[Was schön war] #kw02/17.

Wie schnell die Zeit vergeht! In knapp einem Monat bin ich schon auf der anderen Seite des Erdballs und tauche ein in südostasiatisches Leben. Was in der zweiten Kalenderwoche noch etwas unwirklich erscheint, aber in seinem organisatorischen Vorlauf sehr real ist – wie viel noch zu tun bleibt bis dahin!

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Nach etwas Hin- und Hergemaile einen festen Platz im Spanisch-Intensivkurs bekommen. Seitdem sitze ich von montags bis freitags dreieinhalb Stunden mit fünf Mitstreitern in der Sprachschule und pauke. Ich kann viel aus dem Französischen und Italienischen ableiten und merke, dass ich dadurch einen größeren Wortschatz besitze als meine Mitschüler. Aber die Grammatik…!

Lernen ist eine echte Frischzellenkur für mein Hirn. Ich fühle mich mittags zwar reichlich platt und habe ja auch noch Hausaufgaben auf, aber es tut sehr gut, wieder etwas zu lernen. Ich glaube, ich höre einfach nicht mehr auf, irgendetwas zu lernen. Bis ich ins Altersheim muss, kann ich noch etliche Fremdsprachen, Töpfern, Singen, Fechten,… lernen! Oder ich studiere noch mal. Man sollte immer mehrere Leben leben.

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Auch der Reitkurs zeigt erste Erfolge. Ich bin kein ganz so nasser Sack mehr. Ich habe mich mit dem Leichttraben arrangiert, bevorzuge aber nach wie vor den Galopp. Was das wohl über mich aussagt?

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Die Wohnung ein-, aus- und umgeräumt, Platz geschaffen. Der oder die Untermieterin wird genügend Stauraum haben. Ich muss ihn oder sie nur noch finden.

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Es scheint die Zeit der alten Freunde zu sein. Ganz so, als ob ich mit ihnen vor der großen Reise noch einmal in Erinnerungen schwelgen soll, melden sich der Ex-Freund, mit dem ich gemütlich essen gehe, und der gute Freund, der nun schon so lange in Bayern lebt, und mit dem ich ebenfalls zum Essen verabredet bin. Beide schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.

Mit einem befreundeten Paar ebenfalls Essen (sic!) gewesen und einen der wenigen guten Italiener in Laufweite getestet. Großartige Kompositionen und ein Weißwein, der hart gekühlt erfrischend pfeffrig schmeckte, im weiteren Test und wärmer dann angenehm fruchtig.

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Das Weihnachtsgeschenk für den Patensohn hat voll eingeschlagen! Eine Diskokugel mit integrierten LED-Leuchten sorgt nun in seinem Zimmer für Partystimmung. Am Freitag führte er mir dann im richtigen Ambientelicht einen famosen Breakdance vor. Breakdance? Ja, genau. Ich wunderte mich, aber anscheinend klopfen die 80er Jahre gerade wieder ganz laut an die Tür.

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Angemessen und ausgiebig mit der Freundin hamamiert und eine der besten Massagen ever bekommen. Mi-Ling hat TCM in Guangzhou studiert und richtete meine üblicherweise ziemlich verspannte Nacken- und Halsmuskulatur ein. Wir plauderten danach noch ein wenig über China und warum sie lieber in Berlin für wenig Geld arbeitet und lebt: „Ich bin hier so frei.“ Ja, wir sind hier frei in Deutschland, wir haben eine – entgegen vielfacher Meinung – exzellent funktionierende Demokratie, ein ebenfalls in der Hauptsache funktionierendes Gesundheitssystem und wir hungern nicht. Jedenfalls nicht so, wie es woanders ist. Sollten wir diese Privilegien nicht ein wenig mehr schätzen?

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Einen 50. mitgefeiert. Liebe Güte, was rast die Zeit! Sehr nette Gespräche mit sehr netten Menschen geführt.

1,5 Kubikmeter.

Das ist etwa so groß wie ein Sarg. Mehr Platz habe ich nicht gemietet. Auch Gräber sind ja nur gemietet, aber meine 1,5 Kubikmeter würde ich schon gern wieder lebend kündigen. Denn da die Wohnung hoffentlich einen netten Untermieter bekommt, muss ich ausmisten. Die Herzensdinge, die jemand Fremdes nicht unbedingt betasten soll, ebenso wie Kleidung, Ordner und diverses Kleinmobiliar und technische Geräte – alles muss raus und alles muss in handliche Kartons verbracht werden, damit das angemietete Storage-Abteil in der oben genannten Größe ordentlich gefüllt werden kann.

Damit die Wohnung in einen übergabefähigen Zustand verbracht wird, ist Áusmisten angesagt. Neben meinen persönlichen Dingen fallen mir immer wieder die Sachen des Mannes in die Hände. Wussten Sie, dass wir eine Grundschule mit Kugelschreiben hätten können? Oder die halbe Welt mit Kabeln umspannen? Nun, er hatte ja schon viel vorgearbeitet in den Monaten und Wochen, als er noch genügend Aktionsradius und Kraft dafür hatte. Aber es bleiben eben immer noch Dinge übrig. Ich miste also zwei Leben aus. Was von ihm übrig bleibt, habe ich in einer großen Reisetasche: Fotos, Dokumente, seine Uhren. Der Rest ist digital. Vieles davon wird seiner Tochter übergeben, die ja hoffentlich irgendwann selbst Kinder haben wird und dann vielleicht etwas über deren Großvater zu berichten weiß.

Aber was bleibt wohl wirklich Persönliches von mir? Ähnlich wenig wie vom Mann, nehme ich an. Dazu noch etwa 13 haptische Tagebücher, sofern ich sie nicht vorher verbrenne, und dieses Blog hier. Ein wenig Schmuck, meine drei geliebten Gemälde, mein mich seit der Kindheit begleitender Stoffhase. Für meine Erben müssen dann 1,5 Kubikmeter Persönlichkeit dicke ausreichen, um Ordnung zu schaffen. Also: weiter ausmisten. Es sind noch deutlich mehr als drei Kubikmeter.

Vertrauensarzt.

Bestimmt kennen Sie das auch? Jahrelang sind Sie bei Ihrem Zahn-, Haut-, Augen- oder Frauenarzt* und eigentlich ganz zufrieden. Dann wechselt er die Praxis, nimmt noch einen Kompagnon auf oder er geht in Rente und ein anderer Kollege hält jetzt die Patientenkartei in den Händen. Oder er steht unter Druck. Dann werden Sie ganz schnell unzufrieden.

Wie, unter Druck, denken Sie? Dazu müsste ich jetzt weit ausholen und die Erklärungen herunterrasseln, die mir der verstorbene Mann – seines Zeichens Facharzt und zwar nicht einer von jenen, die richtig viel Kohle mit ihrer Fachrichtung machen – immer gab. Kurz gesagt: der Kostendruck in Praxen ohne viele Privatpatienten steigt, daher versuchen Ärzte auch, IGEL-Leistungen zu verkaufen, und sie schleusen in der Regel mehr Patienten durch als einer intensiven, patientenbezogenen Untersuchung gut täte. „Ein guter Patient ist einer, der nichts hat und im Quartal auch nicht wiederkommt“, so sieht die Idealformel aus, sagte der Mann immer. (Er war ein sehr guter Arzt, ganz ohne Killefitz, und behandelte jeden gleich und gut! Das nur am Rande.)

Grundsätzlich ist mir das als Patientin aber ziemlich egal. Ob ich nun nur zur regelmäßigen Kontrolle gehe oder ein akutes Problem habe – ich möchte eine gute und fachlich ordentliche Untersuchung haben. Mir reicht es auch, wenn die Kommunikation Arzt-Patient auf ein Minimum beschränkt ist, aber ein wenig Zeit muss der Arzt doch aufwenden. Schade halt, wenn der diese Qualitäten mitbringende Arzt nicht mehr verfügbar ist, siehe oben genannte Gründe.

Und wenn, wie eben geschehen, die jährliche Kontrolluntersuchung meiner Gynäkologin so schlampig ausfällt wie ich es noch nie erlebt habe – und ich habe mindestens sechs sehr gute Fachkollegen vor ihr gehabt, die trotz Kosten- und Zeitdrucks mehr als drei Minimalabtastungen durchgeführt haben, aber nun leider nicht mehr verfügbar sind. Dann, ja, dann muss ich mir einen neuen Kollegen suchen.

Mein Vertrauen hat sie nicht mehr.

*Hier könnte übrigens auch ein generisches Femininum stehen. Tut es halt aber nicht. Vielleicht im nächsten Blogeintrag. Des Ausgleichs wegen.

Kaffee-Kultur.

In den meisten Ländern gibt es Kaffee und eine dazu gehörige Kultur. In Istanbul haben der Mann und ich die türkische Zubereitung gekostet, die nicht die meine ist, aber in diesen kleinen Kännchen und mit viel Silbergedöns so hübsch daherkommt. Auch auf den polnischen Zubereitungsprozess mit Bodensatz und Kaffeebrösel im Mund verzichte ich gern. Meinen Kaffee trinke ich am liebsten italienisch, ohne großen Aufwand aus einer Cafetera, die ich auf die Gasflamme stellen kann.

Der Mann hingegen hatte. kurz bevor wir uns kennenlernten, eine superduper Espresso- und Kaffeemaschine erstanden. Mächtig schwer, mit Ventilen, Druckanzeiger und einer halben Stunde Vorheizzeit. Laut zudem. Der mit ihr produzierte Kaffee, Espresso und Milchschaum war absolut professionell und sah immer ungemein köstlich aus. Allein: er war mir egal. Mir reicht, wie gesagt, die Cafetera-Variante, ganz ohne die Bernsteinfarbene Crema, die der Mann im Laufe der Zeit immer weiter perfektionierte.

Heute nun habe ich sie mitsamt Mühle, Tamperstation und Sudschublade – alles feinste Markenware und wie die Maschine auch höllisch schwer – verkauft. Der Käufer kam mit seinem schwarzafrikanischen und ebenso kinnbärtigen, traditionell gekleideten Kompagnon, und ganz gegen meine sonstige Gewohnheit hielt ich spontan meine Hand zum Grußschütteln hin. Er zögerte kurz und sagte etwas verlegen: „Nein, bitte nicht, ich darf nicht.“ Ich verstand sofort: ein Muslim, der nur die Regeln seines Glaubens befolgt. Ich antwortete: „Kein Problem. Kommen Sie rein.“ Die Herren zogen beim Betreten der Wohnung die Schuhe aus, was mir gefiel. Das machen die wenigsten Menschen von sich auch. Wir sprachen kurz über die Maschine, über den sehr auf die ordnungsgemäße Wartung bedachten Mann und dass ich sehr froh bin, die Maschine zu verkaufen. Ich gab die Bedienungsanleitungen mit und nach der Übergabe des Geldes verabschiedete ich die vollbepackten Herren. Der Käufer drehte sich auf der Treppe noch einmal um und sagte: „Allah beschütze Sie auf Ihrer Reise.“

Wir hatten nicht über meine Weltreise gesprochen.

Wissen Sie, ich finde jeder soll seine eigene Kultur haben. Egal, ob man sich die Hand schüttelt oder nicht, ob man Bart trägt oder nicht, ob ich zum fliegenden Spaghettimonster bete, zu Gott, Allah oder ein Anhänger Buddhas bin. Über Kopftücher müssen wir nicht sprechen. Und welche Zubereitungsart für Kaffee man auch immer bevorzugen mag: das ist doch alles gar nicht wichtig. Es reicht doch auch ein freundlicher Respekt füreinander und ein wenig Menschlichkeit.

[Was schön war] #kw01/17.

Die erste Woche im neuen Jahr und schon bin ich überrascht, wie konsequent dieser Wochenrückblick mich zurück zum Bloggen geführt hat. Natürlich ist es in guten Teilen eine Art Tagebuch, aber ich verrate Ihnen natürlich nicht alles über mich und meinen Tagesablauf. Aber die schönen Dinge, jene, auf die wir sonst so wenig achten, weil das Leid und die Unbill der Welt manchmal so sehr den Tag vergiften, diese sollen doch nicht unbeachtet sein. Man sollte sie sammeln und wie kleine Perlen auf eine Kette fädeln und sie sodann mit Stolz tragen.

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Das war die Woche der schnellen, kompetenten und unglaublich freundlichen Verwaltungsmitarbeiter. Meinen internationalen Führerschein hielt ich innerhalb von 15 Minuten in den Händen und die Arbeitsamtsdame gab guten Rat.

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Die ersten Flüge sind gebucht, und wie üblich reservierte ich für die ersten beiden Nächte ein Hotel vor, um mich zu akklimatisieren und zu orientieren. Nun bin ich schon ein Stück weiter und habe einen ungefähren Reiseplan für Kambodscha im Kopf.

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Einen sehr schönen Auftrag bekam ich von Frau Sammelmappe, den ich hoffentlich gut erfüllen kann: Ich soll ein, zwei Esslöffel Erde aus einem Land mitbringen oder schicken, für einen Freund auf Kuba, der in seinem Leben noch nie die Gelegenheit hatte, in ein anderes Land zu reisen. Dieser sammelt Erde aus der Fremde. Was würde sich besser anbieten als für ihn ein bisschen Erde am Ende der Welt aufzulesen, in Feuerland?

Wenn Sie also vergleichbare Aufträge an mich haben: bitte gern.

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Über Buenos Aires nachgedacht. Was könnte ich dort lernen? Ich werde zwar Ausflüge machen wie in Chile auch, aber eigentlich mag ich eine „Homebase“ haben, in der ich meine Habseligkeiten auspacken und eine Weile lassen kann. Meine Reise soll mich fordern, ich möchte Dinge sehen und lernen, die ich noch nicht kenne und kann. Das brachte mich darauf, dass ich nicht singen kann. Ich bin damals wegen Renitenz und mäßiger Begabung aus dem Schulchor geflogen – aber nun bin ich ja überaus fügsam und erwachsen! Und ein guter Lehrer oder eine gute Lehrerin könnte doch etwas aus meiner Stimme herausholen? Ich recherchiere einmal genauer, ob es in Buenos Aires auch kurzfristige Möglichkeiten gibt, aus einer Elster eine Nachtigall zu machen.

Irgendwie passte das ja auch zur heftigen Erkältung, die mich eine ganze Woche fest in ihren Klauen hielt.

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Eine gar nicht mal so schlechte Sauce Bolognese produziert und mit Freunden Wein und Champagner getrunken.

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Eine spontane Wein-Einladung vom alten Freund erhalten, der nun seit einiger Zeit zwei Häuser weiter wohnt. Seine Wochenendbesuchstochter war auch da und beeindruckte mich durch ihr Schachtalent. Da wusste ich gleich: der langsam vor sich hinstaubende Schachcomputer des Mannes hat eine neue Spielerin! Die Siebenjährige umarmte mich sehr fest und ich hoffe, sie hat viel Spaß damit.

Lange mit dem Freund über Träume und Unzufriedenheit gesprochen. Man nimmt sich immer mit, und der Berliner Winter dauert doch auch nur vier Monate, sagte ich. Ein versuchter Trost, aber er hat dafür eine Tochter. Jedem das seine, Glück und Unglück.

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Ein Loriot-Abend mit Rouladen, Torte und Fake-Kosakenzipfeln.

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Das erste Mal seit langer Zeit auf einem Pferd gesessen. So schön!

Über den Tod.

Irgendwann ist Schluss.

Dachte ich mir letztens und beschloss, die immer wieder auftauchenden Gedanken und Bilder der letzten gemeinsamen Wochen, Tage und Stunden mit dem Gentleman mit neuen, schönen Bildern zu überdecken. Nicht umsonst gehe ich nun auf eine Reise, auf die mich der Mann natürlich als schöne Erinnerung begleiten soll. Aber nicht als Erinnerung an die schwere, die wirklich schwere Zeit, die vielleicht nur für mich als Ehefrau so schwer war. Denn: wer weiß wirklich, wie es einem Sterbenden geht?

Darum finde ich den hier verlinkten Artikel aus dem Reporter-Forum der SZ so ausgezeichnet, denn aus meiner Außensicht hat sich doch vieles genau so abgebildet. Bitte nehmen Sie sich die Zeit, den Artikel zu lesen. Ich halte ihn für sehr wichtig, denn er zeigt das „Innen“ und das „Außen“, so, wie ich es erleben konnte. Unsere mitunter sprachlose Hilflosigkeit als engste Angehörige wie auch die unaufdringliche und beobachtend-teilnehmende Begleitung durch die Krankenschwestern bei allen fortschreitenden Entwicklungen im Sterbeprozess standen im Gegensatz zum Erleben des Mannes, der sich zwar bis zuletzt immer äußern konnte, aber über den Tod niemals sprechen wollte.

Der Text kann auch ein wenig die Ängste nehmen, denen wir uns vielleicht für uns selbst nicht stellen wollen. Der menschliche Organismus hat sich schon etwas dabei gedacht, den Tod entsprechend vorzubereiten.

Denn irgendwann ist für jeden von uns Schluss.

WMDEDGT 01/17.

Frau Brüllen fragt, was wir eigentlich den lieben langen Tag so machen und zwar immer am 5. eines Monats.

Da ich gestern Abend sehr wohlgesittete Gäste hatte die den Abendessentisch abräumten, musste ich morgens nur noch das Geschirr in die Spülmaschine packen. Einen kurzen Kaffee später trabte ich in die kambodschanische Botschaft, um meinen Visumsantrag abzugeben. Warum sind eigentlich Passbilder und Fotos für Visumsanträge unterschiedlich groß? Das fragte ich mich, als ich meine – logischerweise biometrisch angefertigten und daher RAF-Fahndungsbildern nicht unähnlichen – Passbilder vorlegte. Man wies mich freundlich darauf hin, dass das eigentlich nicht gestattet sei, aber drückte netterweise ein Auge zu. Bei der chinesischen Botschaft vor fünf Jahren waren sie nicht so nett und ich musste noch einmal hin traben.

Apropos Trab: der vom Reitlehrer prognostizierte Muskelkater from hell blieb aus. Lediglich an den Innenseiten der Oberschenkel zog es unangenehm. Dafür fühlte ich mich bis mittags am ganzen Körper ein wenig steif und alt. Dennoch freue ich mich, dass ich den Schritt getan habe und hoffe, dass der edle Reitschulzosse heute keine Kreuzschmerzen hat, weil ihm gestern des Öfteren ein nasser Sack in den Sattel plumpste.

Von der Botschaft fuhr ich in einem nicht ganz vorschriftsmäßigen Tempo zurück in mein Viertel, denn ich hatte den ersten Steuerberatertermin meines Lebens. Damit bin ich wohl offiziell erwachsen.

Von dort aus ging es zu meiner Kosmetikerin. Einmal im Monat gönne ich mir eine angenehme Pediküre. Meine Kosmetikerin arbeitet ebenso gründlich wie behutsam und obwohl ich heute aus Zeitgründen auf den üblichen roten Lack verzichtet habe, war es wieder eine Wohltat – besonders die im Preis inbegriffene Fußmassage!

Wieder zuhause, erledigte den Rest des Abwaschs von gestern Abend und war wieder einmal erstaunt, wie gründlich ich doch eine ansonsten einigermaßen saubere Küche bei der Erstellung einer ordentlichen Sauce Bolognese einsauen kann. Dann Schreibtischarbeiten (Visumanträge für weitere Länder, Buchungen Flüge und Unterkünfte vorbereiten, Vollmachten ausstellen – das wird immer mehr!).

Bei meinem Provider die Domain für das Reiseblog bestellt. Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich die Reise als Wortschnittchen machen soll. Aber irgendwie wird es der Sache nicht gerecht, denn ich werde ja nicht als Kunstfigur – Sie sollten niemals alles glauben, was hier steht! – reisen, sondern durchaus als Realperson. Die Familie soll ja mitlesen dürfen. Das erspart unnötige Telefonate, wenn alle nachlesbar wissen, was ich wo gerade so mache.

Ein eigentlich dringend notwendiges Telefonat konnte nicht geführt werden, weil die angerufene Person sich mir trotz mehrmaligen Versuchs verweigert. Warum, darüber kann ich nur spekulieren. Aber ich wüsste schon gern, wie es meinem Vater geht. Wenn ich auf die große Reise gehe, würde ich ihn vorher gern noch einmal sehen. Wer weiß, ob und wann ich ihn wiedersehe.

Die erkältungsbedingten Kopfschmerzen wurden stärker und trieben mich mit leicht erhöhter Temperatur und einem leicht zu lesenden Bretagne-Krimi früh ins Bett.

[Was schön war] #kw52.

52 Wochen hat ein Regeljahr, und obwohl viele dieses Jahres von Angst, Trauer und Kummer geprägt waren, bleibt in jeder Woche seit Beginn dieser Reihe das Resümee, dass es positive und schöne Momente gab, die es wert waren aufgeschrieben zu werden. So auch in der letzten, 52. Kalenderwoche 2016.

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Wider Erwarten in Rekordzeit über die Autobahn nach Hause gedüst. Knapp über drei Stunden für 340 Kilometer inklusive Berliner Stadtverkehr – in meinem Altherrenauto bemerkt man erst spät, dass man schon Tempo 180 fährt.

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Mit der Familienfeierkoller habenden Freundin erst ins Kino und dann Cocktail-Trinken gegangen. Florence Foster Jenkins kann man sich gut anschauen. Meryl Streep ist ja immer eine sichere Karte für gute Filme, und Hugh Grant sieht gealtert um einiges attraktiver aus als früher. Über die kleinen Ungereimtheiten des Films mit den Tatsachen sehen wir mal großzügig hinweg.

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Sehr schnell und sehr effektiv mit der Planung der Weltreise vorangekommen. Mit Chile telefoniert und das Gefühl gehabt, dort in guten Händen zu sein. Mit Neuseeland gemailt und einen Plan bekommen – ich solle mich auf einen Abend mit einigen der alten Drachenboot-Leute gefasst machen, die uns damals in den Neunzigern in Berlin besuchten und in einem engen Privatwohnzimmer einen sehr eindrucksvollen Haka servierten. Mit Tobago korrespondiert und an die Zeit zurückgedacht, als D. und ich nach der Schule mit geflochtenen Zöpfen und hochroten Gesichtern zum Schlittenfahren rannten. Wo sind nur die Jahre geblieben? Vielleicht ist es an der Zeit, all diese Menschen wieder zu sehen, bevor es zu spät ist.

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Eine Wohnung in einem netten Viertel in Santiago de Chile gefunden, die für knapp zwei Monate mein Zuhause sein wird, wenn alles klappt. Es gibt ja eine Menge möblierte Apartments und Wohnungen, die aber fast alle in den obersten Stockwerken von Hochhäusern liegen. Und ich möchte doch auf Menschen hören, die mir flüsterten, dass dies nicht ohne Grund die günstigen seien. Defekte Fahrstühle und so. Die präferierte Zweizimmerwohnung in Providencia liegt im 4. Stock, hat einen Balkon auf den grünen Innenhof und eine Waschmaschine und nicht die in fast allen angebotenen Wohnungen vorherrschende cleane und moderne Einrichtung. Dort stehen kolonial anmutende Holzmöbel und ein Glasschreibtisch wie jener, an dem ich meine Diplomarbeit schrieb. Wenn ich schon im Spätherbst nach Santiago komme, sollte ich mich in der Wohnung auch wohl fühlen. (Heizung und WLAN hat sie auch.)

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Zweimal hervorragende Schnitzel im Freundeskreis gegessen. Einmal mit einem sehr guten lauwarmen Erdäpfelsalat (beim Österreicher des Vertrauens). Einmal mit einer sehr süßen Nachspeise (in der Schnitzelei).

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Sehr entspannt bis halb drei ins neue Jahr getanzt.

[Was schön war] #kw51.

Weihnachten kommt ja bekanntlich immer früher als man denkt. Da ich in diesem Jahr so überhaupt nicht in Weihnachtsstimmung gekommen war – aus vielerlei Gründen, aber ich bin eh nicht so der Stimmungstyp -, wurde mir klar, dass ich drei Tage vor Abfahrt in den familiären Hafen noch KEIN EINZIGES GESCHENK hatte. Wie jedes Jahr. Aber ich habe ja nicht umsonst gerade genügend Zeit und so schob ich durch die Menschenmassen in das von mir geschätzte Kulturkaufhaus.

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Innerhalb von zwei Stunden für alle Beteiligten Weihnachtsgeschenke und dazu noch – das erste Mal in meinem Leben – Weihnachtskarten erstanden. Die schrieb ich dann am Abend und erfreute mich eines warmen Gefühls der Dankbarkeit für viele der Kartenbedachten. In diesem Jahr habe ich viel Freundschaft erfahren dürfen, viel mitfühlendes Getragensein durch schwere Zeit und dazu noch die Bereicherung, neue Menschen kennengelernt zu haben. (Was auffiel: mir fehlen noch mindestens drei, vier Adressen der Digital-Damen. Das muss ich unbedingt nachholen und nächstes Jahr Karten schreiben.)

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Beim Schlendern durch diverse Bekleidungsgeschäfte am Dienstag entdeckt, dass ich schon alles habe und wirklich, wirklich nichts Neues mehr brauche und haben möchte. Ich bin seit zwei Jahren mit meiner Garderobe zufrieden und ersetze das ein oder andere Teil durch ein baugleiches.

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Alle, mit denen ich über meine noch nicht ganz durchdachten Pläne sprach, gaben mir positives Feedback und bestärkten mich in meinem Vorhaben. Es wird eine Weltreise.

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Die Heimfahrt in den familiären Hafen ist immer angenehm. Die Wahlfamilie schert sich nämlich einen Dreck um Konventionen und so verbrachten wir die Festtage mit Kartenspielen, Geschichtenerzählen, gemeinsamen Reiseplanungen (zwei Wochen Kalifornien) und viel, viel, viel Essen.

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Mettwurstschlegel mit Pfefferkörnern. Leberwurst vom Hausmachermetzger. DAS ist schön.

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Das Aufräumen beginnt. In einer handlichen Excel-Tabelle Kosten-, Projekt- und Zeitplanung zusammengefasst. Es kommen täglich, nein, stündlich! neue Punkte zum Abarbeiten hinzu und ich frage mich, wie ich das bis Mitte Februar schaffen soll. Aber ich hänge mich halt rein und es wird schon klappen.

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Die vorletzte Woche des Jahres. Ich bin sehr froh darüber, dass dieses Jahr endet. Was ich jetzt brauche, ist das Kommando „alles auf Anfang“. Go.