf das Beste gepflegte Füße und ungewöhnlich ordentlich aussehende Hände und freue mich, dass Mi-Ra ihren Beruf auch nach dreißig Jahren immer noch als ihren Traum-Beruf bezeichnet.

Um kurz vor sieben war ich aus dem Salon gekommen und wollte noch in den großen Supermarkt am Rand der Innenstadt fahren, als sich bewahrheitete, was ich beim Nägelmachen im TV gesehen hatte: dicke Unwetterwolken ballten sich zusammen und es begann zu regnen. Nicht nur zu regnen, nein, es goss. Monsunartige Wassermassen stürzten vom Himmel, während ich das Auto vorsichtig durch knöcheltief gefüllte Senken manövrierte, immer eingedenk der Bilder aus Berlin von vor einigen Wochen und dem Merksatz meines Vaters „wenn die Füße nass werden, haste ein Loch im Unterboden oder dein Motor ist gleich kaputt“. Ich schaffte es bis zum Supermarkt, watete mit meinen Flipflops durch tiefe Pfützen und kaufte Schmackhaftes und Gesundes. Nach den letzten beiden Wochen mit wenig Bewegung und viel Essen in Gesellschaft fühle ich mich unwohl und lechze geradezu nach Obst und Gemüse.

Gegen acht kam ich wieder im Hotel an, aß Hummus, gefüllte Weinblätter und Tabouleh, Obst und ein bisschen Salat, bevor ich noch ein wenig die weitere Reise plante. In Portland werde ich bei Mark und seinen beiden Söhnen wohnen. Mark betreibt ein AirBnB, wobei das in seinem Fall wohl eher einer Pension gleichkommt. Jedenfalls plant er auch eine Weltreise und möchte Tipps von mir. Ich meinerseits möchte in Portland zum Friseur gehen und hoffe auf einen Tipp von ihm.

Gegen elf ging ich schlafen, obwohl ich noch nicht müde war – es sind schon wieder drei Stunden Zeitverschiebung von West nach Ost. Immerhin (fast) zeitgleich mit Buenos Aires und Santiago, das macht die Kommunikation mit Verehrer(n) und Freunden leichter. So schrieb ich noch einige Nachrichten, freute mich über den Erfolg, in einem fremden Land einen Beitrag in einer Zeitung platziert zu haben und schlief ein.

[Was schön war] #kw29/17.

Diese Woche bestach vor allem durch Naturschönheiten.

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Das (vorerst) letzte Mal am Pazifik gewesen und in die Ferne geblickt. Er wird mir fehlen, dieser Ozean. Diese Seite der Erde war gut zu mir.

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Immer wieder die Entdeckung, dass alle 50 Kilometer eine neue Landschaft kommt, die noch imposanter, noch größer und noch weiter ist. Über den Grand Canyon geflogen.

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Die Freunde vermissen und warten auf mich.

[Was schön war] #kw28/17.

Was war denn in der vergangenen Kalenderwoche schön?

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Am Montag endlich die verrauchten Rocky Mountains hinter mir gelassen. Dann auf der Fähre nach Vancouver Island die Lungen vollgesogen mit frischer Luft und dem Gefühl, endlich wieder am Wasser, am Meer zu sein. Man kann süchtig werden danach.

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Bei den Hosts mit Lavendelscones und kleinen Leckereien begrüßt worden. Fünf Tage Ruhe und Entspannung in einem kleinen Rentnerparadies mit Waschmaschine, Trockner und einer Joggingstrecke zum Mini-Strand. Die Ruhe tat gut, ich habe etwas fertiggestellt, das mir schon länger im Magen lag. Es geht voran.

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Am Freitag nach San Francisco geflogen. Keine Blumen im Haar getragen, aber mit der Familie vereint. Nach sechs Monaten alleinreisen gehört so viel enger Kontakt schon in den Bereich „Resozialisierungsmaßnahme“. Aber sehr schön.

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Am Sonntag alleine losgezogen. Die Familie lässt mich sein. Gute Familie.

[Was schön war] #kw27/17.

Schon wieder Kanada. Hier gibt es ja bekanntlich viel Schönes zu entdecken, und dann schauen wir mal, was für mich in der vergangenen Woche so besonders schön war.

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Ein paar Tage in einer sehr wohlhabenden Kleinstadt in Michigan beim Stiefvater. Ruhe, mal abgesehen von den gepimpten Auspuffanlagen jeglicher Couleur, nette kleine Geschäfte, viel Grün, eine Joggingstrecke, ein Eisladen, Struktur. In einer Woche sehen wir uns dann in San Francisco wieder, wie so eine Jetsetter-Familie.

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Lange über die Zukunft nachgedacht und besprochen. Was kann ich, was nicht, was muss ich verdienen, damit ich meine Pläne umsetzen kann. Einen groben Businessplan geschrieben. Es läuft wohl auf ein Mischmodell aus Festanstellung in Teilzeit und einer Freiberuflichkeit beziehungsweise eine kleine Firma hinaus. Ich kann und will nicht mehr weitermachen wie bisher. Wenn ich mit meiner Idee scheitere, dann scheitere ich halt. Ist ja sowieso egal. Was habe ich schon zu verlieren.

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Relativ unspektakulär über Denver nach Calgary geflogen und einen Mietwagen genommen. Es war gut, dass ich die Stadt habe links liegen lassen. Ich brauchte Luft und Grün, und das habe ich gleich am ersten Tag in den Rocky Mountains bekommen. Die Luft wurde allerdings am nächsten Tag immer schlechter, denn die Waldbrände ließen den Rauch über den transcanadian Highway wabern und nahmen die Sicht.

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Immer wieder das Gefühl aufleben lassen: ich bin unterwegs, ich durchquere gerade die Rocky Mountains! Ich reise um die Welt. Genauso, wie ich es mir vorgenommen hatte. Ich kann alles schaffen, wenn ich will. Empowerment pur, so ein Roadtrip durch die Berge.

(Eigentlich sollte das doch genügend schön sein, um durch die vielen dunklen Stunden dieser Tage zu tragen. Erinnerungen an den sich am letzten Julitag jährenden Tod des Mannes. Das Gefühl, einsam zu sein und es doch nicht zu schaffen. Das Vermissen lieber und liebgewonnener Menschen, ja, auch des Verehrers, der auch so recht nicht loslassen kann und will. Der Frust über vieles, was in diesem, meinem Leben schief gelaufen ist. Die Liste ist beliebig verlängerbar.)

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Paul und Lance kennengelernt. Mit dem einen Bier und dem anderen Kaffee getrunken. Abgelegt unter Sprachübungen.

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Mich entschieden, ein paar Tage ans Meer zu fahren und Vancouver beiseite zu lassen.