Körperlich.

In einem lateinamerikanischen Land zu leben, heißt nicht nur, seine gewohnte Komfortzone aufzugeben und menschliche Nähe in jeglicher Form passieren zu lassen. Das Sardinengefühl in den öffentlichen Verkehrsmitteln, die ohrenbetäubende Lautstärke aller Verkehrsmittel sowie ein gerüttelt Maß an körperlicher Anteilnahme bei familiären Erzählungen – alles das ist die verlangte Grundtoleranz für ein Leben hier. Geschenkt. Man gewöhnt sich schnell daran.

Es heißt auch, das Gefühl für den eigenen Körper zu überdenken. Eine Sache, an die ich mich nicht so schnell gewöhnen kann und über deren Verankerung und Folgen in der Gesellschaft ich noch ein wenig nachdenken muss. Frauen werden hier nämlich seit frühester Kindheit trainiert, sich über das Aussehen zu definieren. Nicht nur werden weiblichen Kleinstkindern Ohrlöcher gestochen (ja, das gibt es auch rund ums Mittelmeer, ich weiß, aber ich halte das für absolut schrecklich), werden die Schuluniformen immer noch streng nach Geschlechtern getrennt und die Röcke der Schulmädchen überaus kurz geschneidert. Es werden auch früh Make Up und Haare optimiert, bis dann nach der ersten oder zweiten Schwangerschaft in besser situierten Kreisen Fett abgesaugt und Brust aufgebaut und in weniger begünstigten dann exzessiv gesportelt und gleichzeitig gehungert wird. Weiße Haare gelten als Distinktionsmerkmal für Unterschicht, Falten ebenso.

Alles in allem hat eine Frau in Lateinamerika schön zu sein, jung und gerne auch mit einem für die üblichen schlanken Figuren übermäßig großem Steiß ausgestattet. Dass dieser nicht auf Bäumen wächst – klar. Die Narben verschwinden in der Gesäßfalte und das Silikon sitzt. Oder wie der venezolanische Freund meinte: „Bei uns machen die Frauen klar, dass der Mann für ihre dauerhafte Schönheit zu zahlen hat. Dafür bekommen sie die Kinder und betutteln ihn.“ Nun ja. Muss ich halt selbst zahlen.*

Meine eigene Körperlichkeit hat hier zumindest einen Schub in Richtung Fitness erhalten. Die Wege zu Fuß sind lang, drei bis vier Kilometer täglich keine Seltenheit, es gibt ein eigenes Fitnessstudio im Haus und der Swimming Pool wartet auf wärmere Temperaturen und mich. Außerdem habe ich so viel getanzt wie seit 15 Jahren nicht mehr. Meine europäische Hüfte tut zwar nach einer Tanznacht bisweilen heftig weh, aber von der vom Verehrer bekrittelten Steifheit ist nichts mehr zu merken.

Die #metoo – Bewegung ist hier allerdings auch angekommen, durchaus mit der Aussage, dass das Aussehen einer Frau unerheblich sei für ihren Wert und den Respekt, der ihr entgegen gebracht werden muss. Man darf gespannt sein, ob sich das Bild ändert.

*war ein Scherz

Phasen.

Vor Kurzem las ich einen Artikel über die sieben Phasen, die ein Expat – das Wort bevorzuge ich deutlich gegenüber dem viel endgültigeren Auswanderer – durchlebt: angefangen von der Euphorie des Anfangs über die ersten Alltagsenttäuschungen bis hin zum Moment, in dem erwogen wird, wieder zurück zu kehren in die (frühere) Heimat und der reverse Kulturschock, nachdem man tatsächlich wieder am alten Ort ist.

Mit einer israelischen Freundin, die exakt den gleichen Zeitraum in Chile ist wie ich, diskutierte ich darüber, in welcher Phase wir uns derzeit wohl befinden mögen. Sie, verbandelt mit einem Chilenen, ist derzeit in der Gründungsphase ihres eigenen Business und sehr euphorisch ob der vielen, relativ unbegrenzten Möglichkeiten, in diesem Land selbstständig zu sein und auch davon leben zu können. Ich, nunmehr endgültig dem Verehrer abgeschworen und in Flirts und Affärchen verwickelt und mit einem festen, sowie einigen Nebenjobs, finde mich in einem Alltag wieder, der genauso ist wie in Berlin. Nichts neues, nur halt am Ende der Welt. Enttäuscht worden bin ich bislang nicht, eher angenehm überrascht, zumindest, was das Leben im Allgemeinen betrifft. Die Enttäuschungen sind wie immer eher emotionaler Natur, aber das ist standortunabhängig.

Es ist durchaus seltsam: ich habe eine Stadt gegen eine andere getauscht, ein Land gegen ein anderes, die Sprache und ein soziales und berufliches Umfeld gewechselt. Man könnte sagen, wie ein Hemd, das zu eng oder unmodisch geworden war. Das neue fühlt sich gut an, ist unbefleckt, aber so ganz das Lieblingsstück ist es noch nicht geworden. Aber es passt, es ist dem Anlass angemessen. Also alles normal.

Keine Höhen, keine Tiefen. Die Freundin sagt: „Vermutlich bist du einfach phasenresistent. Oder du bist zu deutsch.“

Die innere Preußin lebt jetzt in Chile.

 

WMDEDGT 10/18.

Wie immer gehören die Kudos für dieses Projekt Frau Brüllen. 

Noch vor dem Weckerklingeln um halb acht wurde ich vom Piepen einer WhatsApp-Nachricht geweckt. Die Freundin in Berlin hatte einige wichtige Unterlagen in einem Hotel abgeben können, wo ein chilenischer Freund einer deutschen Freundin in Santiago derzeit wohnt und mir diese mitbringen wird. Ein wahrer Bandwurmsatz, aber genau so läuft das hier: kennste wen, kannste helfen. Und bevor meine – wichtigen – Unterlagen der internationalen und chilenischen Post anvertraut werden, traue ich doch lieber dem Freund einer Freundin. Das hat sich bereits zweimal bewährt und hoffentlich auch diesmal.

Ich stand recht zügig auf, um nach Morgenhygiene und Frühstück um 9 Uhr am Ess-/Schreibtisch zu sitzen und Telefonate mit Deutschlands Verlagen zu führen. Honorarforderungen hinterherzulaufen gehört definitiv nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, aber so verdient man eben seine Brötchen und bislang wurde immer gezahlt, wenn auch mit Verspätung. Danach machte ich mich an meine Buchhaltung. Seitdem ich in Chile lebe, ist es mir wichtiger als vorher zu wissen, woher mein Geld kommt und wohin es geht. Santiago ist unglaublich teuer, die Gehälter niedrig und hätte ich nicht meine Witwenpension, müsste ich hier ein ärmliches Dasein fristen. Aber auf das Geld achten möchte und muss ich trotzdem. Schließlich möchte ich weiterhin reisen können, wohin ich will.

Gegen halb elf rief der Architektenfreund der Vermieterin an. Es gibt ein kleines Wasserschadenproblem in der Wohnung unter der meinen, das bekannt ist und bereits zweimal behoben wurde. Nun sieht es – auch nach dem Einbau der neuen Duschwanne – wieder so aus, als ob da etwas langsam aber sicher durchsickert. Und wenn ich mir die bisherigen Leistungen der Klempner genauer betrachte, wundert mich das nicht. Silikon lässt sich bekanntlich am einfachsten und besten mit Spülmittel glattstreichen. Sonst gibt es mitunter unschöne Verwerfungen und kleine Löcher. Je nun. Der Architekt soll sich das mal genauer ansehen und ich bin sowieso vorerst außen vor. Aber so etwas wie Badaufstemmen bräuchte ich definitiv nicht.

Danach setzte ich mich ans Korrigieren der Klausuren zweier Deutschklassen bis um halb eins der Ex-Verehrer eine Wasserstandsmeldung zu seinem Krankenstand schrieb. Ach, es ist wie immer und überall auf der Welt: XY-Chromosomträger leiden ein wenig mehr. Und wie immer und überall auf der Welt ist auch Mansplaining so eine ewige Sache. Immerhin, gut kapiert hat er, wenn er diese Rolle übernimmt, und er entschuldigt sich dafür. Für einen Latino lernfähig, braver Junge.

Der Norweger fragte an, ob ich heute Abend zum Biergartenbesuch mitkäme. Natürlich! Schließlich ist Frühling und ein Bier in angenehmer (englischsprachiger) Gesellschaft ist etwas Feines. Ich bekam Hunger und wärmte den Rest der Couscous-Pampe von gestern auf. Kleiner Tipp: Lachs und Couscous ist eine okaye Notlösung. Thunfisch ist besser, Hühnchen perfekt.

Ich musste mich um 14 Uhr kurz zu einem Mittagsschläfchen hinlegen. Vorteil des Home Office Tags! Eine halbe Stunde später saß ich wieder am Schreibtisch, denn ich hatte für 17.15 einen Termin mit Rodolfo, dem Architekten ausgemacht, der sich das Badezimmerproblem genauer ansehen wollte.

Pünktlich um 17.30 stand er vor der Tür und begutachtete den Schaden. Schlimme Befürchtungen, nun muss die Versicherung möglicherweise einen Gutachter schicken, denn es geht um eine Garantieleistung des Einbaus. Das Bad wurde vor vier Wochen renoviert… Noch während wir über Versicherungen sprachen, piepste mein Handy und später las ich endlich wieder gute Nachrichten von den drei auf der Welt verstreuten Freundinnen, mit denen ich im vergangenen Jahr eine wunderbare Zeit in Buenos Aires verbringen durfte. Die aus Syrien Geflüchtete konnte endlich ihre geliebte Schwester in Damaskus besuchen, engagiert sich nun auch in Argentinien in einer Stiftung zur Brustkrebs-Aufklärung und läuft seit einiger Zeit. Die Spanierin hat Bestrahlungen und Medikation gut überstanden und guckt gerade nach Flügen für Ende Oktober nach BA. Und die Inderin hat sich nach etlichen Jahren aus einer destruktiven Beziehung gewunden und beginnt ein neues Leben. Wir haben uns nun verabredet.

Später ging ich mit dem Norweger und einigen Bekannten ein Bier trinken und noch viel später auf eine Internations-Party in einem Club über den Dächern Santiagos. Ich tanzte mit N. aus Venezuela Salsa und Bachata wie schon auf einigen Party zuvor, sah den Caballero wieder, grüßte ihn höflich aus der Distanz und bestellte mir gegen halb zwei ein Uber-Taxi nach Hause, um wie ein Stein ins Bett zu fallen.

Stolz.

Eigenlob stinkt, sagte meine Mutter immer, wenn ich begann, ein wenig meine eigenen Qualitäten zu feiern. Und erstickte damit schon im Keim ein Gutteil gesundes Selbstwertgefühl. Denn: warum nicht einmal stolz sein auf Geschafftes, auf das, was einen liebens- und begehrenswert macht, vielleicht auch zu einem besseren Menschen? Oder doch zumindest stolz sein darauf, aus einer Situation das Beste gemacht zu und etwas gelernt zu haben?

Wie ist das bei Ihnen? Auf was sind oder waren Sie heute oder in den vergangenen fünf Tagen stolz? Erzählen Sie mir davon! Hier als Appetizer meine persönlichen Top 5:

  1. Mir nach einer blöden Phase des Fremdelns mit Land, Kultur und Leuten wieder bewusst geworden wie toll das alles doch ist! Ich lebe seit sehr langer Zeit erneut in einem fremden Land, habe mich durchgebissen und mit viel Energie das erreicht, von dem ich vor einem Jahr nur sehr vage wusste, dass es mein Leben auf den Kopf stellen würde. Ich bin toll, weil ich das gemacht habe.
  2. Ich bin toll, weil ich mutig bin. Ich habe ganz alleine eine siebenmonatige Reise rund um die Welt gemacht. Ich bin über Schotterstraßen Patagoniens gefahren, habe einen Reifenwechsel im Nieselregen in der sprichwörtlichen Pampa gemacht und bin nicht unter die Räder gekommen, weil ich nicht nur mutig, sondern auch vorsichtig und lebenserfahren bin. Ich bin auch mutig, weil ich – siehe unter 1. – mit Ende 40 nochmal ein anderes Leben probiere.
  3. Es war mühsam, aber es hat sich gelohnt: ich bin auch stolz darauf, dass ich nach einer intensiven Kompaktausbildung in der Lage bin, Anderen etwas beizubringen. Und noch viel mehr, sie zu motivieren, sich selbst eine neue Welt zu erschließen. Ihnen ein bisschen Eigenstolz zu geben, dass sie alles schaffen können, wenn sie wollen. Ich bin stolz darauf, dass meine Arbeit Früchte trägt. Mehr als alle meine Chefposten vorher macht mich so etwas stolz. Ich kann etwas weitergeben.
  4. Einige Dinge, auf die ich nicht stolz bin, gehören der Vergangenheit an. Ich habe den Verehrer sehr verletzt. Sowohl sein Latino-Ego als auch sein Herz waren und sind noch geknickt. Aber er hat mich ebenfalls sehr verletzt und es war an der Zeit, aus einer toxisch werdenden Beziehung auszubrechen. Es ist schwierig, gerade und besonders mit einem Latino, aber wir haben versucht, ob wir Freunde sein und bleiben können. Ein Versuch geht oft einher mit der Erkenntnis, wann es aufzugeben gilt. Man kann aber daran wachsen und seine eigenen Grenzen ebenso erkennen wie die des anderen. Ein Versuch kann ebenso stolz machen wie ein Erfolg.
  5. Ich bin stolz darauf, mein Leben genau so zu leben und zu gestalten, wie ich es möchte. Das ist meine ganz persönliche, mitunter auch sehr egoistische, Freiheit, die mich zu der macht, die ich immer sein wollte.

WMDEDGT 09/2018.

Nachdem ich in den vergangenen zwei Monaten schlicht und einfach verpasst habe, den Tagesablauf des 5. Tages eines Monats zu beschreiben, nehme ich den beginnenden Frühling auf der Südhalbkugel zum Anlass neu zu beginnen. Also alles neu macht der September (also das Äquivalent zum März auf der Nordhalbkugel). Und wie immer gehören die Kudos für dieses Projekt Frau Brüllen. 

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Gegen sieben wachte ich vom Duschgeräusch nebenan auf, denn der brasilianische Student steht immer recht früh auf der Matte, um ja rechtzeitig zu seinen BWL-Vorlesungen zu kommen. Außerdem brandet der Lärm des Autoverkehrs um diese Uhrzeit das erste Mal mit voller Wucht in die Wohnungen. In meiner temporären Unterkunft leben die Vermieterin Gladys, ihr Sohn samt gelegentlichem Besuchskind, an drei Tagen pro Woche ihre Tochter, der brasilianische Student, ein chilenischer Student und ich. Sie fragen sich sicherlich: wie groß muss die Wohnung sein, damit alle unterkommen? Sie ist groß, keine Frage. Aber anders als wir es in Deutschland gewohnt sind, schläft Gladys mit ihren (längst erwachsenen) Kindern in einem Zimmer. Es ist Teil dieser Kultur, dass Familienmitglieder sehr eng aufeinander glucken und die Kinder auch in erwachsenem Alter noch oder wieder bei ihren Eltern wohnen. Ich habe übrigens mein eigenes Zimmer.

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Ich döste noch ein wenig, setzte mich aber um acht an den Schreibtisch und las die ersten Mails. Der Chef wollte wissen, ob denn der Arbeitsvertrag endlich angekommen sei. Nun ja, ist er nicht, nach drei Anläufen und diversen Verhandlungen waren wir uns endlich einig geworden, aber die Schulverwaltung ist seeehr langsam und nun muss der Chef Druck machen.

Nach Badbesuch, Frühstück und Kaffee setzte ich mich wieder an den Schreibtisch. Es waren zwei Klausuren und zwei Unterrichtseinheiten vorzubereiten. Bei den Klausuren ist es etwas kniffelig, denn die eine Deutschklasse ist erschreckend schwach. Der vorherige Lehrer hat sie mehr oder minder „durchgeschleift“, aber am Ende müssen sie ja den offiziellen DSD-Test bestehen und das werden sie mit dem bisherigen Stand mit Sicherheit nicht. Da wartet noch viel Arbeit auf mich…

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Gegen Mittag rief ich in Deutschland an, um meine Zugangsvoraussetzungen zur Prüfer- und Bewerterbefähigung zu erfragen. Aha, man ist wohl etwas lockerer gegenüber Nichtpädagogen, aber sie wollen eine Bescheinigung der Schule, dass ich den Wirtschaftsunterricht auf Deutsch halte. Kriegen sie. Ich machte mir zur Belohnung etwas Undefinierbares aus dem Grillhähnchen von gestern, Tomatensauce und Ziegenkäse. Gemeinsam mit dem brasilianischen Studenten und Gladys aßen wir zu Mittag.

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Um 14 Uhr saß ich wieder am Schreibtisch, wo ich mich um eine Mitnahmegelegenheit für einen Brief aus Deutschland bemühte. Ich halte wenig von internationalem Postverkehr, nachdem einige Päckchen, Briefe und auch Postkarten aus Deutschland satte zwei bis drei Monate unterwegs waren – Priorityaufkleber hin oder her! Ich fand über die Facebook-Gruppe „Deutsche in Santiago“ jemanden, der Ende September von Berlin nach Santiago fliegt und mir meine Dokumente mitbringen kann. Ich bin jedes Mal wieder sehr erfreut, wie gut die sozialen Medien funktionieren können. Ich stellte die erste Klausur vollständig fertig, adaptierte die zweite für die stärkere Klasse auf ein höheres Schwierigkeitsniveau und schrieb an einem Artikel herum. Bis um kurz nach 17 Uhr ein heftiger Stoß meinen Schreibtisch wackeln ließ. Luna, der Hund von Gladys, fing an zu bellen und Gladys selbst klopfte an meine Zimmertüre, deren Knauf ich bereits in der Hand hatte. Erster Grundsatz bei Erdbeben: Türen öffnen und Fluchtwege freihalten. Wir warteten einen Moment im Wohnzimmer, ob der Erdstoß nur der Auftakt zu etwas Stärkerem sein würde. Aber da auch nach zehn Minuten nichts wackelte, ginge ich wieder in mein Zimmer. Im Nachhinein konnte ich auf meiner bevorzugten Erdbebenseite lesen, dass das Epizentrum rund 100 Kilometer südlich von Santiago lag und der Erdstoß mit 5,1 auf der Skala nach hiesiger Meinung kein Erdbeben („Terremoto“) sondern nur ein „Temblor“. Alles gut, also.

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Nicht alles gut, also, erfährt man auch, wenn man die Tagesabläufe anderer Menschen liest. Frau ReadOns Bericht machte mein Herz schwer. Ich erinnerte mich an meine Krankenhausbesuche und dachte daran, was es bedeutet, loslassen zu müssen. Den anderen gehen zu lassen, obwohl man doch so gerne weiter gemeinsam durch diese Welt gewandert wäre. Dabei ist der andere schon längst einen Schritt voraus, beinahe hat er die Eingangspforte zum Hades erreicht. Und nichts kann ihn zurückholen, kein Gesang, kein Verhandeln mit dem Tod. Nichts. Lesen Sie bitte alles von Frau ReadOn, sie hat so viel zu geben, jeder einzelne ihrer Buchstaben erzählt von Leben und Tod, von Vergangenheit und Zukunft. Ich wünsche ihr mehr vom Guten.

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Gegen sechs Uhr ging ich zum Supermarkt um die Ecke, um Wasser zu kaufen. Ich hasse Flaschenwasser, Deutschland hat es gut. Fast überall kann man das Wasser aus der Leitung trinken und es schmeckt. Hier kann man das auch, aber in meinem Bezirk ist so viel Chlor im Wasser, dass man es an den Zähnen merkt und die Haut nach dem Duschen unangenehm nach Schwimmbad riecht. Dass da noch eine kleine Seelentrostschokolade mit im Beutel war, musste sein.

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Gegen viertel vor acht hatte ich Hunger und machte mir ein Brot. Marraqueta heißt das hier genießbare Brot, ähnlich dem italienischen Ciabatta. Man kann es auch als Vollkornversion kaufen, das schmeckt dann zwar besser, ist aber auch schneller – Achtung! Kalauer! – brottrocken. Ich verbrauchte die letzten Reste der Leberwurst, die es hier glücklicherweise in jedem gutsortierten Supermarkt gibt. Überhaupt: der chilenische Geschmack ist dem deutschen recht ähnlich. Alles mit viel Fleisch, deftig, es darf gern fett sein. Einzig der Mangel an Pfeffer und Knoblauch an vielen Gerichten fällt auf. Dafür wird gern Koriander verwendet. Koriander ist meine Katzenminze!

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Nach dem Essen sah ich mir noch Nachrichten im Netz und eine Folge einer Serie auf Netflix an, las ein wenig im Internet und ging dann früh weil erledigt schlafen.

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(Nein, es gibt keine neuen Nachrichten vom Verehrer. Weder von ihm noch vom Caballero. Manchmal ist es gut, wenn die Telenovela eine kleine Pause einlegt und die Heldin ihre Gedanken und Gefühle neu sortiert. Aber es kommen ja auch wieder andere Zeiten.)

Verrat.

Kennen Sie das auch? Dieses dumme Bauchgefühl, nicht zu deuten, das einem etwas sagen möchte, aber das Ohr, das Hirn und das Herz sind taub dafür? Genau das. Während der langen Reise rund um die Welt ging diese Taubheit verloren, aber nun ist sie wieder da. Wiedergekommen mit dem Alltag, den Zwängen, den Anforderungen, die es eben genauso am Ende der Welt gibt wie in der alten Heimat. „Lesson learned“ würde ich gern häufiger sagen, aber es gelingt nicht. Ich bin gut im Wiederholen von Fehlern. Da mag das Bauchgefühl so laut schreien wie es kann – ich bin und bleibe gefühlstaub.

Gezwitscher.

Sie wollten doch wissen, wie es mir gerade geht. Das wollten Sie doch, oder? Na, es ist ja auch nicht relevant, schließlich schreibe ich schon seit 15 Jahren meine Befindlichkeiten im Internet auf. Und es hat noch niemandem geschadet. Also.

So ein Leben im Ausland, auf einem anderen Kontinent, in einer anderen Kultur und Sprache ist eine Herausforderung. Täglich. Stündlich. Minütlich. Das fängt an mit der Planung, wann und wo und wie ich mit welchem Verkehrsmittel an den gewünschten Ort gelange. In Santiago ist das noch relativ simpel, hier funktionieren Busse wie U-Bahnen in der Regel ohne größere Probleme, jedenfalls, wenn man die Berliner Verkehrsbetriebe und ihre diversen Unzulänglichkeiten gewohnt ist. Alles sehr ähnlich, nur die Massen, mit denen man in den Verkehrsmitteln zu tun hat, sind andere. Ich bin mit meinen 1,65 m nicht eben groß, aber in Südamerika rage ich über den Durchschnitt der Köpfe hinaus, zumal mich meistens mit High Heels unterwegs bin. Das gibt einem eine ganz neue Sicht auf die Welt. Und dann ist es auch nicht mehr so schlimm, dass ich nur eine Sardine unter vielen Sardinen in der Peak Hour der U-Bahn bin.

Schulstunden beginnen pünktlich, also muss ich meine Wege eben besser planen und größere Pufferzeiten einbauen. Nicht nur deshalb habe ich mir letzte Woche ein Auto gekauft. Ich kaufe quasi gerade das Leben meiner Vermieterin auf, die im September für sehr lange Zeit nach Spanien gehen wird und Dinge loswerden möchte. Also auch ihr Auto samt Tiefgaragenplatz. Wir haben gehandelt und festgestellt, dass wir uns sehr ähnlich sind, sowohl was Charakter als auch die aktuelle Umbruchssituation betrifft, und waren uns recht schnell einig. Das Auto also wird mich in Zukunft unabhängiger von diversen öffentlichen Verkehrsmitteln machen und mir den ein oder anderen Eskapismus ermöglichen.

Die Arbeit an der Schule ist nach wie vor eine Herausforderung. Projekte lassen sich manchmal schlicht aufgrund zu vieler Feiertage oder einer Woche Austauschschülerbespaßung nicht so umsetzen wie gewünscht. Dann muss ich neu denken, neu organisieren und den ursprünglichen Plan eben einfach fallen lassen. Lehrinhalte orientieren sich eben nicht nur am Plansoll und fixen Themen. Nichtsdestotrotz hatte ich mich vor den „Winter“ferien bei einer anderen deutsch-chilenischen Institution beworben und habe nun in der kommenden Woche ein Vorstellungsgespräch. Beruflich läuft also alles mehr oder weniger so, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Die private Telenovela muss ebenfalls umgeschrieben werden. Es gibt wie immer neue Protagonisten, Verhältnisse müssen neu definiert werden, andere Drehorte, Dramen und Damen-Wahl inklusive. Die Damen-Wahl ist die wohl größte Annehmlichkeit meines hiesigen Daseins. Man(n) steht auf mich. Und zwar nicht, weil ich leidlich gut aussehe, nett und unterhaltsam bin, sondern weil ich hier EXOTISCH bin. Ja, Sie haben richtig gelesen. Ich bin eine Exotin, auch wenn ich mit meinen dunklen Haaren eher weniger auffalle als eine blonde Europäerin. Mir wird der rote Teppich ausgerollt, wo ich nur hinkomme. Sei es von den Herren, die mich gern ausführen möchten, sei es von den Damen, deren Interesse sehr herzlich daherkommt, sei es von Institutionen, die mir die Tore öffnen, von deren Durchschreiten ich in Deutschland nur träumen konnte. Es ist eine Art positiver Rassismus, der mir hier begegnet. Alles Deutsche ist  (mehr oder weniger) gut, also muss ich auch gut sein. Es befremdet mich mitunter, aber ich genieße es eben auch. Weil es die Dinge, die Planung, das Bewältigen der Herausforderung „Leben und Arbeiten im Ausland Ü45“ so viel einfacher macht.

Nichtsdestotrotz sind Herzensdinge ganz unabhängig von Herkunft und Sprache eine diffizile Sache und so leiden der Verehrer und ich unter einer veränderten emotionalen Großwetterlage, die wir so nicht wollten, die sich aber nun nicht mehr ändern lässt. Gut, dass er für einige Tage außer Landes ist. Das wird uns die nötige Distanz bescheren, um wieder aufeinanderzugehen zu können. Denn was einem das Einleben in einer fremden Kultur am meisten erleichtert, sind Freunde. Richtige, gute Freunde. Und das wollen wir beide bleiben. Dafür sind wir gemacht.

Heißkalt.

Die Luft steht zwischen den Häuserschluchten, einzig der Weg am Friedhof entlang ist kühler. Die Toten ziehen die stille Kühle vor, unter ihren schattenspendenden Bäumen weht ein leiser Hauch und flüstert mir ins Ohr: „Sei dir nicht zu sicher.“

Immer, wenn der Tod zu mir spricht, werde ich still. Man sollte auf ihn hören, ihm gut zuhören. Denn er ist derjenige, der die Wahrheit kennt. Das Leben lügt, der Tod ist ehrlich.

Langsam gehen die Menschen in der Sommerglut, immer gemächlicher, immer mediterraner wird das Leben in der Großstadt. Man gefällt sich in der neuen Lässigkeit. Nach Wochen und Wochen immerblauen Himmels wäre ein Jammern über die Hitze auch langsam lächerlich.

Ich lege einen kleinen Strauß Rosen auf das Grab. Sie werden binnen einer Stunde verwelken. Vor zwei Jahren fast. Damals, als die Mauersegler ein letztes Mal am Fenster vorbeiflogen, in der Ferne ein Falke rief und das stetige Geräusch der Sauerstoffversorgung eine konstante Note im Abschiedskonzert war. Den letzten Ton hat der Tod gesungen. Ich habe ihm gut zugehört und weiß, wann er wieder singen wird.

Morgen geht es aus der Hitze in die Kälte zurück. Dort, wo das Leben ist. Dort, wo das Leben lügt, wo die Illusionen wohnen. Tod, hörst du mich? Bleib, wo du bist. Dein Konzert steht noch nicht auf dem Programm.

Schlüssel.

„Hier hast du den Schlüssel“, sagt der Verehrer und drückt mir einen Schlüsselbund in die Hand. Ich hätte jetzt also die Gewalt über seine Wohnung, seine Schrankinhalte. Die Schlüsselgewalt. Wer hätte das gedacht. Sowas kommt von sowas. Das ist in Telenovelas immer so.

Von sowas war an jenem Karfreitagabend 2017 auf der Dachterrasse des Hostels in Valparaiso noch nichts zu ahnen. Ich war  der Großstadtüberforderung in Richtung Meer entflohen. Dort angekommen, machte ich das übliche Sightseeing, speiste vorzügliches Thunfischsteak und kaufte mir zwei Bier im Späti. Danach beschloss ich, diese seltsame Ansammlung von feiernden Menschen im Hostel genauer in Anschein zu nehmen. Drei frisch examinierte  Traveller aus Deutschland, drei nicht mehr ganz frisch examinierte Chilenen, eine Truppe älterer Franzosen und ich verstanden uns bei Asado (Massen von Grillfleisch), Rotwein, Bier und einigen großzügig geteilten Joints relativ schnell relativ gut. Besonders mit den Franzosen schwatzte ich munter drauflos, denn nach zwei Wochen Chile und Sprachkurs verstand ich vom hiesigen Idiom immer nur noch knapp die Hälfte.

Was dann irgendwann auch egal war, denn: wir sangen. Völlig egal, was, Bob Marley zur Klampfe geht ja immer, und insbesondere der sehr hochgewachsene Barthipster da sang überaus gut. Bisweilen kreuzten sich unsere Blicke, wir lächelten uns kurz an. Aber wie das so ist, wenn man gerade mal knapp ein Dreivierteljahr verwitwet, Mitte Vierzig und lang dem Flirten abhold war (wenn nicht schon immer, mir fehlt da offenbar ein entsprechendes Flirtgen), die fremde Sprache nicht mal ansatzweise beherrscht und überhaupt: ich legte es unter „so sind sie halt, die Latinos“ ab.

Am nächsten Morgen war von den Truppen nichts zu sehen, denn ich hatte mich gegen drei Uhr sehr, sehr müde verabschiedet und die Party ging sicherlich noch bis zum Morgengrauen weiter. Erst am Ostersonntag zum Frühstück bekam ich ihn wieder zu sehen. Er saß alleine am Tisch und wie das so ist, als gelernte Deutsche setzt man sich nicht einfach dazu, sondern parkt sich an einen Nachbartisch. Gesellschaft leistete mir dann aber schnell die Hostelchefin, die mich schon am Vortag quasi adoptiert hatte. Wir schwatzten ein bisschen radebrechend über unsere Witwenschaft, das Leben im Allgemeinen und Besonderen, während am Nebentisch die Ohren sichtbar wuchsen. Nach dem Frühstück fragte er mich, ob ich Lust hätte, zurück in Santiago mal etwas Essen zu gehen.

Wir gingen Essen. Wir gingen Trinken. Wir tanzten. Wir entdeckten ziemlich viele Gemeinsamkeiten. Ich begann, ihn meinen „Verehrer“ zu nenne. Ich war seine „Schöne“. Nach meiner Abreise aus Chile verabredeten wir uns im Juli in Montreal, wo wir weitertanzten, sangen und frühstückten. Davor und danach schickten wir uns jeden Tag unzählige Nachrichten, telefonierten und hielten uns auf dem Laufenden, wie es uns denn so ginge. Wir gingen auch mit anderen aus, aber wir blieben immer der Verehrer und die Schöne. Dann organisierten wir transkontinental einen gemeinsamen Urlaub. Nach sieben Monaten des Nichtsehens von 0 auf 100 war dieser für uns eine Belastungsprobe, aber überwindbar. Er nannte mich seine „sture Deutsche“. Ich nannte ihn „Verrückter“. Meine Entscheidung, mich in Chile zu versuchen, wollte ich dennoch nicht von einem Mann abhängig machen. Deshalb ging ich auf Distanz, zu seinem Unverständnis.

Noch mehr – verständliches – Unverständnis erntete ich nach meiner Immigration, als ich erst einmal mit einer Freundin zu deren Familie reiste, ohne mich sofort mit ihm zu treffen. Eine beleidigte Woche später sahen wir uns wieder, wir aßen zusammen, tranken zusammen, gingen tanzen, mit Freunden essen, auf Konzerte, ins Kino und hielten Händchen in jeder Hinsicht. Er nennt mich seinen „kleinen, sturen Albtraum“, ich nenne ihn weiterhin den Verrückten. Nun habe ich den Schlüsselbund des Verrückten und schließe die Türe auf.

Sie wollten es ja wissen, wie die Telenovela begann. Das haben sie jetzt davon.

 

WMDEDGT 06/18.

Was macht der gemeine Internetmensch eigentlich so den lieben langen Tag? Diese Frage stellt Frau Brüllen einmal pro Monat, und zwar immer am 5. Seit 2013 läuft dieses Projekt (kann man das dazu sagen? Eigentlich nicht, Projekte haben ja meistens ein Ende und das wollen wir ja bei diesem hier nicht) schon und immer mehr BloggerInnen lassen monatlich in ihren Tagesablauf blicken.

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Mein Dienstag begann mit dem Handyklingeln um 6 Uhr. Ich duschte schnell, fror ein wenig nach dem Aussteigen aus der Wanne vor mich hin (hier in Santiago de Chile sind es nachts knapp um Null Grad, aber dafür meistens ohne Heizung in den Wohnungen) und beeilte mich nicht nur deswegen. Ein kurzes Frühstück mit Flakes und Milch später, aber noch ohne Kaffee, war ich bereits um zehn vor sieben auf dem Weg zur Bushaltestelle. Diese liegt nur vier Blöcke entfernt, aber es ist doch ein Fußweg von fast einem Kilometer und diesen legte ich wie üblich möglichst schnell zurück. Denn trotz beherztem Ausschreitens, einer Daunenjacke und eines flauschigweichen Schals war mir hundekalt.

Und natürlich wie immer, wenn ich es eilig habe, kommt der Bus mit der Nummer 411 entweder unregelmäßig oder gar nicht. Der Unterricht fängt um 7.50 an, also wäre genug Zeitpuffer gewesen, um noch fehlende Kopien zu machen oder entspannt alle Lehrmaterialien vorzubereiten. Wäre, hätte, Fahrradkette.

Der Bus kam zwanzig Minuten später, und ich entsprechend drei Minuten vor Unterrichtsbeginn und immer noch ohne Kaffee in Magen und Hirn in der Schule an. Keine Zeit, also. Für gar nichts. Wenigstens hatte ich alle Kopien gestern vorbereitet und die Übungen zusammengestellt. Heute stand die Wiederholung von Form und Stil bei Geschäftsbriefen und Satzbau auf dem Programm. Um von der Stellung des Verbs im Satz auf die Erweiterung um den Nebensatz zu kommen, hatte ich mir Star Wars ausgesucht. Yoda spricht übrigens nicht nur im Deutschen in verquerer Satzbauweise, wie mir die SchülerInnen bestätigten. Wir sahen eine kurze Sequenz mit Luke Skywalker an und ich ließ die SchülerInnen typische Yoda-Weisheiten umbauen und korrigieren. Danach wiederholte ich noch einmal die Stellung des Verbs im Haupt- und Nebensatz und übte Konnektoren. (Wie grauenhaft, ich bin tatsächlich zur Lehrerin mit Grammatikfetisch mutiert!)

Immerhin waren wir dann gegen zehn gemeinsam wach. Ich ging ins Lehrerzimmer, sprach mit dem Direktor kurz die Notengebung durch – meine Gewichtung hatten wir beschlossen rückgängig zu machen, um die SchülerInnen nicht zu sehr zu frustrieren -, und dann setzte ich mich an die Vorbereitung der stärkeren Gruppe. Um 12 ging es mit eben jener weiter. Wir wiederholten einige zweiteilige Konnektoren, gingen den Wortschatz zum Thema Transportwege und -wesen durch. Dann ließ ich sie ihre Texte vortragen, die sie über ihren Berufsalltag innerhalb ihrer Lehrunternehmen geschrieben hatten. Teilweise ist es sehr überraschend, wie viel Verantwortung sie übernehmen dürfen und was sie alles schultern müssen. Da kam die Hausaufgabe genau richtig: einen Podcast auf Basis des Textes zu erstellen, egal, ob visuell oder Audio. Die Gruppe im 2. Ausbildungsjahr hatte ihre bereits in der vergangenen Woche präsentiert. Es waren wirklich echte Perlen darunter, unter anderem ein Video, das absolute Stand Up-Comedy-Qualitäten hatte, samt gutgelaunter Chefs, die ihrem Lehrling bereitwillig Rede und Antwort standen. Sehr charmant und professionell aufbereitet und nach dem Abschlussschnitt auf jeden Fall ein heißer Anwärter auf Veröffentlichung auf der Homepage sowie auf einen Zeitungsartikel!

Um 14 Uhr hatte ich Schluss, aber wieder kam der 411er mit Verspätung, sodass ich erst um kurz vor drei in meinem Viertel ankam. Dort entschied ich mich spontan, im kolumbianischen Beauty-Salon um einen Maniküre-Termin anzufragen. Man hatte Zeit und ich freute ich über Bonita, die meine Füße sehr professionell und schweigsam versorgte. Schweigsam ist hier eher unüblich und bei meinem heutigen Müdigkeitslevel wäre jede Unterhaltung zur Qual geworden. Der Verehrer schrieb mir aus etlichen Meetings, dass er sich ebenfalls im müdigkeitsbedingten Zombie-Modus befände, hatte er doch von Mitternacht bis um kurz nach vier gearbeitet. Was Informatiker halt so machen, wenn andere nicht an die Computer können (und dürfen). Man wird sehen, ob er das Angebot für einen neuen Job ohne Nachtarbeit aber dafür mit spannenden Projekten in anderen Ländern annehmen wird. Es ist immer schwer, nach langer Zeit bei einem Arbeitgeber neue Horizonte zu erkennen.

Gegen vier kam ich Zuhause an und freute mich über eine saubere und wohlriechende Wohnung, denn „Nana Rosa“ hatte gewirbelt. Ich war zwar hundemüde, aber ich hatte noch einiges an Korrespondenz zu erledigen und setzte mich noch an den Esstisch.

Um sechs machte ich mir ein Brot, legte mich ins Bett und sah mir zwei Folgen Trivialfernsehen an. Zwischendurch schlief ich ein, bekam um zehn einen Anruf vom Verehrer, der mittlerweile auch wieder aufgewacht war und entschied, einfach wieder einzuschlafen.