Jahresendzeitfragebogen 2016.

2016 scheint in der Wahrnehmung vieler Menschen aus meinem persönlichen und virtuellen Umkreis ein annus horribilis gewesen zu sein. So viele Anschläge, Verluste, Tote, persönliche Krisen. Wir haben alle einen Preis gezahlt, um dieses Jahr zu Ende zu bringen.

Auch ich habe in diesem Jahr einen hohen Preis gezahlt. Den höchsten vielleicht, den ich mir vorstellen konnte. Ich habe eine große Liebe verloren. Der Tod war mir so nahe wie nur einmal in meinem Leben bisher. Und damals habe ich mich für das Leben entschieden, denn ich konnte entscheiden. Ganz im Gegenteil zum Mann, dessen Krankheit ihm keine Wahl ließ. Den Weg bewusst gemeinsam bis zur Gabelung zu gehen, war schwer. Mir fehlen heute noch die Worte für diese Zeit. Vielleicht ist es gut, die Bilder einfach verblassen zu lassen anstatt sie in Worte zu fassen.

Aber nun, so ist es, das Leben. Es bleibt nicht viel übrig, als sich damit zu arrangieren und das Beste daraus zu machen. Auch 2016 hat sein Gutes: es ist bald vorbei. Wenn Sie wissen wollen, wie das Resümee der letzten dreizehn Jahre so war, dann lesen Sie doch hier weiter: 2015, 2014, 2013, 2012, 2010, 2009, 2008, 2007, 2006, 2005, 2004 und 2003.*

*2011 habe ich ausfallen lassen. Aus Gründen.

Zugenommen oder abgenommen?
Menschen, die mich eine Weile nicht gesehen haben, rufen immer aus: „Oh, du bist aber schlank geworden!“ Was mich wundert, denn ich habe die gleiche Konfektionsgröße wie zu Beginn des Jahres und habe nicht viele Kilos verloren. Vielleicht rutscht alles einfach dem Boden entgegen und die Umwelt schaut nur bis zum Gürtelansatz?

Haare länger oder kürzer?
Kürzer. Der Zauberfriseur schnitt mir zuletzt einen kinnlangen Bob, der für tropentauglich erklärt wurde (und war). Aus meinen Haaren wird in diesem Leben keine Frisur mehr.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Blind wie eh und je. Ärztlich überwacht scheint sich der hohe Augeninnendruck gesenkt zu haben. Nur meine Lehrerinnen-Lesebrille nutze ich nun etwas häufiger.

Mehr ausgegeben oder weniger?
Weniger. Der Mann und ich sind zum Schluss ja kaum noch ausgegangen. Ich habe viel selbst gekocht, um ihm Appetit zu machen. Und im zweiten Halbjahr habe ich nur einmal richtig über Stränge geschlagen, als ich mir ein Lederkleid kaufte. Selbst der spontane Urlaub in Thailand war günstig.

Der hirnrissigste Plan?
Man sollte sich ja immer hinterfragen. Vielleicht war es die falsche Entscheidung, doch sofort wieder zu arbeiten, anstatt sich eine Auszeit zu gönnen. Vielleicht. Ich weiß es nicht. Jedenfalls hat sich das Schicksal dann etwas anderes für mich überlegt und nun darf ich ganz ungehindert und geauszeitet neue hirnrissige Pläne schmieden.

Die gefährlichste Unternehmung?
Keine. Das darf dann 2017 übernehmen.

Das beeindruckenste Buch?
„Unterleuten“ von Juli Zeh. Einige Beschreibungen kenne ich so genau, als hätte ich sie selbst erlebt (habe ich auch…). Auch die Idee, mich als gelernte Großstädterin auf ein Dorf oder in eine Kleinststadt zu verfrachten, hat mich ja schon das ein oder andere Mal bewegt. Ich bin aber nicht für dieses Klein-Klein gemacht. Ich muss ein- und untertauchen dürfen.

Der ergreifendste Film?
Ach Gottchen, da fragen Sie mich was! Äh, keiner?

Das beste Theaterstück?
Auf der Arbeit, bei der Arbeit. Eine öffentliche Verwaltung ist Drama und Komödie zugleich, immer unterhaltsam, und solange man nicht die Hauptrolle spielt und hinterrücks gemeuchelt wird, geht das Stück gut aus.

Die beste CD? Das beste Lied?
Auf meinen ÖPNV-Fahrten hatte ich einige Favorites im Ohr (CD? Hat ausgedient!): Ludovico Einaudi, Armand Amar, Anna Depenbusch, Maximo Park.

Das schönste Konzert?
Mit dem Bienenkönig in der Deutschen Oper. Das davor und das danach.

2016 zum ersten Mal getan?
Einen Menschen bis zum letzten Atemzug begleitet. Eine Beerdigung organisiert. Nachlass organisiert. Witwe geworden.

2016 nach langer Zeit wieder getan?
Alleine gereist. Freiheit im Kopf und im Herzen gespürt. Mich unversehens verknallt. (Und mühsam wieder entknallt. Sagt man das so? Es hätte was draus werden können. Aus Tabu-Gründen aber leider entfallen.)

Die meiste Zeit verbracht mit…?
Der Pflege des Mannes im ersten Halbjahr. Mit der Arbeit im zweiten Halbjahr.

Die schönste Zeit verbracht mit…?
Dem liebsten Gentleman. Auch in den letzten Tagen und Stunden seines Lebens haben wir noch miteinander gelacht.

Vorherrschendes Gefühl 2016?
Meine Gefühle hatten Nachrang. Ich musste funktionieren und habe es getan.

3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Krankheit, Tod, Verlust. Und ein bisschen Liebeskummer im Spätherbst.

Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Dass man die berufliche Strategie langfristig bewerten und fahren muss. Aber nun, wenigstens weiß ich, dass ich genügend cojones habe, wenn sie andere nicht haben.

Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Da zu sein.

Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Mir bis zum letzten Atemzug seine Liebe zu schenken. Mich zehn Jahre lang geliebt zu haben. Das ist so viel mehr als ich je erwartet hätte und je erwarten würde.

Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
Ich warte auf dich und sitze schon mal die Wolke weich.

Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
Hab eine gute Reise, mein Liebster.

2016 war mit 1 Wort…?
Verlust.

Mein Herz soll eine Diskokugel sein, habe ich mir für 2017 vorgenommen. Ich lasse genügend Licht darauf scheinen, dass es glitzert.

[Was schön war] #kw50.

Sich nach 22 Stunden Reise zuhause die Zähne zu putzen, zu duschen und mit Brille aufs Sofa zu legen, ist so unbeschreiblich schön.

#

Einige Ausflüge über die Insel gemacht, die nach den verheerenden Monsunregenfällen immer noch nicht überall befahrbar ist. Darum musste auch mein Reitkurs im Inselinneren ausfallen. In einem Tempel beim diensthabenden Mönch einen Good-Wish-Wisch erhalten. Irgendwas mit Witwe und dass das Glück auf mich wartet. Glauben wir es mal.

Irre lachende Buddhas mit gutem Karmafaktor.

#

Den Eso-Ex nochmal in seinem Wohnort zum Biertrinken getroffen. Er erzählte mir von seiner Zeit auf den Inseln. Das Paradies habe durchaus seine Schwächen: die zunehmende Kriminalität. Die Taxi-Mafia, bestehend aus sich mitunter bekriegenden Clans. Der schwächelnde Tourismus, weil die Partycrowd längst weitergezogen ist: nach Kolumbien, nach Argentinien, nach sonstwohin. Es gibt kein Paradies, dachte ich so bei mir. Egal, was die Umgebung bietet, irgendwo liegt immer ein Apfel herum, der mit Erkenntnis vergiftet ist.

#

Einen Kochkurs gemacht. Um, die Kursleiterin, und ich (als einzige Teilnehmerin, denn es ist ja Regenzeit und die Touristen gerade rar gesäht) bereiteten gemeinsam fünf typische thailändische Gerichte zu. Das Geheimnis – wie wohl in jeder Küche – sind frische Zutaten und die richtige mise en place. Sie schlüsselte mir genau auf, warum die einzelnen Zutaten in „Modulen“ zusammengestellt werden. Ganz klar aus Gründen der Frische, aber auch, weil an Ressourcen gespart wird. Brennstoff ist mitunter rar, langes Garen und Kochen kostet. Das Rezeptbüchlein habe ich mitbekommen und ich bilde mir ein, jetzt tatsächlich eine Tom Kha Gai, einen Glasnudelsalat mit Koriander, zwei Curries und Kürbis in Kokosmilch kochen zu können.

Glasnudelsalat – selbst gebaut!

#

Spannend fand ich, was die Kochlehrerin aktuell bewegte. Natürlich vor allem der Tod des Königs, der überall sichtbar mit großen, trauerflorgeschmückten Plakaten geehrt wird. Das scheint eine tiefgreifende Verunsicherung ausgelöst zu haben, zumal der Regent mehr als sechs Jahrzehnte die landesübergreifende Identitätsfigur war. Um erzählte mir aber auch von ihrer Familie, dem Zweijährigen, der seit einigen Wochen bei ihren Eltern auf dem Festland lebe, weil sie nach der Geburt der Zwillingsmädchen neben ihrem Job als Kochlehrerin (und aushelfende Köchin in einigen sehr guten Restaurants) schlicht keine Zeit für ihn gehabt hätte. Denn auch ihr Mann arbeite auf dem Festland in Vollzeit, ganz woanders, und hätte deswegen keine Zeit, sich um die Kinder zu kümmern. Die Nanny (von ihr „Baby-Sister“ genannt) habe sie auch schon zweimal wechseln müssen, weil diese entweder selbst kleine Kinder zu versorgen gehabt hätten oder krank geworden seien. Frauen und berufstätige Mütter scheinen überall auf der Welt die gleichen Probleme zu haben…

#

Eine Freundin macht seit 25 Jahren immer eine vorweihnachtliche Feuerzangenbowlenparty – und genau so lange kennen wir uns jetzt schon, wie wir anlässlich dieser Traditionsveranstaltung am Samstagabend feststellen konnten. Obwohl wir uns in Interessen und Charakter so gar nicht ähneln, ist sie immer eine Konstante im Hintergrund gewesen, ganz und gar nüchtern und mit einem scharfen Intellekt gesegnet, unbestechlich und eine gute Ratgeberin. Schön, dass es sie gibt.

#

Ja, und dann war natürlich noch das #pegelwichteln am Sonntagabend. Was das ist? Stellen Sie sich internetaffine Bekloppte vor, die über ganz Deutschland verteilt sind, und die sich nach einem von der Initiatorin ausgeklügelten System interessante, spannende oder einfach nur schlicht heftige alkoholische Getränke quer übers Land schicken und an einem via Doodle vereinbarten Abend gemeinsam konsumieren.

Mein verschicktes Getränk Nr. 1: Zirbenlikör der Tiroler Destillerie.

Gemeinsam heißt in diesem Fall: jeder an seinem Web-Device, jeder via Twitter, Mumble oder sonstwas verbunden. Es wird nach Rangfolge getrunken, bewertet und ziemlich viel Blödsinn getwittert.

 

Mein verschicktes Getränk Nr. 2: Sipsmith Gin – in der Jubiläumsedition zum 90. Geburtstag der Queen. Bottoms up, your majesty!

Mein verschicktes Getränk Nr. 3: Polnischer Kräuterwodka mit Pfefferminzaroma – das Rohrfrei unter den Wodkas.

Meine Wichtel sendeten mir einen sehr ladyliken Red Bartlett Williams Brand von Pircher, einen Kräuterlikör von Mr. Cuckoo aus dem Schwarzwald, einen Gin aus dem Berchtesgadener Land (!) von whobertus, einen Highland Single Malt of Glen Ord und einen Vermouth von Belsazer (rosé) aus Berlin. Allesamt (bis auf den Whisky, ich mag definitiv keinen Whisky) sehr lecker und witzigerweise hatte ich mir den Belsazer in der Dry-Version am Samstag gekauft, um für diesen sehr schätzenden Freunde etwas parat zu haben. Man sollte sich öfter auf die Suche begeben, Deutschland scheint eine ungeahnte Fülle an Gins, Likören, Rum (aus dem Spreewald!) und anderen Gesöffen zu haben, die es zu entdecken gilt. Und es macht einen Riesenspaß, diese mit anderen zu teilen! Ich freue mich jedenfalls auf das #pegelwichteln 2017!

Heimat reloaded.

22 Stunden Reise, sich dreckig und speckig fühlen und dennoch das Gefühl zu haben: schade, ich hätte einfach weiterreisen können. Noch ein Stückchen mehr eintauchen in die Welt Asiens. Nun doch endlich die große Kamera auszupacken und mich an eine Straßenkreuzung zu stellen und Fotos von Menschen und vom Leben zu machen. Geschichten zu suchen und mich von Geschichten suchen zu lassen. Rollkofferstories schreiben.

Berlin empfängt mich mit deutlich 30 Grad weniger und der üblichen Kaltschnäuzigkeit seiner Bewohner. Die Wohnung ist auch kalt, obwohl der Freund der schönen Nachbarin die Heizung hochgestellt hat, bevor ich komme (netter Freund, der).

Heimat reloaded ist auch nach nur 10 Tagen schwer. Ich fremdele noch. Der Rollkoffer ist noch nicht ausgepackt. Ob ich nicht einfach wieder in den nächsten Flieger…?

[Was schön war] #kw49.

Reisevorbereitungen sind immer schön, wenn man erst einmal den Tipping Point der Nervosität ueberwunden hat. Bei mir ist das dann der Fall, wenn ich meine Checkliste abgearbeitet habe. Checklisten finde ich spätestens unerlässlich, seit ich vor einer längeren Reise vergessen hatte, Kontaktlinsenreiniger einzupacken. Finden Sie mal in Asien Reiniger für harte Kontaktlinsen. Das ist da nämlich ziemlich unbekannt.

#

Bei einem schnellen Kaffee mit @littlebinf in einer Hotelbar am Hauptbahnhof Frankfurt wieder einmal gemerkt, wie wunderbar vielfältig diese Internetmenschen sind. Man kann sich sofort ein Stücck weit zuhause fühlen, wenn man diese vertrauten Fremden trifft. Ausserdem können sie, wie @littlebinf, bisweilen ganz ausserordentlich gute Weihnachtsplätzchen backen, die sie einem dann mit auf die Reise geben.

#

Im Flugzeug eine komplette Sitzreihe ganz für mich allein zu haben: unbezahlbar. Genau klein genug zu sein, dass man sich ausstrecken und schlafen kann: nicht in Gold aufzuwiegen.

#

Das Flugzeug konnte erst mit einer Stunde Verspätung abfliegen, weil mehrfach ein kompletter Neustart der gesamten Bordelektronik notwendig war. Wir saßen also teilweise im komplett dunklen Flugzeug. Man mag sich nun ungern die Situation vorstellen, dass das während eines Flugs passiert. Da hilft dann auch keine Ironie à la „Techniker ist informiert“. Aber wir flogen ohne Zwischenfälle, und ich konnte auch noch knapp meinen Anschlussflug erreichen.

#

Mir am ersten Tag ein komplettes Wohlfühlprogramm verordnet: die Thaimassage zauberte die Reste meines Hexenschusses fort, knallroter Lack verziert seitdem meine Fußnägel, und nachdem die Klimaanlage im Zimmer ausfiel, wurde ich kurzerhand geupgradet und habe nun ein Zimmer mit Privatminipool und allem Pipapo.

#


Mit einem schon seit langer Zeit auf der Insel und in Thailand lebenden Ex-Freund getroffen und einen lustigen Abend verbracht. Er ist immer noch auf spiritueller Sinnsuche, ich bin in seinen Augen immer noch ein typischer Wassermann. Grund genug, sich gut daran zu erinnern, warum ich mich damals trennte. Nichtsdestotrotz ist er immer unterhaltsam und zeigte mir einige der netteren Locations. Außerdem will er Bio-Bauer und Selbstversorger werden, irgendwo im Norden Thailands. Ich fände ja Bio-Brauer interessanter und absatzorientierter. Aber auch da gilt: ich bin halt ein am Geld (nun ja, nennen wir es mal lieber Unabhängigkeit) orientierter Wassermann, und er spiritueller Zwilling und noch dazu Ingenieur. Da sollte das mit der Bio-Bauerei für ihn ja ein Klacks sein.

#

Mir trotzdem und vielleicht auch gerade, weil ich unter der buddhistisch-lächelnden Oberfläche  bisweilen seine Einsamkeit spüren konnte, die Frage gestellt: Was macht das lange Reisen oder Leben alleine mit einem? Kann ich das? Will ich das? Ich mag nicht sofort mit Fremden in Kontakt kommen. Auch der ebenso gut organisierte wie lustige Abend mit einer Koch- und Cocktailmixgruppe konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass mein Reisen ein sehr einsames ist. Die täglichen Routinen sind daher wichtig; ohne sie würde ich den Halt verlieren. Ich brauche Aufgaben, auch für unterwegs.

#

Mir Gedanken über die Zukunft gemacht. Acht Monate gebe ich mir, wenn ich das Sabbatical wirklich wahr mache. Das sollte reichen für Kambodscha, Bali, Neuseeland (Drachenbootära-Freundin besuchen), Chile, Peru (vielleicht), Argentinien (Ex-Lover besuchen, Tango und Spanisch lernen), Costa Rica (vielleicht), Tobago (Schulfreundin besuchen), USA und Kanada (mit der Familie reisen) und noch einige weitere Ziele.

[Was schön war] #kw48.

Die schönen Erlebnisse und Dinge scheinen von Woche zu Woche kleinteiliger zu werden. Vielleicht ist es gerade diese Zeit, in der die Konzentration auf die Details gelenkt werden soll. Das große Ganze ist derzeit so gar nicht schön, nein.

#

Überraschende Widerlegung meiner pessimistischen Voraussage des Ergebnisses der Bundespräsidentenwahl in Österreich. Mal abgesehen davon, dass ich Hofer als extrem unsympathisch empfunden habe und Van der Bellen als etwas aus der Zeit gefallen, habe ich mich erst einmal kundig machen müssen, wie sich in den europäischen Nachbarstaaten die Machtzuschreibungen des Präsidenten darstellen. In Deutschland ist das Bundespräsidentenamt mittlerweile zu einem Grüßaugustamt verkommen und selten hat ein Amtsinhaber seine politisch verbriefte Macht ausgenutzt und einem seiner Ansicht nach nicht gut gestricktem Gesetz die Unterschrift verweigert. Eine – kurze – Liste dazu gibt es bei Wikipedia.

#

Die Familie und Freunde stützen mich und meine Einstellung zu bestimmten beruflichen Ereignissen. Dass ich ein politisches Bauernopfer wurde, war so nicht abzusehen. „Hodenlose Ungerechtigkeit“, so wurde es in einem hübschen Wortspiel auch genannt. Mein Trost ist, dass ich auch nach der Kündigung in den Spiegel sehen und mir sagen kann: richtig gemacht, so kann und will ich ohnehin nicht arbeiten, das widerspricht allen Rechts- und Ehrbegriffen meines Berufes und meiner selbst. Sag zur Kommunalpolitik leise Servus.

#

Über den alten Lebenstraum nachgedacht. Er scheint nun doch endlich Wirklichkeit zu werden. Es ist an der Zeit, dessen Machbarkeit anzugehen. Auch hier: uneingeschränkte Unterstützung von Familie und Freunden. Dieses Jahr bedarf einer Kompensation, und was, wenn nicht ein viertel- oder halbjähriges Sabbatical wäre besser geeignet dazu?

Nur die ursprünglich geplante Reiseroute wird ein wenig adaptiert werden, da ich ein, zwei Länder davon mittlerweile bereist habe. Es bleiben: Argentinien, Kambodscha, Neuseeland, Kanada, Jordanien, Iran, Madagaskar…

#

Der Zauberfriseur hat mir eine tropentaugliche Frisur verpasst. Jetzt noch eine strenge, schwarze Brille dazu und ich bin Gouvernante light. Hatten wir aber auch alles schon mal, diesen kinnlangen Bob trage ich alle sieben Jahre. Nur abgewechselt vom Deppenpony und dem Wunsch, endlich die weißen Haare rauswachsen lassen zu dürfen.

#

Mich aus der aktuellen Situation heraus- und einfach für 10 Tage auf eine thailändischen Insel zurückziehen zu können ist ein Luxus, den viele Menschen nicht haben. Ich habe solch ein Glück, dass ich die Zeit und das Geld besitze, um mir einen safe space zu kaufen.

#

Eine Kaffeeverabredung auf dem Weg in den Urlaub in Frankfurt getroffen. Aus virtuellen Bekannten und Freunden werden wieder einmal persönliche Begegnungen. Ich erwähnte sicherlich schon einmal irgendwo, dass Internet toll ist?

#

Vorfreude aufs #pegelwichteln. Vier Päckchen gepackt mit interessanten Spirituosen, die den Empfängern hoffentlich munden oder doch zumindest für Überraschungen gut sind. (Ich sage nur: Pegelwichteln 2015 und Galgantlikör!)

 

Alles auf Null.

Wie Anna Depenbusch es doch immer so passend in klingende Worte kleidet (Video):

Komm lass den Augenblick durch Deine Finger fallen
Es ist nie genug und doch zu viel von allem
Dreh die Zeit zurück, wir lassen Korken knallen
Und das Jahr beginnt noch mal
Wo ist die Sonne hin für so ein Sonnenkind
Wie Du es bist – ja, wie wir es sind
Süße, ich muss Dir jetzt was sagen:
Ich glaub, Du solltest mal was wagen
Alles auf Null – Alles neu – Alles andere ist vorbei
Ab heute wird wundervoll
Alles auf Null – Alles neu – Alles andere ist vorbei
Es wird gut, es wird groß, es wird Gold

Alles auf Null, also. Ich werde berichten.

Galgenhumor.

So manches Mal frage ich mich allerdings, ob das schon Zynismus ist oder doch einfach nur mein Leben.

(Warum ich nicht daran zerbreche? Fragen Sie doch mal Ihre Großeltern, warum sie an ihren Leben nicht zerbrochen sind.)

Lyrik zum Sonntag.

DÜRFEN, MÜSSEN, SOLLEN

Daß du mir fehlst
macht mir mehrere Probleme:

Erstens,
daß du mir
nicht fehlen
solltest.

Zweitens,
daß du mir
nicht fehlen
müßtest.

Drittens,
daß du mir
nicht fehlen
dürftest.

Viertens,
daß du mir
fehlst.

(Jörn Pfennig)

Ich werde mir zu Weihnachten unbedingt einen Gedichtband von Jörn Pfennig schenken müssen. Ich bin jetzt schon verliebt in seine Worte.

[Was schön war] #kw47.

Selten war ich gleichermaßen fasziniert wie abgestoßen von den Ereignissen einer Woche. Aber hier soll ja im Sinne der allgemeinen Lebensverbesserung nur das Schöne stehen. Nun denn.

#

Ich fasse den Dienstag zusammen: Arbeit. Dazu noch ein Erlebnis der besonderen Art, das mich nur noch kopfschüttelnd und sehr spät nach Hause kommen ließ. Im Nachhinein lache ich in mich hinein, denn eigentlich muss ich mir doch immer nur sagen: wer erlebt schon solche Possen, die sich kein Drehbuchschreiber ausdenken kann? Der geschätzte Bienenkönig wies mich darauf hin, dass es eher ein Tarantino denn ein Loriot sein müsste, der hier Regie führen dürfe. Ich bin von Natur aus nicht so blutrünstig wie der von mir ansonsten sehr verehrte Quentin Tarantino, aber in Momenten wie an diesem Dienstagabend käme mir schon eine Splatter-Szenerie vom Feinsten in den Sinn.

#

Ich wurde in einer Mail mit vielen positiven Attributen beschrieben. Das lässt mich lächeln und die Hoffnung nicht verlieren, dass sie dereinst Irgendjemanden dazu bringen, mein Herz stehlen zu wollen und nicht mehr herzugeben und mir im Gegenzug seines zu schenken. Ohne Wenn und Aber. Denken sie ruhig mal öfter in kitschigen Metaphern, das belebt den Geist.

#

Ein Mann namens Paterson. In einer Stadt namens Paterson. Jim Jarmusch hat wieder einmal einen sehr seltsamen Film gemacht, der offenbar nur eines im Sinn hat: dem Zuschauer die vierte Dimension abspenstig zu machen und ihm vorzugaukeln, eine ganze Woche mit dem Hauptdarsteller zu leben und dessen Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Ist uns allen nicht gelungen, aber dennoch hatten wir einen sehr interessanten Kinoabend und sprachen noch lange darüber. Ich bin so ungebildet, fällt mir dazu ein, ich mag Jim Jarmusch, aber ich habe nicht einmal ein einziges Zitat aus seinen früheren Filmen oder gar Hitchcockeske Kamerafahrten im aktuellen Film gefunden. Da sind die Freunde um so vieles fitter. (Das wäre mir bei meinem Tarantino aber nicht passiert!)

#

Mich in Vorschau auf eine schwierige berufliche Entscheidung frei im Kopf gefühlt. Ich lasse mich nicht mehr zum Spielball anderer machen und erpressen schon gar nicht. Lieber erhalte ich mir meine Selbstachtung und gehe.

#

A propos: Gehen Sie mal auf Diskokugel.de! Diese wunderbare Seite ist eine Huldigung an längst vergangene Clubs, Bars und Partylokalitäten in Berlin, zusammengestellt von D., der gemeinsam mit seiner Holden immer das Traumpaar der – Achtung! Früher hieß das noch Partypeople – Hipster der Neunziger und Zweitausender war. Nach erster Durchsicht erfreut festgestellt, dass ich gut dreiviertel aller Locations zumindest einmal besucht und offenbar wilde und erfüllte Nächte erlebt habe. Auf jeden Fall sind mir das Kunst+Technik sowie das ShinShin als Fixpunkte des legendären Sommers 99 in ewigwährender Erinnerung geblieben. (Und die mumifizierte Katze!)

#

Mir Gedanken über Tabus, eigene und fremde, gemacht. Darüber auf einige grundlegende philosophische und moralische Fragen gestoßen, die ich für mich noch nicht endgültig beantwortet habe. Filed under: lebenslanges Lernen.

#

Einen Loriot-Adventskalender geschenkt bekommen. Sonst wäre es das erste Mal seit zehn Jahren gewesen, in dem ich ohne Adventskalender hätte auskommen müssen. Der Mann als alter Weihnachtsfanboy organisierte Jahr für Jahr mal selbstgebastelte oder gekaufte Kalender für mich – im Gegenzug sauste ich dann am letzten Novembertag noch schwitzend durch Konfiserien, um nicht ganz dagegen abzufallen.

#

Einen kleinen Stollen geschenkt bekommen. Ich war und bin gesegnet mit lieben Menschen um mich herum.

Tabu.

Letztens wurde ich mit dem Tabu eines anderen konfrontiert. Eines, das ich gut verstehen kann, denn ich habe ein ähnliches.

Ein Tabu beruht auf einem stillschweigend praktizierten gesellschaftlichen Regelwerk bzw. einer kulturell überformten Übereinkunft, die bestimmte Verhaltensweisen auf elementare Weise gebietet oder verbietet. Tabus sind unhinterfragt, strikt, bedingungslos, sie sind universell und ubiquitär, sie sind mithin Bestandteil einer funktionierenden menschlichen Gesellschaft.

(Quelle: Wikipedia)

Tabu hat für mich etwas mit meinem persönlichen Ehrgefühl und Wertegefüge zu tun. Gesellschaftliche Tabus hingegen reizen mich geradezu zum Brechen derselben. Ein „Das tut man nicht“ war schon immer Anlass, darüber nachzudenken, ob das denn tatsächlich so sein muss. Wenn meine Frage nach dem Warum dann mit „was würden sonst die Leute denken“ beantwortet wurde, war die Sache klar. Vermutlich bin ich deshalb einmal zum Fast-Punk mutiert. Lila Haare und ziemlich viel Haarlack, Sie wissen schon, dazu noch poppig-bunte Sicherheitsnadeln in den Ohren, zerrissene Jeans und Doc Martens. Ein Pop-Punk.

Mein Tabu sind anderer Leute Eigentum und Partner, beides stehle ich nicht. Ob das eine mit dem anderen zusammenhängen mag? Vielleicht ist es eine Form von „das gehört sich nicht“, die sich in einem „das gehört dir nicht“ ausprägt. Ich bin noch nicht einmal in der Lage, aus fremden Gärten Äpfel zu klauen (ja, ich habe es probiert, dumme Geschichte, das mit den Nachbarn). Andere haben damit weniger Probleme, wie Freundin I. und ich letztens diskutierten. Ihre Grenze liegt da  etwas anders gelagert. Ihren Partner hat sie zwar nicht gestohlen, aber mit etwas Geschick und viel Charme aus einer (nicht mehr funktionierenden) Beziehung gelöst. Und, weil sie verliebt war. Ich könnte das nicht mal, wenn ich verliebt bin wäre. Oder doch? Nein. Ja. Nein. Jein.

Tabu und Gefühle – da widerstreiten zwei Dinge nicht nur in meiner Brust. Liebe Leser, was sind Ihre Tabus? Und unter welchen Umständen wären Sie bereit, diese zu brechen?

Sagen Sie es mir, ich verrate es auch nicht weiter.